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Produktdetails
- Verlag: Diogenes
- Seitenzahl: 207
- Abmessung: 190mm
- Gewicht: 280g
- ISBN-13: 9783257015942
- Artikelnr.: 24821504
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»Ein so hochliterarischer wie engagierter Zeitdiagnostiker.« Barbara Villiger Heilig / Neue Zürcher Zeitung Neue Zürcher Zeitung
Broschiertes Buch
Vier Kinder zwischen 6 und 16 Jahren verlieren zuerst den Vater und nicht lange darauf, die Mutter, und mit diesem Verlust beginnt eine chaotische Zeit, in dem sich die Geschwister streiten, entfremden, entwickeln um sich dann wieder näher zu kommen. Das die Kinder Vollweisen sind merkt …
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Vier Kinder zwischen 6 und 16 Jahren verlieren zuerst den Vater und nicht lange darauf, die Mutter, und mit diesem Verlust beginnt eine chaotische Zeit, in dem sich die Geschwister streiten, entfremden, entwickeln um sich dann wieder näher zu kommen. Das die Kinder Vollweisen sind merkt zunächst niemand, den die Familie lebte vor dem Tod der Eltern sozial und wohnlich isoliert, erst als Julie einen Freund hat beginnt das wahre Drama. Ein sehr gut geschriebenes makabres und düsteres Buch, mit beklemmender Atmosphäre in einer trockenen, lakonischen Sprache, zurückhaltend in Emotionen, kein Satz zu viel. Ich habe es sehr gerne gelesen, einzig die Übersetzung ist nicht 100% gelungen. Wenn möglich, die englische Ausgabe lesen!
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Broschiertes Buch
Sex sells
Der englische Schriftsteller Ian McEwan hat 1978 mit seinem vielgerühmten Romandebüt «Der Zementgarten» den Einstieg zu einer Weltkarriere geschafft, er gilt heute als der erfolgreichste Autor seines Landes. Zur Popularität beigetragen haben sicherlich diverse …
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Sex sells
Der englische Schriftsteller Ian McEwan hat 1978 mit seinem vielgerühmten Romandebüt «Der Zementgarten» den Einstieg zu einer Weltkarriere geschafft, er gilt heute als der erfolgreichste Autor seines Landes. Zur Popularität beigetragen haben sicherlich diverse Verfilmungen seiner Romane, die ausgeklügelte Konstruktion seiner Plots wie auch die von ihm favorisierten, psychologisch ergiebigen Thematiken Liebe, Selbstfindung, Verlust, Verrat, Vergänglichkeit, sind schließlich in ihrer Kombination ideale Vorlagen für filmische Adaptionen. Hinzu kommt, im vorliegenden Roman unübersehbar, die wie festzementiert ewig gültige Marketing-Erkenntnis: Sex sells!
«Der Zementgarten» beginnt mit einem Paukenschlag, sein erster Satz lautet: «Ich habe meinen Vater nicht umgebracht, aber manchmal kam es mir vor, als hätte ich ihm nachgeholfen.» In einer trostlosen Umgebung, im letzten noch nicht abgerissenen Haus einer Siedlung, die einer Straße weichen musste, lebt eine sechsköpfige Familie. Der Vater erleidet einen Herzinfarkt und fällt in ein frisch angelegtes Zementbett, mit dem er seinen Garten pflegeleichter machen wollte. Sein 13jähriger Sohn Jack, der dazukommt, wartet bewusst viel zu lange, bis er Hilfe holt. Als zwei Jahre später die Mutter zuhause stirbt, nach langer Krankheit und auf eigenen Wunsch ohne ärztliche Betreuung, melden die Kinder ihren Tod den Behörden nicht, weil sie dann als Waisen auseinandergerissen in irgendwelchen Heimen landen würden. Sie benutzen Sand und Zement des Vaters und lassen die Leiche der Mutter in einer Kiste im Keller verschwinden, die sie bis obenhin mit Mörtel auffüllen. Die älteste Tochter, die inzwischen achtzehnjährige Julie, nimmt die Stelle der Mutter ein, niemand merkt etwas, die kontaktarme Familie bekommt so gut wie nie Besuch. Der Haushalt verkommt allmählich, es ist ein heißer Sommer, die Jugendlichen haben Schulferien und lassen sich ziellos treiben, haben zu nichts Lust. Als Julie dann Derek kennenlernt, einen eitlen professionellen Billardspieler, und ihn nach Hause mitbringt, wird der schon bald misstrauisch. Er stellt einen merkwürdigen Geruch im Haus fest, der aus dem Keller kommt, und entdeckt die Kiste. Jacks Hund wäre dort begraben, sagen ihm die Teenager. Eines Tages albert Julie mit Jack herum, sie raufen miteinander, ziehen sich nackt aus, beginnen mit Petting. Derek, den Julie immer keusch auf Abstand gehalten hat, erwischt sie dabei. Er läuft empört aus dem Zimmer, Julie riegelt die Tür zu, es kommt zum Inzest; für Julie die Entjungferung, auch für Jack ist es das erste Mal. Wütend zertrümmert derweil Derek im Keller mit einem Vorschlaghammer den Zement und alarmiert die Polizei. Buch und Beischlaf enden mit Blaulicht.
Nicht nur die äußeren Kontakte fehlen dieser Familie, auch innerhalb herrscht eine bedrückende Verständnislosigkeit füreinander. Julie, die Älteste, sucht Bestätigung im Sport. Jacks Pubertät äußert sich im ständigen Onanieren, der Autor erspart uns nichts davon. Überhaupt ist Sexualität ein wichtiges Thema, in Doktorspielen ist die jüngere Schwester Sue Untersuchungsobjekt für Julie und Jack. Als sie dafür dann zu alt ist, nicht mehr mitspielt, verschanzt sie sich hinter ihren Büchern, kapselt sich ab. Der fünfjährige Nachzügler Tom schließlich reagiert mit einem Rückfall ins Babyalter.
Es sollte wohl ein Lehrstück der Psychoanalyse werden, was McEwan da, in uninspiriert einfacher Sprache aus der unbekümmert naiven Perspektive seines Ich-Erzählers Jack berichtet. Die Geschichte einer Verwilderung, deren Ursachen in der völligen sozialen Isolation ebenso liegen wie im Fehlen der elterlichen Autorität. Den Nachweis allerdings, dass zwischen chaotischer familiärer Situation und sexuellem Tabubruch ein Zusammenhang besteht, eindeutig ja Intention des Autors, bleibt er dem Leser schuldig. Das wäre auch kaum plausibel, inzestuöse Triebe gibt es schließlich in allen gesellschaftlichen Schichten. Es ist wenig überzeugend, was man da liest!
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