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Wissen, Bildung und Forschung sind schon lange keine Inseln der Glückseligen mehr, auf denen marktwirtschaftliche und handfeste kapitalistische Interessen keine Rolle spielen. Auch an Universitäten gilt, dass nicht selten erst dann geforscht werden kann und die neuesten Forschungsergebnisse in den Unterricht einfließen, wenn zusätzlich zum Hochschulbudget Fördermittel eingeworben werden oder Studiengebühren fließen. Immerhin, wer erfolgreich einwirbt, gehört zu den besonders Angesehenen in der Wissenschafts- und Gesellschaftselite Deutschlands.Mit dem Kampf um Fördermittel und den Status einer…mehr

Produktbeschreibung
Wissen, Bildung und Forschung sind schon lange keine Inseln der Glückseligen mehr, auf denen marktwirtschaftliche und handfeste kapitalistische Interessen keine Rolle spielen. Auch an Universitäten gilt, dass nicht selten erst dann geforscht werden kann und die neuesten Forschungsergebnisse in den Unterricht einfließen, wenn zusätzlich zum Hochschulbudget Fördermittel eingeworben werden oder Studiengebühren fließen. Immerhin, wer erfolgreich einwirbt, gehört zu den besonders Angesehenen in der Wissenschafts- und Gesellschaftselite Deutschlands.Mit dem Kampf um Fördermittel und den Status einer Exzellenzuniversität eng verknüpft ist auch das Leben des Hauptdarstellers dieser Biographie. Mischa Rochs Der vernetzte Zeuge sind allerdings keine gewöhnlichen Memoiren, sondern die Lebenserinnerungen einer in Künstlichen Intelligenz, die in einem personal digital assistant steckt. Sie führt uns vor Augen, was möglich und sogar wahrscheinlich wird, wenn Informations- und Kommunikationstechnologien sich durch die Hintertür der alltäglichen Gleichgültigkeit und medialen Übersättigung in unseren Alltag einschleichen und uns unversehens manipulieren und kontrollieren.In immer unkritischeren und unpolitischeren Zeiten, in denen zugleich die Technik eine zunehmend wichtigere Rolle spielt, besitzen Visionen wie diese kaum noch etwas Schreckhaftes. Bei genauerer Betrachtung wird jedoch klar, wie sehr wir bereit sind, Kontrolle abzugeben, Entscheidungen andernorts geschehen zu lassen und blind einem imaginären Ziel zu folgen.Der Autor weiß mit Insiderwissen zu fesseln und skizziert ein Szenario, von dem wir nicht genau wissen, ob es noch Zukunftsvision ist oder doch schon längst Gegenwart.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.04.2012

Im Hödelhauptquartier
Ein angebräunter Schlüsselroman über die TU Darmstadt

zos. DARMSTADT. Die Idee ist schön. Einen Roman zu schreiben, der das Exzellenzgewese an deutschen Unis persifliert, den Wettlauf zu den Fördertöpfen, die Produktion pompöser Antragspapiere, den Druck, neue Forschungsfelder zu beackern, nur weil gerade Geld da ist, um diese Felder zu düngen. Damit aus der schönen Idee ein gutes Buch wird, braucht es aber zweierlei. Erstens literarisches Talent. Zweitens einen kühlen Kopf, damit aus der Abrechnung kein Amoklauf wird. Mischa Roch hat weder das eine noch das andere.

Wer Mischa Roch wirklich ist, weiß vielleicht nur der Rheinlese-Verlag. Dort ist "Der vernetzte Zeuge" erschienen, mit dem Untertitel "Memoiren aus Forschung & Entwicklung". In dem Buch ist Mischa Roch eine künstliche Intelligenz, eine Art Super-Smartphone, das dem Präsidenten einer "Technischen Universität in Westdeutschland" geschenkt wird. Das Wunderding zeichnet Gespräche in der Chefetage auf und bekommt die geheimsten Geheimnisse mit, etwa die Pläne der Uni für den Exzellenzwettbewerb und die tiefe Verehrung des Hochschulleiters für seine persönliche Referentin.

Welche Uni der Anonymus beschreibt, ist mäßig schwer zu erraten, da der Phantasiepräsident Hans Jochen Hödel heißt - ein Spiegelbild oder besser Zerrbild von Hans Jürgen Prömel, dem ersten Mann der TU Darmstadt. Was Hödel-Prömel und seine akademischen Mittäter alles anstellen, verfolgt der Leser anfangs neugierig, bald aber genervt und schließlich nur noch im Überflieger-Modus. Denn vor allem der Mittelteil des Buches, in dem sich der virtuelle Mischa Roch in einer kryptischen Computerspielwelt verirrt, ist so rätselhaft wie die "Matrix"-Filmtrilogie, aber nicht halb so unterhaltsam.

Vollends ungenießbar wird das Werk dadurch, dass der offenbar rachsüchtige Autor seine Akteure als Nazi-Chargen aufmarschieren lässt. Der "Hochschulführer" residiert im "Hödelhauptquartier" und befehligt dort die "Leibstandarte HJ", publizistisch beraten von seinem Propagandaminister Föggels - im wirklichen Leben Jörg Feuck, Pressesprecher der TU. Der will auf jede offizielle Auseinandersetzung mit dem Werk verzichten, "solange es nicht in der ,Spiegel'-Bestsellerliste erscheint". Die Gefahr, dass das passiert, ist sehr gering.

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