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Dem Stein der Weisen wird die Kraft nachgesagt, Menschen zu verjüngen, Metalle in Gold zu verwandeln und alle Krankheiten zu heilen. Doch niemals ist es gelungen, den legendären Stein zu finden. Jetzt behauptet ein junger Mann, er könne das jahrhundertealte Rätsel lösen. Die Story ist eine Sensation, doch ist sie auch wahr? Der Chef eines Berliner Nachrichtenmagazins setzt seinen besten Mann auf den Fall an. Aber ganz gleich, wo Claasen recherchiert - immer war einer vor ihm da, er wird verfolgt und fast ermordet. Als er begreift, dass eine Reihe von Attentaten in der Stadt mit seiner…mehr

Produktbeschreibung
Dem Stein der Weisen wird die Kraft nachgesagt, Menschen zu verjüngen, Metalle in Gold zu verwandeln und alle Krankheiten zu heilen. Doch niemals ist es gelungen, den legendären Stein zu finden. Jetzt behauptet ein junger Mann, er könne das jahrhundertealte Rätsel lösen. Die Story ist eine Sensation, doch ist sie auch wahr? Der Chef eines Berliner Nachrichtenmagazins setzt seinen besten Mann auf den Fall an. Aber ganz gleich, wo Claasen recherchiert - immer war einer vor ihm da, er wird verfolgt und fast ermordet. Als er begreift, dass eine Reihe von Attentaten in der Stadt mit seiner Geschichte zusammenhängt und plötzlich seine Tochter mit dem Informanten verschwunden ist, weiß er, dass es jetzt ums Ganze geht ...
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.12.1999

Armer Hund mit Kater
Gregor Eisenhauer kreuzt unwillig die Bahn der Apokalypse

Ein Dokument der Unentschiedenheit ist Eisenhauers Romandebüt. Es ist mühsam und wenig unterhaltend, sich durch die permanente Identitätskrise eines Autors hindurchzuquälen, der diese Krise nicht zum literarischen Thema macht, sondern durch Literatur zu kaschieren sucht. Hin und her geworfen zwischen lyrischen Monologen, erotischen Idyllen, trivialen Dialogen auf sprachlich niedrigem Niveau und einer Handlung, die sich mehr staut als voraneilt, müht sich der Leser auf vierhundert Seiten ab, um am Ende zu erfahren, dass der Plot des Romans nichts als die Entlarvung einer Fiktion enthält.

Wenig einladend ist schon die Idee des Autors, als Ich-Erzähler einen abgetakelten Reporter namens Claasen zu erfinden, der sich für nichts anderes interessiert als die Aufrechterhaltung seines Alkoholspiegels und sich wie ein liebeskranker Hund durch die Berliner Straßen wälzt. Leider ist auch die Berliner Szenerie kaum geeignet, das Bewusstsein des Antihelden über seine unsägliche Provinzialität zu erheben. Von Katerkopfschmerzen geplagt, schleppt er sich fluchend von Berlin nach Potsdam und wird vom Trauma seiner gescheiterten Ehe verfolgt, während er in der S-Bahn das Spiegelbild seines zerfurchten Gesichts anstarrt. Die ständigen Reflexionen und inneren Monologe Claasens trösten kaum über den Mangel an Handlung hinweg, die Männerwitze sind so öde wie ein Abend am Stammtisch, und die große Verschwörung um den Stein der Weisen entpuppt sich als fiebriger Entmythologisierungsversuch eines fanatischen Antifanatikers. Die Freimaurer und Rosenkreuzer, die Alchimisten und Sinnsucher sind lauter Wahnsinnige und potentielle Amokläufer, doch selbst dieses Potential für einen Knüller à la Tarantino hat Eisenhauer nicht ausgeschöpft.

Wenn sich schon die Esoterikszene als Sammelsurium von Hochstaplern entpuppt, hätte man sich gewünscht, dass wenigstens der erotische Erzählfaden über Trivialität hinausführt. Dem ist aber nicht so. Leider erzeugen auch die über das Buch verstreuten Leichen, deren Blut von gläsernen Couchtischen tropft und in die Ritzen schwarzer Lederfauteuils verschwindet, nicht den erforderlichen Thrill, der Eisenhauers Debüt in der Liga der Kriminalromane eine Chance gäbe. Dass angesichts des Jahrtausendendes Apokalyptiker Hochkonjunktur haben, braucht man uns nicht auf vierhundert Seiten beizubringen; dazu genügt hin und wieder ein Blick in die Tageszeitung.

Wenn ein Autor von Grund auf davon überzeugt ist, dass alle Mythen nur Produkte verzweifelter Sinnsuche sind, die wir Menschen zwecks Selbstbetäubung hervorgebracht haben, dann hat er darauf verzichtet, seine Leser mit dem Glauben an ein Geheimnis zu faszinieren, selbst wenn dieses nur eine literarische Fiktion wäre. Aber durch Literatur seine Leser davon überzeugen zu wollen, dass Fiktion nichts als Fiktion ist, mutet eher wie ein von langer Hand geplanter Suizidversuch an. So ist es nicht verwunderlich, wenn am Ende eine dürre Ansammlung von Sätzen herauskommt, die uns nicht etwa mit der Überzeugung vom kollektiven Irresein aller Sinnsucher zurücklässt, sondern eher mit der Einsicht in die Ohnmacht der Aufklärung angesichts der Hartnäckigkeit menschlicher Grundbedürfnisse. Wenn schon die Aufklärung daran gescheitert ist, einen besseren Menschen zu schaffen, warum will sie dieses Vorhaben den Esoterikern streitig machen?

LORENZO RAVAGLI.

Gregor Eisenhauer: "Der Stein der Weisen". Roman. Eichborn Verlag, Frankfurt 1999. 412 S., geb., 39,80 DM

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