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Die Tragödie des spanischen Bürgerkriegs
Vor nunmehr 70 Jahren nahm die Tragödie des Spanischen Bürgerkriegs ihren Anfang. War Spanien ein militärisches Übungsfeld der Achsenmächte? Wollte die Sowjetunion hier ihren ersten Satellitenstaat errichten? War der Einsatz der deutschen Legion Condor kriegsentscheidend? Handelte es sich um einen Religionskrieg, oder um einen Krieg gegen den Faschismus?
Das vorliegende Buch führt in die wichtigsten Aspekte des Krieges ein, schildert die internationale Dimension des Konfliktes, erläutert die innerspanischen Zusammenhänge, den ideologischen
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Produktbeschreibung
Die Tragödie des spanischen Bürgerkriegs

Vor nunmehr 70 Jahren nahm die Tragödie des Spanischen Bürgerkriegs ihren Anfang. War Spanien ein militärisches Übungsfeld der Achsenmächte? Wollte die Sowjetunion hier ihren ersten Satellitenstaat errichten? War der Einsatz der deutschen Legion Condor kriegsentscheidend? Handelte es sich um einen Religionskrieg, oder um einen Krieg gegen den Faschismus?

Das vorliegende Buch führt in die wichtigsten Aspekte des Krieges ein, schildert die internationale Dimension des Konfliktes, erläutert die innerspanischen Zusammenhänge, den ideologischen Unterbau und zeigt die für die spanische Gesellschaft über Jahrzehnte währenden Folgen des Krieges.
Autorenporträt
Carlos Collado Seidel lehrt als Privatdozent Neuere Geschichte an der Universität Marburg.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.07.2006

Die Rückkehr der Vergangenheit
Vor 70 Jahren begann der Spanische Bürgerkrieg, der nicht nur ein nationaler, sondern ein europäischer Konflikt war
In der Nähe des Escorial, Kastiliens imposanter Kloster- und Schlossanlage, liegt das „Valle de los Caídos”: das „Tal der Gefallenen” - ein Mausoleum mit monumentalem, weit sichtbarem Kreuz, ein Symbol für den Sieg über die „rote” Republik und den Blutzoll, den das nationale Spanien hatte erbringen müssen, um angeblich das Land vor dem Bolschewismus zu retten.
Die Anlage hatte der militärische Führer der Aufständischen, General Franco, bereits während des Bürgerkrieges planen lassen. Es sollte die Stätte der Sieger sein: ein gewaltiges Mahnmal für die „Helden der Bewegung”. Als Franco 1975 starb und mit ihm mehr als 35 Jahre Diktatur zu Ende gingen, fand er im „Tal der Gefallen” seine letzte Ruhestätte: ein faschistischer Erinnerungsort, der bis heute Anlaufstelle für die versprengten Reste der extremen Rechten ist - und für dessen Erhalt die öffentliche Hand sorgt. Die spanische Demokratie ist an dieser sehr eigenen Art der Vergangenheitspolitik nicht zu Grunde gegangen. Im Gegenteil, für viele war der bewusste Verzicht auf jede Form der politischen und juristischen Aufarbeitung der Diktatur geradezu die Voraussetzung für den Erfolg und die Integration der zerrissenen Gesellschaft.
Vor 70 Jahren, am 17. Juli 1936, begann der Putsch gegen die Republik,
der sich rasch zum Bürgerkrieg und
zum ideologischen und militärischen Schlachtfeld ganz Europas ausweitete. In einer opulenten, anschaulichen Gesamtdarstellung erzählt der britische Militärhistoriker Antony Beevor aufs Neue und auf der Grundlage eines älteren Buches die Geschichte von politischer Gewalt, militärischer Eskalation und ideologischer Radikalisierung. Beevor ist ein Geschichtenerzähler im besten Sinne des Wortes; die strenge Analyse tritt bei ihm zugunsten wortgewaltiger Erzählung zurück. Das hat bisweilen Vorteile, weil seine Darstellung damit nicht nur für einen kleinen Kreis Eingeweihter spannend zu lesen ist; der narrative Grundton und der streng chronologische Aufbau haben aber auch Kosten, die vor allem die Einordnung seines Stoffes betreffen. Sein Hauptaugenmerk - und hier ist er ein absoluter Meister seines Fachs - gilt den militärischen Auseinandersetzungen zwischen Republik und „Nationaler Front”, während die politische Dimension des Bürgerkriegs, die inneren Frontlinien und Verwerfungen eher knapp behandelt werden.
Für den eiligeren Leser hat der Marburger Historiker Carlos Collado Seidel eine deutlich kompaktere Gesamtdarstellung verfasst. Er untersucht den Bürgerkrieg als „Geschichte eines europäischen Konflikts”: Die iberische Halbinsel war zur Projektionsfläche von Hoffnungen und Ängsten geworden; ein soziales Experimentierfeld und Symbol von Freiheit und Demokratie für die einen, ein Kampf gegen die verhassten „Roten” und heidnischen Bolschewisten auf der anderen Seite. Gleichzeitig war der Bürgerkrieg die internationale Bewährungsprobe dafür, wie weit die westlichen Demokratien bereit waren, angesichts der faschistischen Herausforderung wortreiche Unterstützung in tatkräftige Hilfe umzusetzen. Hitler und Mussolini erprobten hier ihre Waffen und setzten den Kampf gegen die labilen europäischen Demokratien fort; gleichzeitig unterstützte die Sowjetunion nach anfänglichem Zögern die Republik mit Waffen und Experten, während die Westmächte dem Untergang der Demokratie weit gehend tatenlos zusahen.
Die Gründe für das blutige Ringen im „Zeitalter der Extreme” lagen in der Verteilung des Landbesitzes in Spanien, in der Klassenspaltung, den regionalen Unterschieden und nicht zuletzt den Spannungen zwischen konservativ-katholischer Kirche und militantem Antiklerikalismus. Seidels Schwerpunkt liegt auf den Fragen der internationalen Beziehungen. Er zeigt sich hier als ausgewiesener Kenner, der die Sprengkraft des Konflikts und das halbherzige Taktieren der europäischen Länder deutlich macht und auch die inneren spanischen Verwerfungen seit dem 19. Jahrhundert streift. Etwas zu kurz kommen indes die unterschiedlichen Formen von Gewalt auf beiden Bürgerkriegsseiten und die Bedeutung der Religion als Teil des „Kulturkampfes”.
Gerade hier hätte sich zeigen lassen, wie stark auch die Forschungen zum Bürgerkrieg einem Wandel unterliegen. Diese Perspektive haben Walter L. Bernecker, der Altmeister der deutschen Spanienforschung, und einer seiner Schüler, Sören Brinkmann, in ihrem Buch konsequent und mit großem Ertrag weiterverfolgt. Sie verbinden die Geschichte des Bürgerkrieges mit ihrer Wirkungsgeschichte bis in die Gegenwart. Im Gegensatz zu Seidels Werk lebt das Buch von seiner Sensibilität für kulturgeschichtliche Fragen.
Verscharrte Opfer
So untersuchen die Autoren die „Gedächtnisorte des Franquismus” wie das „Tal der Gefallenen” oder die martialische Inszenierung der Schlachtruinen von Belchite. Anschaulich zeigen sie den Wandel der Erinnerung: Unterdrückung, Schweigen und Vergeben, Amnestie, Fortleben franquistischer Symbole und die seit Mitte der 90er Jahre zu beobachtende „Rückkehr der Vergangenheit”: eine Debatte, vergleichbar der in Ostdeutschland, mit ihren Straßenumbenennungen, dem Abbruch von Denkmälern und der Wiedergutmachung gegenüber politisch Verfolgten.
Für leidenschaftliche Diskussionen sorgt zudem die Exhumierung von Opfern der Gewaltherrschaft, die in Massengräbern verscharrt und aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden waren. Bernecker und Brinkmann haben ein, auch ungewöhnlich spannend bebildertes, Buch geschrieben, das auch dem empfohlen werden kann, dessen nächste Reise nach Spanien führt und der den „Kampf der Erinnerungen” im Straßenbild der Städte beobachten will.
DIETMAR SÜSS
WALTHER L. BERNECKER / SÖREN BRINKMANN: Kampf der Erinnerungen. Der Spanische Bürgerkrieg in Politik und Gesellschaft 1936-2006. Verlag Graswurzelrevolution, Nettersheim 2006. 378 Seiten, 20,50 Euro.
CARLOS COLLADO SEIDEL: Der Spanische Bürgerkrieg. Geschichte eines europäischen Konflikts. C.H. Beck, München 2006. 218 Seiten, 12,90 Euro.
ANTONY BEEVOR: Der Spanische Bürgerkrieg. C. Bertelsmann Verlag, München 2006. 618 Seiten, 26 Euro.
Zehntausende Opfer des Spanischen Bürgerkriegs liegen in anonymen Massengräbern. Erst in den letzten Jahren kam es zu Exhumierungen.
Foto: dpa
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Anerkennend äußert sich Rezensent Rudolf Walther über Carlos Collado Seidels Buch über den Spanische Bürgerkrieg, wobei er sich ausführlich der Vorgeschichte dieses Kriegs, der vor 70 Jahren begann, widmet. Auf Seidels Buch geht er dagegen nur kurz ein. Er bescheinigt dem Werk einführenden Charakter und lobt seine knappe und konzise Darstellung, die seines Erachtens auch für den Nichthistoriker bestens geeignet ist. Trotz des begrenzten Umfangs des Werks findet er darin alle Aspekte des Bürgerkriegs, insbesondere die internationalen Verflechtung abgehandelt.

© Perlentaucher Medien GmbH