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Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.12.2014

NEUE TASCHENBÜCHER
Wolf Larsen heißt
die Kanaille
Neben Herman Melvilles düsterem, von der Jagd nach Moby Dick besessenen Käpt’n Ahab gibt es wohl nur Jack Londons Wolf Larsen, Kapitän der Ghost, der so heftig, geradezu menschenfressend und doch unvergesslich faszinierend in die Unsterblichkeit der Literaturgeschichte hineingesegelt ist. „Der Seewolf“ erschien 1904 und wurde ein bis heute anhaltender Welterfolg. Der Roman wurde mindestens dreizehn Mal verfilmt, davon dreimal in Deutschland. Wäre es nur die Saga, wie der großstädtische, gebildete Journalist Humphrey van Weyden durch Schiffbruch an Bord der Ghost gerät und alle Stürme, Brutalitäten und Lebensgefahren übersteht und dabei zum selbst- und körperbewussten Mann wird, bliebe das Buch nur ein Abenteuerbildungsroman. Doch der bengalische Glanz und der diabolische Zauber, den dieser Roman ausstrahlt, gehen von eben jenem Wolf Larsen aus, der grausamer Tyrann und radikal materialistischer Denker ist, für den es weder Jenseits noch Seele gibt, denn: „Leben frisst Leben, bis das stärkste und gierigste übrig bleibt.“ Lutz-W. Wolffs Neuübersetzung lässt diesen infernalischen Charakter charismatisch leuchten.  HARALD EGGEBRECHT
  
      
Jack London: Der Seewolf. Aus dem Englischen von Lutz W. Wolff. dtv, München 2014. 408 Seiten,
9,90 Euro.
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