Marguerite Duras
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Der Schmerz
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Der Schmerz schildert die Trennung der Duras von ihrem Mann, dem Widerstandskämpfer Robert L., dessen Rückkehr aus Buchenwald sie so ersehnt hatte, der ihr dann doch fremd gegenübersteht und den sie nicht mehr lieben kann. Diese Geschichte einer Liebe, die nicht gelebt werden konnte, belegt die frühe schriftstellerische Meisterschaft und die große Persönlichkeit der jungen Duras.
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Duras, MargueriteMarguerite Duras wurde 1914 in Indochina geboren und lebte von 1932 bis zu ihrem Tod 1996 in Frankreich. Sie studierte in Paris Jura, Staatswissenschaften und Mathematik. Im Zweiten Weltkrieg war sie Mitglied der Résistance und wurde nach Deutschland deportiert. Nach dem Krieg arbeitete sie als Journalistin und schrieb zahlreiche Drehbücher und Romane und gilt alseine der Hauptvertreterinnen des "Nouveau roman".
Produktdetails
- Verlag: Hanser
- Artikelnr. des Verlages: 505/26645
- 4. Aufl.
- Seitenzahl: 208
- Erscheinungstermin: 23. September 2019
- Deutsch
- Abmessung: 196mm x 120mm x 20mm
- Gewicht: 258g
- ISBN-13: 9783446266452
- ISBN-10: 3446266453
- Artikelnr.: 57568468
Herstellerkennzeichnung
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8. Was Widerstand heißt
Die französische Schriftstellerin Marguerite Duras hatte einen blauen Schrank in ihrem Landhaus. In diesem Schrank fand sie, da war sie Ende sechzig, Schulhefte, die sie 1943 bis 1949, während des Kriegs und kurz danach, vollgeschrieben hatte und von denen sie behauptete, dass sie sie völlig vergessen habe. Aufgeregt rief sie einen Verlegerfreund an: "Komm, ich habe etwas Großartiges gefunden!" Sie war völlig außer sich. Das hier waren die Urszenen: Erinnerungen an die Jugend in Indochina; an den, der der "Liebhaber" werden sollte; die Totgeburt ihres ersten Kindes; der Tod ihres Bruders; die Aktivitäten in der Résistance; die Deportation und Rückkehr ihres Ehemanns Robert Antelme; die Geburt ihres
Die französische Schriftstellerin Marguerite Duras hatte einen blauen Schrank in ihrem Landhaus. In diesem Schrank fand sie, da war sie Ende sechzig, Schulhefte, die sie 1943 bis 1949, während des Kriegs und kurz danach, vollgeschrieben hatte und von denen sie behauptete, dass sie sie völlig vergessen habe. Aufgeregt rief sie einen Verlegerfreund an: "Komm, ich habe etwas Großartiges gefunden!" Sie war völlig außer sich. Das hier waren die Urszenen: Erinnerungen an die Jugend in Indochina; an den, der der "Liebhaber" werden sollte; die Totgeburt ihres ersten Kindes; der Tod ihres Bruders; die Aktivitäten in der Résistance; die Deportation und Rückkehr ihres Ehemanns Robert Antelme; die Geburt ihres
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Sohnes Jean. Lauter Fragmente, Entwürfe, zum Teil ganze Erzählungen.
Die Texte über die Résistance, die Rückkehr Roberts aus dem Konzentrationslager und die Folterung von Denunzianten durch die Mitglieder des Widerstands hat Duras damals überarbeitet und sie 1985 in ihrem Buch "Der Schmerz" veröffentlicht, das jetzt wieder erscheint. Es ist ihr bestes. Es fordert einen mit jeder Zeile heraus durch das, was erzählt und wie es erzählt wird. Mit kurzen unerbittlichen Sätzen - unerbittlich in der Deutlichkeit, mit der sie das Grauen benennt, unerbittlich aber auch in der Selbstbeobachtung. Duras gehörte mit Robert Antelme und Dionys Mascolo von 1943 ab zur Widerstandsgruppe um François Mitterrand, leistete Kurierdienste, nahm Juden und Mitkämpfer in ihrer Pariser Wohnung auf. In der Erzählung schont sie sich und die anderen Aktivisten nicht, die für sie, aufgrund der durch sie begangenen Folterungen, unweigerlich immer auch Täter sind: Mit sadistischer Lust lässt sie die Ich-Erzählerin der Folterung eines Kollaborateurs beiwohnen.
Das KZ, in dem Robert interniert ist, wird befreit, aber das Warten hört nicht auf. Als die Freunde Robert finden, erkennen sie ihn nicht. Er erkennt sie. Aus der Erinnerung beschreibt Marguerite Duras, wie sie ihn, zu Hause in Paris, am Leben halten, eine fremde Gestalt, an der alles unmenschlich geworden ist, selbst die Ausscheidungen. Sie beschreibt, wie sie ihn vorsichtig ins Leben zurückholt - um ihm am Ende zu sagen, dass sie ihn verlassen und mit einem anderen zusammenleben wird.
Julia Encke
Marguerite Duras: "Der Schmerz". Aus dem Französischen von Eugen Helmlé. Wagenbach, 208 Seiten, 10,90 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Texte über die Résistance, die Rückkehr Roberts aus dem Konzentrationslager und die Folterung von Denunzianten durch die Mitglieder des Widerstands hat Duras damals überarbeitet und sie 1985 in ihrem Buch "Der Schmerz" veröffentlicht, das jetzt wieder erscheint. Es ist ihr bestes. Es fordert einen mit jeder Zeile heraus durch das, was erzählt und wie es erzählt wird. Mit kurzen unerbittlichen Sätzen - unerbittlich in der Deutlichkeit, mit der sie das Grauen benennt, unerbittlich aber auch in der Selbstbeobachtung. Duras gehörte mit Robert Antelme und Dionys Mascolo von 1943 ab zur Widerstandsgruppe um François Mitterrand, leistete Kurierdienste, nahm Juden und Mitkämpfer in ihrer Pariser Wohnung auf. In der Erzählung schont sie sich und die anderen Aktivisten nicht, die für sie, aufgrund der durch sie begangenen Folterungen, unweigerlich immer auch Täter sind: Mit sadistischer Lust lässt sie die Ich-Erzählerin der Folterung eines Kollaborateurs beiwohnen.
Das KZ, in dem Robert interniert ist, wird befreit, aber das Warten hört nicht auf. Als die Freunde Robert finden, erkennen sie ihn nicht. Er erkennt sie. Aus der Erinnerung beschreibt Marguerite Duras, wie sie ihn, zu Hause in Paris, am Leben halten, eine fremde Gestalt, an der alles unmenschlich geworden ist, selbst die Ausscheidungen. Sie beschreibt, wie sie ihn vorsichtig ins Leben zurückholt - um ihm am Ende zu sagen, dass sie ihn verlassen und mit einem anderen zusammenleben wird.
Julia Encke
Marguerite Duras: "Der Schmerz". Aus dem Französischen von Eugen Helmlé. Wagenbach, 208 Seiten, 10,90 Euro
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»Marguerite Duras' bestes Buch.« F. A. Z.
Das auf ewig Unfassbare
Die französische Autorin Marguerite Duras ist als prägende Vertreterin des «Nouveau Roman» bekannt, ein Begriff, den Roland Barthes für eine neue Gattung in der Literaturwelt etabliert hat. Mit dem Band «Der Schmerz» hat sie 1985, wie …
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Das auf ewig Unfassbare
Die französische Autorin Marguerite Duras ist als prägende Vertreterin des «Nouveau Roman» bekannt, ein Begriff, den Roland Barthes für eine neue Gattung in der Literaturwelt etabliert hat. Mit dem Band «Der Schmerz» hat sie 1985, wie sie im Vorwort schreibt, alte Texte veröffentlicht, die sie vier Jahrzehnte nach der Niederschrift in ihrem Landhaus wiedergefunden hatte, an deren Existenz und erst recht an deren Entstehung sie sich absolut nicht mehr erinnern konnte. «Ich stand vor einer phänomenalen Unordnung des Denkens und des Fühlens, an die ich nicht zu rühren wagte und der gegenüber ich die Literatur als beschämend empfand». Der Stil, in dem sie verfasst sind, weist allerdings schon deutlich auf ihre später erschienene Prosa einer distanziert beschriebenen, eigengesetzlichen Welt hin.
Im ersten, fast die Hälfte des gesamten Buches umfassenden Teil mit dem Titel «Der Schmerz» schreibt die Autorin in chronologischer, tagebuchartiger Form über die albtraumhafte Trennung von ihrem Mann, der kurz vor Kriegsende als Mitglied der Résistance von den Nazis nach Deutschland deportiert wurde. Nach der Befreiung des KZs Buchenwald im April 1945 wartet sie verzweifelt auf ein Lebenszeichen von ihm, sie klammert sich wie eine Ertrinkende an jeden Strohhalm, verfolgt unbeirrt jede Spur, geht jedem Gerücht nach. Ein Auf und Ab der Gefühle, sie will wenigstens Gewissheit, und wenn es nur die im höchsten Grade wahrscheinliche Bestätigung seines Todes ist. Eines Tages kommt dann ein Anruf von Morland, einem Mitstreiter aus der Résistance, der in Wirklichkeit François Mitterand heißt, der spätere Staatspräsident Frankreichs: Ihr Mann lebe, man habe ihn im KZ Dachau aufgespürt. Halbtot wird er nach Paris gebracht, er ist nur noch ein menschliches Wrack, sterbenskrank, ohne realistische Überlebenschancen. Das Unwahrscheinliche geschieht gleichwohl, er überlebt und kommt ganz allmählich wieder zu Kräften, schreibt schließlich sogar ein Buch über seine Erlebnisse in Deutschland. Nach langen Monaten der Rekonvaleszenz kann sie ihm dann schließlich sagen, dass sie sich scheiden lassen müssen, dass sie ein Kind wolle, von einem anderen Mann. Trotzdem sitzt das Trauma ihrer durchlittenen Ängste auch nach mehr als einem Jahr immer noch so tief, dass sie schon zu weinen anfängt, sobald sie nur seinen Namen hört. Das Schreiben über diese Rückkehr, ihr Versuch, etwas über diese erloschene Liebe zu sagen, löst allmählich ihre ungeheuren inneren Spannungen. Und so schreibt sie, geradezu erleichtert, als Schlusssatz: «Ich wusste, dass er es wusste – dass er wusste, dass ich zu jeder Stunde eines jeden Tages dachte: Er ist nicht im Konzentrationslager gestorben.»
Der zweite Teil beginnen mit der Geschichte eines Gestapomannes, der am 1. Juni 1944 ihren Mann verhaftet hat, «eine bis in die Einzelheiten wahre Geschichte», wie sie im Vorwort schreibt. Durch den Kontakt mit ihm erhofft sie sich Informationen über ihren Mann, aber auch die Résistance profitiert davon. Beide belauern sich gegenseitig, es ist ein permanentes Katz-und-Maus-Spiel - bis zur Befreiung von Paris durch die Alliierten. Es folgen zwei Geschichten, im Vorwort als «heilige Texte» bezeichnet, über die sie dort schreibt: «Thérèse, das bin ich. Die, die den Denunzianten foltert, das bin ich. Die, die gern mit Ter, dem Milizionär, schlafen möchte, ebenfalls ich». Es folgen zum Schluss zwei weitere kleine, fiktionale Texte.
Mit der für sie charakteristischen schlichten, geradezu kargen Sprache und den besonders im Tagebuchteil vorherrschenden, stakkatoartigen Kurzsätzen wahrt Marguerite Duras die Distanz zu dem Grauen, über das sie schreibt und das den Leser, vermutlich gerade dadurch, besonders tief berührt. Ein lesenswerter Beitrag zum unmöglich erscheinenden Verständnis des auf ewig Unfassbaren!
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