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Ein Fotograf, das Ich der Erzählung, hat sich in einem Gasthof niedergelassen, um das Leben der Wirtsfamile und ihrer Gäste festzuhalten. In Wirklichkeit jedoch interessiert ihn nur Onkel Eugenio, der vollständig gelähmt in seinem Rollstuhl sitzt und dem Tod jeden Tag näherrückt. Mit besessener, gleichsam voyeuristischer Neugier beobachtet er den Niedergang eines alten Mannes, dessen Geschichte sich mit seiner eigenen auf geheimnisvolle Weise verschränkt. Die Beerdigungsfeier gibt ihm den Anlaß, sich in Rückblenden seiner von Schicksalsschlägen geprägten Vergangenheit zu erinnern.

Produktbeschreibung
Ein Fotograf, das Ich der Erzählung, hat sich in einem Gasthof niedergelassen, um das Leben der Wirtsfamile und ihrer Gäste festzuhalten. In Wirklichkeit jedoch interessiert ihn nur Onkel Eugenio, der vollständig gelähmt in seinem Rollstuhl sitzt und dem Tod jeden Tag näherrückt. Mit besessener, gleichsam voyeuristischer Neugier beobachtet er den Niedergang eines alten Mannes, dessen Geschichte sich mit seiner eigenen auf geheimnisvolle Weise verschränkt. Die Beerdigungsfeier gibt ihm den Anlaß, sich in Rückblenden seiner von Schicksalsschlägen geprägten Vergangenheit zu erinnern.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.06.1999

Rudern auf dem Zeitfluß
Paolo Maurensig wirft Schatten

Im Roman "canone inverso" (Spiegelkanon, 1997), mit dem Paolo Maurensig erstmals jenseits der Grenzen Italiens bekannt wurde, ersteigert ein österreichischer Adliger eine alte Violine und erhält so den Anstoß zur Wiederentdeckung eines aufregenden Kapitels der Familiengeschichte. Dem analytischen Verfahren, der allmählichen Aufdeckung von Vergangenheit, folgt auch die neue Erzählung "Der Schatten und die Sonnenuhr" ("L'ombra e la meridiana"). Aber hinzu tritt hier das kühle Beobachten einer "Bewegung auf den Tod" hin.

Der Ich-Erzähler ist ein Photograph, der mit der Kamera einen Todgeweihten geradezu überwacht, einen Gelähmten im Rollstuhl. So sehr ist er auf seinen Gegenstand fixiert, daß er sein Atelier aufgegeben und sich in dem Gasthof eingenistet hat, dessen Besitzerin den gelähmten Bruder pflegt. Wie ein Kommentar zu seiner makabren Obsession liest sich der Satz, die Photographie fixierte und kristallisierte die Realität: " Sie saugt in gewisser Weise dem Lebensfluß selbst das Blut aus und gibt als Leben aus, was nicht mehr Leben ist." Für die Wiederannäherung an die Vergangenheit findet der Autor ein schönes Bild: "In der Zeit zurückgehen, wie man einen Fluß hinauffährt!"

Erzählt werden mehrere Teilgeschichten: die vom Dilemma einer starken Bindung des Photographen an die Mutter und einer Haßliebe zwischen beiden, die Geschichte eines Scheiterns der Ehe, eines Versagens im Berufsalltag und eines gleichzeitigen starken Gebanntseins von den "physiognomischen Sequenzen" menschlicher Gesichter, die Geschichte des Gelähmten, der einmal der Geliebte der Mutter war. Und schließlich die Geschichte einer Neurose: Der Ich-Erzähler wird von einem übermäßigen Beicht- und Absolutionsbedürfnis getrieben und von Ekel- und Angstzuständen heimgesucht. Alle diese Geschichten greifen nicht recht ineinander; die Erzählung klemmt in den Scharnieren. So überrascht auch am Ende der Verlegenheitsschluß nicht mehr.

WALTER HINCK.

Paolo Maurensig: "Der Schatten und die Sonnenuhr". Erzählung. Aus dem Italienischen übersetzt von Irmela Arnsperger. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1999. 141 Seiten, geb., 24,- Mark.

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