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Matthew Sweeney, einer der bedeutendsten irischen Lyriker unserer Zeit, verabschiedet sich in seinem letzten Band mit starken, tiefberührende Gedichten - elegant übersetzt von Jan Wagner.
Vom ersten Vers dieses Bandes an ist klar: Hier schreibt ein Dichter um sein Leben. Mit seiner Gabe, auf kleinstem Raum haarsträubende Geschichten zu erzählen und Gegenwelten zu erschaffen, hält sich Matthew Sweeney, der 2018 verstarb, poetisch den Tod vom Leib, indem er ihn bei den Hörnern packt. Feindselige Eulen, unsichtbare Feinde sind ihm dicht auf den Versen, und der Mann auf der Flucht muss immer…mehr

Produktbeschreibung
Matthew Sweeney, einer der bedeutendsten irischen Lyriker unserer Zeit, verabschiedet sich in seinem letzten Band mit starken, tiefberührende Gedichten - elegant übersetzt von Jan Wagner.

Vom ersten Vers dieses Bandes an ist klar: Hier schreibt ein Dichter um sein Leben. Mit seiner Gabe, auf kleinstem Raum haarsträubende Geschichten zu erzählen und Gegenwelten zu erschaffen, hält sich Matthew Sweeney, der 2018 verstarb, poetisch den Tod vom Leib, indem er ihn bei den Hörnern packt. Feindselige Eulen, unsichtbare Feinde sind ihm dicht auf den Versen, und der Mann auf der Flucht muss immer neue Höhen seines Witzes und Einfallsreichtums erreichen, um ihnen zu entkommen. Mit diesem letzten Band verabschiedet sich Sweeney als einer der bedeutendsten Lyriker Irlands. In ihrer ungewöhnlichen Kraft und bleibenden Schönheit sind diese Gedichte ein Triumph über den Tod.
Autorenporträt
Matthew Sweeney wurde 1952 in Donegal, Irland, geboren und starb 2018 in Cork. Er war einer der bedeutendsten irischen Lyriker seiner Zeit. Auf Deutsch liegen von ihm die Auswahlbände Rosa Milch (2008) und Hund und Mond (Hanser Berlin, 2017) vor, beide in der Übersetzung von Jan Wagner.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.12.2021

Das dunkle
Zentrum
Matthew Sweeneys Gedichte
aus dem letzten Lebensjahr
In seinem Band „Der Wanderfalke“, einem der Grundbücher des Nature Writing, sichtet John Alec Baker nicht nur die titelgebenden Falken, sondern auch Tauben, Schnepfen und Eulen. Letztere sitzen meist irgendwo am Rand und beobachten die Szenerie. Manchmal tauchen sie aber auch wie aus dem Nichts auf: „Eine Eule stieg aus dem Wiesenstreifen, flog dicht an mir vorbei. Ihr rundes, weißes Gesicht blickte langsam nach hinten, der große hängende Kopf wandte sich in Staunen.“
Eine solche Eule huscht gleich zu Beginn von Matthew Sweeneys letztem Gedichtband über die Seiten. Nur dass es hier der Sprecher der Verse ist, der staunt. Staunt, weil er die Eule nie sieht, sondern immer nur hört, „ein schwaches Huhuhu“. Und weil er glaubt, dass die Eule eine Botschaft für ihn hat, „ein paar Worte, in ihrer Nachtsprache“, die ihm vermutlich aber nicht weiterhelfen würden, weil die Menschen diese Nachtsprache nicht verstehen.
Matthew Sweeneys „Der Schatten der Eule“ ist ein Abschiedsbuch. Die gut 70 Gedichte schrieb der Dichter aus Donegal fast allesamt in dem knappen Jahr, das ihm blieb, nachdem im Herbst 2017 eine unheilbare Krankheit diagnostiziert worden war. Schon in dem Auswahlband „Hund und Mond“ (2017) war der Tod einer der großen Anreger der Gedichte. Nun ist er das dunkle Zentrum, um das die titelgebende Eule kreist, in dessen Sog aber auch andere Flugwesen geraten: Krähen, Stare, Papageien, ein Albatros, und dazu Edgar Allan Poe’sche Raben und ein veritabler Engel.
Prolog und zugleich poetische Essenz ist der Zyklus „Die Eule“. In zwölf gleich langen Gedichten entwirft Sweeney zahlreiche Gedanken-Tableaus, in denen ein Schwarm riesiger blauer Vögel genauso auftauchen kann wie ein Käfer in einer Streichholzschachtel oder ein T-Shirt mit Eulenmotiv. Der Motor dieser Gedichte sind Fragen. Eine Sprechform, die nicht nur etwas vermittelt von jener Mischung aus Neugier und Skepsis, die Sweeneys Schreiben auszeichnet, sondern auch von dem Gefühl von Unsicherheit, oder genauer: tiefgreifender Verunsicherung, das den wartenden Sprecher umtreibt: „Diesen Zweifel hatte / sicher die Eule gesät – ich hatte sie unvorsichtig / werden lassen, nun gewann sie an Selbstvertrauen, / an Halt. Und ich war wieder an dem Punkt, / wo alles ungewiss war, wo sie mich haben wollte.“ Die Eule ruft in die Nacht oder hinterlässt ein paar Federn als Zeichen. Dann entzieht sie sich wieder. Nach und nach entwirft Sweeney ein atmosphärisches Netz der Bedrohung, in dem der Sprecher meint, von Gangs oder einzelnen Menschen verfolgt zu werden, die nach ihm suchen, um ihn wahlweise zu kreuzigen oder an den Galgen zu bringen.
Sweeney gelingt es in diesen Versen, Motive aus dem Eulenzyklus aufzunehmen, sie mit neuen Motiven anzureichern und alles in ein Gefüge aus Variationen zu verwandeln. Dazu gehören eine Zielscheibe, diverse Schachpartien oder ein Segelflugzeug, das mal durch einen Traum gleitet, mal auf dem Nachbardach landet. Immer wieder driften die Szenen auch ins Surreale ab. Eben noch öffnet sich in einem Gedicht die Aufzugtür, schon zeigt sich, dass die Kabine keine gewöhnliche ist, vielmehr einer bettartigen Schublade gleicht, mit Decke, Kissen, Laken – und ein paar blauen Lampen an der Seite, die unaufhörlich blinken. So ernst das mitunter klingen mag, so lustvoll hat Sweeney seine Verse doch ein ums andere Mal mit ironischen Volten durchzogen. Dabei findet er die schönsten Ideen in der Alltagssprache, in Redewendungen oder Kochrezepten etwa. Und er schafft es, selbst diesen scheinbar gewöhnlichen Wörtern die größte musikalische Kraft zu verleihen. Wie er aus den Buchstaben eines „glass of Malbec“ fast lautpoetisch die Formulierung „a CD of Baltic jazz“ hervorzaubert, ist eine Kunst für sich.
Für die Übersetzung ist es keine leichte Aufgabe, die oft langen Sätze, die rhythmischen Wechsel, Bilder und Klangfiguren nachzubilden. Jan Wagner hat hier immer wieder schöne Lösungen gefunden. Vor allem für die versteckten Reime und Assonanzen. Selbst aus einer klangstarken Fügung wie „We are thrown together, all of us, by winds / that come here from far-off worlds“ macht er ein noch musikalischeres „Wir werden allesamt zueinander gefegt von Winden, / die aus weit entfernten Welten kommen.“
Matthew Sweeneys Gedichte werden fehlen. Am Ende seines Bandes schreibt er Hommagen an sein Krankenbett, an den Schleim oder an den Bauarbeiter vor dem Fenster. Es sind melancholische Verse, in denen sich wundersame Ideen wie ein Maus-Sandwich oder ein Küchenchef namens Señor Morphium finden. So wie den Sprecher einmal der Meeresblick durch ein Fenster daran erinnert, dass er im Süden ist, erinnert ein Blick auf diese Verse an die Kraft der Poesie.
NICO BLEUTGE
„Wir werden allesamt zueinander
gefegt von Winden, / die aus weit
entfernten Welten kommen“
Matthew Sweeney:
Der Schatten der Eule. Gedichte. Aus dem
Englischen von
Jan Wagner.
Hanser Berlin, Berlin 2021. 200 Seiten, 24 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Nico Bleutge ist sehr bewegt von diesen Gedichten, die Matthew Sweeney in dem knappen Jahr geschrieben hat, das ihm zwischen der Diagnose einer tödlichen Krankheit und seinem Tod blieb. Alles kommt vor: die Bedrohung, die Verunsicherung, die Angst, der Tod. Letzter ist das "dunkle Zentrum" um das die Eulen und andere Vögel kreisen, so Bleutge. Beeindruckt beschreibt er wieviele Ideen Sweeney aus der Alltagssprache ziehen kann, wie das Thema immer wieder von "ironischen Volten" unterbrochen wird. Hier lernt man verstehen, was die Kraft der Poesie ist, so Bleutge. Ein großes Lob geht auch an den Übersetzer Jan Wagner.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Keine Zeile der letzten Gedichte von Matthew Sweeney möchte man missen. ... Insgesamt ein Gedichtband, der trotzig und witzig einführt in die ars moriendi, die Kunst des Sterbens. Keine Altersbeschränkung!" Hermann Wallmann, WDR3, 04.01.2022

"Er tat, was er immer getan hat: schreiben, nun mit dem Tod als Begleiter. Dieser ist denn auch das unheilvolle Zentrum des letzten, in der sehr schönen Übersetzung von Jan Wagner jetzt auf Deutsch erschienenen Gedichtbandes von Sweeney, 'Der Schatten der Eule.' ... Dieser Eulenband von Matthey Sweeney ist eine wunderbar gestaltete Einladung, sich seinem Gesamtwerk zu widmen." Gerrit Bartels, Tagespiegel, 28.01.2022

"So ernst das mitunter klingen mag, so lustvoll hat Sweeney seine Verse doch ein ums andere Mal mit ironischen Volten durchzogen. Dabei findet er die schönsten Ideen in der Alltagssprache, in Redewendungen oder Kochrezepten etwa. Und er schafft es, selbst diesen scheinbar gewöhnlichen Wörtern die größte musikalischeKraft zu verleihen. ... So wie den Sprecher einmal der Meeresblick durch ein kleines Fenster daran erinnert, dass er im Süden ist, erinnert ein Blick auf Sweeneys leuchtende Verse an die Kraft der Poesie." Nico Bleutge, Süddeutsche Zeitung, 16.12.2021

"Die meisten der Gedichte dieses Bandes sprühen vor Kraft, vor eindrucksvollen Bildern, zum Teil auch vor Komik." Beate Tröger, Deutschlandfunk, 27.12.2021

"Ich habe durchweg berührende, ergreifende Gedichte gelesen, die sich mit dem Gewahrwerden der letzten Dinge beschäftigen. Überwältigenden Gedichte, die auch dann berührend sind, wenn man nicht weiß, dass sie in der Todeserwartung geschrieben sind. Man spürt und liest sofort und ist sofort ergriffen von diesen poetischen Urszenen der Existenz. ... Diese Gedichte sind gleichzeitig physisch wie metaphysisch." Michael Braun, Deutschlandfunk, 27.12.2021

"Er läuft noch einmal zur Höchstform auf und feuert seine Texte wie Waffen ab, lässt sein volles Aufgebot fantastischer Einfälle aufmarschieren. ... Eine bis zuletzt lebendige Spielfreude." Moritz Klein, SR2 Kultur, 14.12.2021

"Matthew Sweeney erzählt in seinen Gedichten Geschichten. Diese handeln von realen wie surrealen Erlebnissen, von Träumen und Albträumen. ... Angesichts des Todes sind die Worte der Lyrik Matthew Sweeneys ,Waffe'. Das spürt man beim Lesen, ebenso aber auch Sweeneys Witz, seinen Hang zum Schwarzen Humor - und seine ungebrochene Lebenslust. Jan Wagner hat dies alles äußerst gekonnt ins Deutsche übertragen. ... Sweeneys Worte sind ein Zu-Spruch zum Leben, sind ein Lobgesang auf die Kraft der Poesie." Andreas Puff-Trojan, SWR 2, 22.03.22

"Der irische Dichter verwandelt, aller Trauer, aller Angst zum Trotz, sein Sterben in eine burleske Beschwörung des Alltags als Ausnahmezustand und ruft durch seinen herzzerreißenden Surrealismus das Gefühl hervor, als blättere man sich psalmenlesend durch die Lamellen eines Fliegenpilzes." Ingrid Mylo, Badische Zeitung, 11.12.2021

"Was Sweeney auszeichnet: dass er so viele Fährten auslegt ... Es gibt einen enormen Reichtum in diesen vielen Bedeutungen, die er auswirft." Elke Schmitter, Deutschlandfunk Kultur, 10.04.22
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