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Harold James untersucht die größte Finanzkatastrophe des 20. Jahrhunderts: den Zusammenbruch der Weltwirtschaft Ende der zwanziger Jahre. Sein Fazit: Die Situation ähnelt der heutigen in beängstigender Weise.
Damals brach ein weltweit ähnlich stark verflochtenes Wirtschaftssystem in der "Großen Depression" zusammen. Kann das heute wieder geschehen? Die Parallelen sind verblüffend und beängstigend,denn die Globalisierung gilt heute als unausweichlicher und unumkehrbarer Prozeß.

Produktbeschreibung
Harold James untersucht die größte Finanzkatastrophe des 20. Jahrhunderts: den Zusammenbruch der Weltwirtschaft Ende der zwanziger Jahre. Sein Fazit: Die Situation ähnelt der heutigen in beängstigender Weise.

Damals brach ein weltweit ähnlich stark verflochtenes Wirtschaftssystem in der "Großen Depression" zusammen. Kann das heute wieder geschehen? Die Parallelen sind verblüffend und beängstigend,denn die Globalisierung gilt heute als unausweichlicher und unumkehrbarer Prozeß.
Autorenporträt
Harold James, geb. 1956, ist seit 1986 Professor für Geschichte an der Princeton University. Er beschäftigt sich seit Jahren besonders mit der deutschen Finanzgeschichte. Er hat an der Geschichte der Deutschen Bank ebenso mitgearbeitet wie an der der Bundesbank.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.10.2003

Das süße Gift des Ressentiments
Eine Welt voller Ziele: Harold James über die Globalisierung und ihre Feinde
In der kurzen Geschichte der modernen Globalisierungskritik gibt es zwei große Erfolgserlebnisse der Bewegung: das Scheitern der Welthandelskonferenzen 1999 in Seattle und 2003 in Cancun. In beiden Fällen blockierten sich Industrie- und Entwicklungsländer gegenseitig, in beiden Fällen feierten die diversen Protestgruppen das Nicht-Ergebnis als Sieg für die Entrechteten dieser Erde: Je gebändigter die Globalisierung und je schwächer dabei die Welthandelsorganisation ist, umso besser.
Der Wirtschaftshistoriker Harold James schloss sein Buch über die neue Weltwirtschaftskrise knapp ein Jahr nach dem Desaster von Seattle ab. Er griff zwar auf ältere Forschungen über die Wirtschaftsgeschichte der dreißiger Jahre zurück, seine Brisanz bekommen diese Forschungen aber durch die Globalisierung der Gegenwart und ihre Kritiker. Der Brite James, Inhaber eines Lehrstuhls an der Princeton-Universität, ist heute vermutlich der beste Kenner der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Er machte auf sich aufmerksam durch Veröffentlichungen über die Deutsche Bank im Dritten Reich oder über Deutschland in der Weltwirtschaftskrise. Seine These in dem neuen Buch ist einfach: Globalisierung ist weder neu, noch ist sie schlecht für die Menschen, noch ist sie unaufhaltsam. Ein Zusammenbruch der Globalisierung ist möglich und der Beleg dafür ist die Weltwirtschaftskrise nach 1929. Die Wiederholung der Katastrophe ist keinesfalls ausgeschlossen, deshalb heißt das Buch im englischen Original auch: „The End of Globalisation”.
Ursache der großen Weltwirtschaftskrise war nicht der, im historischen Vergleich noch begrenzte Börsenkrach in New York vom 24. Oktober 1929, soweit reicht der Konsens der Historiker und Ökonomen. Aber woran lag es dann? James unterscheidet zwischen drei Zusammenbruchstheorien: Erstens könnte die Globalisierung an ihren eigenen Widersprüchen scheitern. Das wäre eine Theorie in der marxistischen Tradition, die auch heutzutage, etwa bei Finanzkrisen in Schwellenländern, bemüht wird. Zweitens könnte die Gegenreaktion der Globalisierungs-Opfer die weltweite Vernetzung des Kapitalismus zum Scheitern bringen. James selbst vertritt einen dritten Ansatz: „Er geht davon aus, dass die Globalisierung scheitert, weil die Menschen die psychischen und institutionellen Folgen der wirtschaftlichen Verflechtung nicht angemessen bewältigen können. Institutionen, vor allem solche, die eigens zur Bewältigung der Probleme der Globalisierung gegründet wurden, geraten in bestimmten Momenten der Krise so stark unter Druck, dass sie nicht mehr effizient arbeiten können. Sie werden zu den Hauptkanälen, durch die die Ressentiments ihre zerstörerische Wirkung entfalten.”
In den dreißiger Jahren war es die Wechselwirkung von Nationalismus, Überforderung der Nationalstaaten, schwacher Banken und einer unzureichenden Finanzarchitektur zusammen mit den ökonomischen Nachwirkungen des Versailler Vertrages, die den Welthandel und die internationalen Finanzströme zusammenbrechen ließen Entscheidend ist aber, dass James die Wurzeln der Katastrophe viel früher sieht: im ausgehenden 19. Jahrhundert. Die damalige Globalisierungswelle weckte in den Nationalstaaten das Bedürfnis nach Schutz, zunächst unter militärischen Vorzeichen, später auch unter sozialen. Bismarcks Sozialgesetzgebung, die Zollpolitik zum Schutz ostelbischer Junker und die aggressivere Außenpolitik des Deutschen Reiches gehören insofern zusammen. Damals wuchsen die Erwartungen an die nationale Wirtschaftspolitik und an die Geldpolitik der neuen Zentralbanken. „Der Nationalstaat, wie wir ihn kennen, ist eine Reaktion auf die Herausforderungen der ersten Globalisierungswelle”, schreibt James.
Damals wucherten die Ressentiments gegen importierte Waren (in England erfand man das Label Made in Germany zur Abwehr deutscher Produkte) und gegen Einwanderer; der Aufstieg des Antisemitismus begann, wobei „der Jude” in der reaktionären Propaganda zur Charaktermaske für den Spekulanten und das Fremde schlechthin wurde. „Mit der Ausbreitung von Ideen über den Schutz von Güter- und Arbeitsmärkten, aber auch von Kapitalmärkten waren die Voraussetzungen für das Drama der Weltwirtschaftskrise gegeben.” James’ Gedankenführung ist kühn, die Parallelen zur Gegenwart sind beklemmend.
Als das Buch des Historikers in den Vereinigten Staaten 2001 in die Buchhandlungen kam, stand das World Trade Center noch. Zwischen dem Erscheinen dort und der deutschen Übersetzung lagen der 11. September 2001, der Krieg in Afghanistan und der Irak–Krieg. In seinem Vorwort zur deutschen Ausgabe greift James diese Ereignisse auf; daher ist dieses Vorwort ein packender Essay von eigenem Wert. Für ihn gewinnen die Ressentiments gegen den Kapitalismus und die Vereinigten Staaten durch die militärische Reaktion auf den Terrorismus zusätzliche Brisanz: „Der Terror hat ein neues Klima des Misstrauens, der Polarisierung und der Suche nach Feinden geschaffen – und eben dies war eines seiner Ziele. Sie hat er die Welt verwundbarer für neue Wirtschaftskrisen gemacht.” Eine Pflichtlektüre für Globalisierer und ihre Gegner.
NIKOLAUS PIPER
HAROLD JAMES: Der Rückfall. Die neue Wirtschaftskrise. Aus dem Amerikanischen von Thorsten Schmidt. Piper Verlag, München 2003. 362 S., 22,90 Euro.
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"Eine Pflichtlektüre für Globalisierer und ihre Gegner." (SDZ)