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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.02.1996

Deutschland

"Der Pariser Platz". Von Laurenz Demps. 141 Seiten mit vielen schwarzweißen und einigen farbigen Abbildungen, Zeichnungen, Ansichten, Grundrissen und Plänen. Henschel Verlag Berlin, 1995. 48 Mark. ISBN 3-89487-215-2.

Berlin baut die Mitte Berlins, und was dabei so nach und nach herauskommt, macht mehr und mehr traurig. Was inzwischen von der Leipziger Straße bis Unter den Linden steht, stimmt nachdenklich und läßt das Schlimmste auch für den Paris Platz befürchten. Der soll im Prinzip im Jahre 1998 fertig sein. Entworfen und gebaut wird von jenen, die sich bereits in der Friedrichstraße und anderswo unrühmlich hervorgetan haben. Am einstigen Empfangssalon Berlins sicherte sich der "rationalistische" Architekt Joseph Paul Kleihues die Rechte für den Aufbau des Hauses mit der Nummer 7, in dem Max Liebermann einst Wohnung und Atelier hatte. Um den Entwurf ging es hin und her, und was uns Kleihues dort schließlich hinterlassen wird, weiß wohl in Berlin derzeit keiner so ganz genau. Weil das Brandenburger Tor mit dem Mauerfall angeblich "eine symbolische Bedeutung" erlangt haben soll, wird jetzt das nördliche Haus Liebermann und das südliche Haus Sommer nicht wie ursprünglich auf die historische Flucht gesetzt, sondern mit einem Abstand von zwei Metern "nur herangerückt". Die eigentliche Funktion des Stadttores wird negiert und das Brandenburger Tor zu einem Triumphtor gemacht, was es niemals war. Wenn der so sachkundige Laurenz Demps auf der buchstäblich letzten Seite seines eindrucksvollen und nachdenklich stimmenden Buches über den "Pariser Platz" die kritischen Worte der "Gesellschaft Historisches Berlin" zu den Plänen kundtut und hinzufügt, daß "der Autor sich anschließt und die Befürchtungen teilt", dann hat man seine Zweifel, ob diese Mahnung noch etwas bringen wird. Wer die hier abgelichtete Computersimulation des armseligen Entwurfs vom Januar 1995 betrachtet, wer obendrein Kleihues' Berliner Bauten vom Krankenhaus Neukölln bis zum Surfsegelhaus in der Kantstraße kennt, wird, auch wenn inzwischen Nachbesserungen vorgenommen wurden, wenn jetzt eine stärkere Gliederung der Fassade erfolgt, wenn Kapitel und Sockel mehr an- und abgesetzt sind, kaum davon zu überzeugen sein, daß es am Pariser Platz wieder einmal den Empfangssalon Berlins geben wird. Laurenz Demps und dem Berliner Henschel Verlag ist zu danken, daß sie dem interessierten Leser das historische Material über Vorgeschichte, Planung und Leben an diesem Platz in die Hand geben. (hph.)

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