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Produktdetails
  • Verlag: Stekovics
  • 2. Aufl.
  • Seitenzahl: 216
  • Erscheinungstermin: 4. Quartal 2008
  • Deutsch
  • Abmessung: 23mm x 237mm x 308mm
  • Gewicht: 1584g
  • ISBN-13: 9783929330922
  • ISBN-10: 392933092X
  • Artikelnr.: 08124176
Autorenporträt
Ernst Schubert (geb. 17. Juni 1927) ist ein deutscher Kunsthistoriker und Historiker.

Ernst Schubert studierte alte Sprachen und Geschichte. Im März 1952 wurde er mit Studien zur Einhardfrage promoviert, 1954 ging er an die Arbeitsstelle für Kunstgeschichte bei der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Dort war er vor allem mit der Weiterführung des Projektes zur Erfassung der deutschen Inschriften beschäftigt. Im Juli 1965 habilitierte er sich mit einer Arbeit über die Stifterfiguren im Naumburger Westchor. Im Jahr 1971 wechselte er an das Zentralinstitut für Alte Geschichte und Archäologie bei der Akademie der Wissenschaften der DDR. Seit 1977 gehörte er dem Domkapitel der Vereinigten Domstifter zu Merseburg, Naumburg und des Kollegiatsstifts Zeitz an, von 1984 bis 2003 als Dechant. Schubert ist seit 1991 Ordentliches Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt, deren Ehrenvorsitzender er heute ist,

sowie zahlreicher weiterer wissenschaftlicher Gremien. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Kunstgeschichte und Geschichte Mitteldeutschlands.

Janos Stekovics, geboren 1959 in West-Ungarn, Studium der Chemie in Veszprem, dann bis 1983 Betriebswirtschaft in Merseburg/DDR. 1984 in Ungarn Wirtschaftsredakteur, ab 1985 Fotoreporter der ungarischen Nachrichtenagentur MTI. Lebt seit 1989 in Passau sowie München; 1992 Gründung eines eigenen Verlages.

Janos Stekovics, geboren 1959 in West-Ungarn, Studium der Chemie in Veszprem, dann bis 1983 Betriebswirtschaft in Merseburg/DDR. 1984 in Ungarn Wirtschaftsredakteur, ab 1985 Fotoreporter der ungarischen Nachrichtenagentur MTI. Lebt seit 1989 in Passau sowie München; 1992 Gründung eines eigenen Verlages.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.12.1997

Der Laie auf dem Stuhl des Heiligen
Ernst Schubert deutet den Naumburger Dom und seine Kunstwerke · Von Otto Gerhard Oexle

Der Naumburger Dom gehört zu den Zimelien der mittelalterlichen Baukunst, insbesondere mit seinem Westchor und dessen vielerörterten Stifterfiguren aus der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts. Anhand der Geschichte ihrer Deutungen könnte man wohl eine Geschichte der deutschen Kunstgeschichte überhaupt schreiben. Der Kunsthistoriker Ernst Schubert, bester Kenner des Doms und als Dechant des Naumburger Domkapitels seit zwei Jahrzehnten mit der Leitung von Restaurierung und Instandhaltung des Bauwerks beauftragt, hat jetzt eine Monographie vorgelegt, die ohne Zweifel für lange Zeit die endgültige sein wird. Schubert bietet eine neue Deutung und Gesamtdarstellung des Baus und seiner Kunstwerke. Sie überzeugt den Historiker und ohne Zweifel auch den Kunsthistoriker, vermag aber zugleich jedem Leser dieses Denkmal großer Kunst vergangener Jahrhunderte anschaulich und verständlich zu machen.

Ein besonderes Glanzstück des Bandes sind die durchweg farbigen Abbildungen, die Janos Stekovics, Fotograf und zugleich Verleger, beigesteuert hat. Sie stellen eine vollständige Fotodokumentation dar und sind von einer Qualität und Eindringlichkeit, wie man sie vom Naumburger Dom und seinen Skulpturen noch nie gesehen hat. Faszinierende Detailaufnahmen erlauben fast haptische Eindrücke. Zum ersten Mal werden die mittelalterlichen Farbfassungen der Figuren erkennbar. Die Passionsdarstellungen des Westlettners und die Repräsentanten der höfischen Gesellschaft des dreizehnten Jahrhunderts im Westchor konnten nie zuvor so eingehend betrachtet werden.

Die Deutung dieser Stifterfiguren, vier Frauen und acht Männer, unter ihnen das berühmte Paar Ekkehard II., Markgraf von Meißen, und Uta von Ballenstedt, steht im Mittelpunkt des Buches. Die in der Kunst des Mittelalters einzigartigen Figuren sind mit der Konzeption des Chors unmittelbar verbunden, da sie aus demselben Stück wie die das Gewölbe tragenden Dienste gehauen wurden. Hier nehmen die Laien einen Platz ein, der eigentlich Heiligen vorbehalten ist. Viele der Dargestellten waren bereits im elften Jahrhundert verstorben und standen mit dem Bauherrn, Bischof Dietrich II. von Naumburg (1244 bis 1272), in weitläufiger Verwandtschaft.

Die Lebensnähe und Individualität der Darstellung ist oft gerühmt worden. Wie ist sie zu erklären? Schubert zeigt, daß nach dem Wissen des dreizehnten Jahrhunderts Ekkehard und sein Bruder Hermann von Meißen ihr Erbe, vor allem den Ort Naumburg, der Kirche gestiftet hatten, um die Erhebung dieses Ortes zu bischöflichem Rang zu fördern, daß sie hier Gemeinschaften von Mönchen und Nonnen gründeten, unter der Bedingung, daß der Bischofssitz von Zeitz nach Naumburg verlegt werde. Die Darstellung dieser und anderer Stifter des Naumburger Doms dienten also der Memoria, dem Totengedächtnis, wie Schubert gegen ältere historische wie kunsthistorische Deutungen definitiv darlegt.

Beim Gottesdienst wollte man die Toten "wirklichkeitsnah" und "unmittelbar" vergegenwärtigen. Und Schubert kann zeigen, wie diese "wirklichkeitsnahe Vergegenwärtigung" der Toten in die Liturgie eingebunden war, deren Spuren an den Steinen noch heute erkennbar sind. So verweist die Darstellung dieser Toten auch auf die Geschichte, sie war damals also auch ein kulturelles Gedächtnis für die Lebenden - und ist es noch heute.

Ernst Schubert: "Der Naumburger Dom". Mit Fotografien von Janos Stekovics. Verlag Janos Stekovics, Halle an der Saale 1997. 216 S., geb., 98,- DM.

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