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Künstlerausgabe mit 35 Farbradierungen des Bilderbuchkünstlers Erhard Dietl in bibliophiler Sonderausstattung, zum Verschenken und Sammeln schön! "Der Nasenkönig" - ein bibliophiles Kleinod mit vergnüglichen, schrulligen und skurrilen Ringelnatztexten für kleine und große Bilderbuchliebhaber. - Morgenwonne Ich bin so knallvergnügt erwacht. - Ich klatsche meine Hüften. - Das Wasser lockt. - Die Seife lacht. - Es dürstet mich nach Lüften. - Ein schmuckes Laken macht einen Knicks Und gratuliert mir zum Baden. - Zwei schwarze Schuhe in blankem Wichs Betiteln mich "Euer Gnaden". - Aus meiner…mehr

Produktbeschreibung
Künstlerausgabe mit 35 Farbradierungen des Bilderbuchkünstlers Erhard Dietl in bibliophiler Sonderausstattung, zum Verschenken und Sammeln schön! "Der Nasenkönig" - ein bibliophiles Kleinod mit vergnüglichen, schrulligen und skurrilen Ringelnatztexten für kleine und große Bilderbuchliebhaber.
- Morgenwonne Ich bin so knallvergnügt erwacht.
- Ich klatsche meine Hüften.
- Das Wasser lockt.
- Die Seife lacht.
- Es dürstet mich nach Lüften.
- Ein schmuckes Laken macht einen Knicks Und gratuliert mir zum Baden.
- Zwei schwarze Schuhe in blankem Wichs Betiteln mich "Euer Gnaden".
- Aus meiner tiefsten Seele zieht Mit Nasenflügelbeben Ein ungeheurer Appetit Nach Frühstück und nach Leben.
Autorenporträt
Joachim Ringelnatz, 1883 in Wurzen bei Leipzig geboren, zeigte als Hans Bötticher, der sich später Joachim Ringelnatz nannte, schon früh Spürsinn fürs Abenteuerliche und Skurrile. Nach der Schulzeit fuhr er vier Jahre lang zur See, war im Ersten Weltkrieg Kommandant eines Minensuchbootes. 1920 tauchte er in der Münchner Boheme auf und rezitierte im 'Simpl'. Dort entdeckte ihn Hans von Wolzogen für seine Berliner Kleinkunstbühne 'Schall und Rauch'. Entscheidenden Erfolg errang Ringelnatz mit den 'Turngedichten' und den Liedern vom Seemann 'Kuttel Daddeldu'. Als reisender Artist trug er überall seine Verse vor und wurde zu einem Klassiker des deutschen Humors. 1933 Auftrittsverbot und Beschlagnahme seiner Bücher. Völlig mittellos geworden, starb er 1934.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.07.2005

Mach mal Platz für Ringelnatz
Illustrierte Gedichte zum aufmüpfigen Kichern

Peter Rühmkorf hat voller Bewunderung gesagt: "Vor Gottfried Benn stehe ich stramm, aber vor Ringelnatz knie ich." Eine erstaunliche Bemerkung, denn sie setzt Joachim Ringelnatz alias Hans Gustav Bötticher in die Ehrenloge des Pantheons deutscher Dichtung. Da vermutet ihn kaum einer. Der Bohemien und Kabarettist Ringelnatz, der dünne Mann mit der langen Nase, trug seine Verse in Künstlerlokalen öffentlich vor. Das Publikum schätzte das und amüsierte sich. Na gut, juxige Kleinkunst eben, denkt man. Manchmal frech, manchmal enorm frech, manchmal lieb, aber mit geringer Halbwertszeit. An diesem Image änderte sich auch nicht viel in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Bücher des von den Nazis verfemten Dichters neu aufgelegt wurden. Sie wurden auch viel gekauft und gelesen. Wer kennt nicht "Publikum - noch stundenlang - / Wartete auf Bumerang" oder die Ballade von den auswanderungswilligen Ameisen, die bis Altona kamen? Ins Herz geschlossen wurden andere Dichter, Hesse zum Beispiel.

Ringelnatz ist aber ein erstrangiger Kandidat für den Platz in unserem Lyrik-Herzen. Es gibt keine Gemütsregung, für die er nicht ein überraschendes Wort, einen irritierenden Reim gefunden hat. Man kann ihn leise und laut lesen, allein oder in einer Gruppe. Und er ist, wie der unsterbliche Wilhelm Busch, in gleichem Maße ein Dichter für Erwachsene und Kinder. Aber Vorsicht! Wer ihn für einen Verfasser humoriger Schnurren hält, muß mit heftigen Überraschungen rechnen. Ringelnatz schrieb ausgefuchste Verse, voll der liebenswürdigsten Unverschämtheiten, deftig bis zur kunstvollen Widerwärtigkeit, voll der hintergründigsten Spöttereien und der zärtlichsten Bitterkeit. Ihr Klang und ihre Botschaften sind manchmal gewöhnungsbedürftig. Manche seiner Gedichte passen schon in den Kindergarten. Andere hebt man sich besser auf für die coolen Jahre ab zehn. Ringelnatz-Gedichte halten es gut aus, uns ein Leben lang zu begleiten.

Es ist deshalb zu begrüßen, daß sich jetzt gleich zwei Verlage mit einer Sammlung von Ringelnatz-Gedichten an ein junges Publikum wenden. Beide Bücher sind geradezu opulent illustriert, was auch ein wenig problematisch ist. Es gibt nur sehr wenige Überschneidungen, weil die beiden Verlage unterschiedliche Konzepte verfolgen. Der Aufbau-Verlag druckt, das hätte er auch ruhig kenntlich machen können, eine zuerst 1924 erschienene Gedichtsammlung nach, die stark von Dada und der Bürgerschreck-Mentalität der frühen 1920er Jahre geprägt ist. Neben wunderbar leichten Wortspiel-Gedichten stehen hier auch ironisch (also auch ein bißchen ernst) gemeinte Anleitungen, die Eltern so richtig in Rage zu bringen. "Wenn deine Mutter kommt, mache ein dummes Gesicht; / Sage ganz einfach: ,Ich war es nicht!'" Eine ganze Mannschaft von namhaften Künstlerinnen (Isabel Pin, Katja Wehner) und Künstlern (Michael Sowa, Norman Junge, Aljoscha Blau) haben die Gedichte mit widerborstigen Illustrationen versorgt, zuweilen auch überversorgt. So machen Michael Sowa und Norman Junge mit ihren Bildern die Texte manchmal wilder, als sie sich anhören. Trotzdem muß man häufig grinsen, etwa über das faule Krokodil, das sieben Jahre schlief. "Und schließlich schien es tot zu sein." Isabel Pin hat den Unterschied zwischen Schein und Sein in einem Augenschlitz eingefangen.

Der Sauerländer Verlag ist anders vorgegangen. In seine Gedichtsammlung wurden mehrheitlich sanftere und verspielte Gedichte aufgenommen, etwa die schönen "Kindergebetchen" mit so hinreißenden Reimen wie "Ich bin ein armes Zwiebelchen, / Nimm mir das nicht übelchen". Zwischendurch geht es aber auch hier ganz schön derb zu: "Fünf Kinder genügen / Um eine Großmama zu verhauen." Diese Sammlung ist von Radierungen Erhard Dietls illustriert. Sie überzeugen vor allem immer dann, wenn es um Klein- und Minidarstellungen geht. Erhard Dietls Mäuse und Bienen sind unschlagbar.

Letztlich geht es jedoch um die Texte; da sollten sich die Illustrationen nicht zu sehr in den Vordergrund drängen. Das geschieht zuweilen in beiden Bänden. Ringelnatz' Gedichte brauchen das nicht, aber es schadet ihnen auch nicht. Denn sie sind putzmunter wie am ersten Tag. Sie verbergen ihre artistische Vollkommenheit unter einem schnoddrigen Ton mit vielen Untertönen. Peter Rühmkorf hat völlig recht: Ringelnatz gehört zu den Großen.

WILFRIED VON BREDOW

Joachim Ringelnatz: "Der Nasenkönig". Mit Radierungen von Erhard Dietl. Verlag Sauerländer, Düsseldorf 2005. 45 S., geb., 19,90 [Euro]. Ab 4 J.

Joachim Ringelnatz: "Geheimes Kinder-Spiel-Buch". Mit Illustrationen von Michael Sowa, Isabel Pin, Norman Junge, Katja Wehner und Aljoscha Blau. Aufbau Verlag, Berlin 2005. 40 S., geb., 15,- [Euro]. Ab 4 J.

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Wilfried von Bredow hat in diesem Ringelnatz-Bilderbuch "mehrheitlich sanftere und verspielte Gedichte" aufgenommen gefunden. Nur ab und zu hat er ein paar derbere Verse gefunden. Insgesamt betrachtet er Joachim Ringelnatz als einen "ganz Großen" der deutschen Dichtung. An den Radierungen, mit denen Erhard Dietl die Edition ausgestattet hat, hat von Bredow an sich nichts auszusetzen. Im Gegenteil, eigentlich findet er besonders die Klein- und Minidarstellungen von Mäusen und Bienen "ziemlich unschlagbar": Trotzdem stört ihn ein bisschen, dass sich die Illustrationen etwas zu sehr in den Vordergrund drängen. Ringelnatz' Verse, und ihre unter schnoddrigem Tonfall verborgene artistische Vollkommenheit hätten sie nämlich im Grunde überhaupt nicht nötig.

© Perlentaucher Medien GmbH