Als Hálldor den Vulkan Fretla besteigt, um die schöne Seismologin Lára zu interviewen, entsteht zwar kein brauchbares Interview, dafür wird auf einem Seehundsfell Pétur gezeugt. Lára verschwindet unmittelbar nach Péturs Geburt, und so übernimmt Hálldor die Mutterstelle. Ein Roman über eine isländische Kindheit, über das Heranwachsen und Älterwerden und "die Lächerlichkeiten, die insgesamt den Namen der Liebe tragen". "Eine außergewöhnliche Vater-Sohn-Beziehung: dicht und sehr poetisch, mit einer schönen Spannung zwischen isländischer Sagenwelt und sehr normaler Gegenwart." BRIGITTE
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.08.1998Der Gegner ist zu schwach
Göran Tunströms "Mondtrinker" · Von Hermann Kurzke
In Island gibt es Gegenden, da sieht es aus wie im Weltraum. Es sieht nicht nur so aus. "Wir sind draußen im Weltraum, Pétur", sagt Vater Hálldor zu seinem Sohn. Er ist Poet und Rundfunksprecher, prinzipienlos und deshalb voll unbegrenzter Möglichkeiten. Natürlich, wenn wir nur unsere Nasen in die Luft stecken, sind wir im Weltraum. Wir müssen nur die Augen weit genug stellen. Dem, der eins ist mit allem, was lebt, ist das Universum ein einziges pochendes Herz. Er spürt den Schimmer - "Skimmer" ist der schwedische Titel des Buches -, eine gigantische Sehnsucht erfüllt ihn nach etwas, das mehr ist als unser gewöhnliches Leben. "Manchmal glaube ich um die Ecke der Zeit einen starken Apfelduft aus dem Weltraum zu spüren."
Göran Tunström will uns metaphysisch Vertrocknete aufgehen lassen wie wundersame Blumen. Der im Jahre 1937 geborene, in der schwedischen Provinz Värmland aufgewachsene Schriftsteller trat Mitte der siebziger Jahre mit einer Reihe von autobiographischen Romanen hervor. Seinen Durchbruch erzielte er mit "Solveigs Vermächtnis"(1983). Für diese Auslotung des Grenzlandes zwischen Klarheit und Wahn erhielt er 1984 unter anderem den Preis des Nordischen Rates; das Buch erschien aber erst fünf Jahre später in Deutschland. Nicht nur, weil er Selma Lagerlöf hier als leibhaftige Romanfigur auftreten läßt, wird er oft als Fortsetzer dieser spezifisch värmländischen Erzähltradition angesehen.
Tunström gilt heute als einer der wichtigsten schwedischen Schriftsteller überhaupt. Er ist kein Sektierer, kein Esoteriker, er will uns nicht für irgendeine Glaubensfraktion gewinnen, auch nicht für die christliche, obgleich in "Der Mondtrinker" seinen Hálldor manchmal vergessene Kirchenlieder überfallen nebst der erstaunten Frage, wo eigentlich die verborgene Ader des Gebetes wiederzufinden sei. Jedenfalls nicht bei Pastor Magnusson, der Pfefferminzlollis lutscht zwischen "geheiligt werde Dein Name" und "Dein Reich komme". Hálldor verlangt von ihm Paradoxes: "Obwohl ich nicht gläubig bin, will ich keinen Priester, der sich keine vierzig Tage und vierzig Nächte in der Wüste aufgehalten hat. Ich will keinen Pfaffen, der nicht mit Gott gerungen und tiefe Wunden erhalten hat." Was Hálldor sonst alles will: daß wir den Berg atmen hören und das zarte Flüstern des Daseins, daß wir uns wieder eine Seele zutrauen, daß wir im weiten Weg des Sterbens das Leben fühlen. Im Augenblick des Todes werden wir dann verblüfft sein. Wenn wir aber nur Tüten voller Blut, Schleim und Knochen wären, wie sollten wir dann den Mut zum Sterben aufbringen?
Mit der Rückkehr zur Bürgerkirche wäre da nur wenig getan. Tunström gibt sich als Ungläubiger, der sich kosmisch entwirft. Er hat gehört, daß das moderne Ich nur noch eine Ansammlung sei. Es geht nicht mehr darum, sich zu finden, sondern darum, sich zu erfinden. Wer Niedriges glaubt, wird auch niedrig leben. Wenn Christus auf die Erde käme, würde der homo oeconomicus ihn raten lassen, wieviel eine Dose Ölsardinen in der Herstellung kostet. Warum nicht lieber an Hohes glauben, um ein hohes Leben zu gewin- nen? Ein verrückter Poet lebt höher als ein wohlsituierter Sachbearbeiter.
Wir dichten unser Leben, jawohl, wir sind frei, das hat die Postmoderne dem bleiernen Materialismus und Determinismus voraus. Vielleicht brauchen wir gar keine wirklichen Götter. Es ist vielleicht gar nicht wichtig, daß die Engel abwesend sind. "Am Ende ist alles, wovon wir leben, abwesend. Am Ende haben wir unser Leben doch gedichtet, ein Lied geschrieben, das sich eine kurze Minute auf der Erdoberfläche hält, nachdem der letzte Ton verklungen ist." Mehr nicht, aber auch nicht weniger. "Deshalb dieses Licht, das uns sagt: Die Erzählung ist hier gewesen, und die Flamme ist schwach. Sie flackert schwach." Das sind die letzten Sätze des Buches.
Dergleichen ist wohl erzromantisch. Der damit übergossene Vernunftmensch schaltet seine Scheibenwischer ein, um die Sicht wieder frei zu bekommen. Doch die rationalistische Gegenposition erhält in diesem Buch keine Gelegenheit, sich zu explizieren. Daß aus allen Ritzen und Kratzern dieser Welt Unergründliches herausquillt, erscheint diesem Erzähler so sonnenklar, daß er gar nicht mehr darüber diskutieren mag.
Er nimmt keine fähigen Gegner in sein Buch auf. Denkerisch hätte Tunström die moderne Zivilisation in ihrer Unausweichlichkeit wohl ernster nehmen sollen. Poetisch gesehen behält er recht. Er wirkt auch gar nicht wie ein weltfremder Träumer. Er lebt schließlich in Stockholm, nicht bei Feuer und Eis. Er kennt die Welt. Der handfeste Humor, mit dem er seine Geschichten erzählt, bändigt das Sentimentale, das sie sonst unweigerlich überfluten würde.
Der Roman spielt in Island, zwischen Reykjavík und dem Kraterhang des Vulkans Fretla, in dem Péturs Mutter Lára kurz nach seiner Geburt verschollen ist. Lára ist der mythische Magnet des Buches. Wir bekommen sie nie zu sehen, kennen sie nur aus Erzählungen. Sie ist eins mit dem Berg, auf dessen Bauch sie steht wie auf einer letzten Haltestelle vor dem Weltraum. Sie ist Seismographin, bürgerlich betrachtet, aber eine, die das Herz des Fretla schlagen hört. Menschen sind für sie Parasiten auf der Haut der Erde. Nach Reykjavík hinabsteigen heißt für sie mit jedem Schritt schwerer werden, unbeholfener. Das Wort "Gott", das oben auf der Heide so leicht zu sagen ist, erstirbt hier unten zwischen den Lippen.
Ist alles Heil auf der Heide, alles Unheil in den Städten? So einfach ist es nicht. Eine gewöhnliche Zivilisationsfeindschaft liegt hier nicht vor. Denn auch Reykjavík ist nicht rational. Den Schimmer gibt es überall, auch in glänzenden Supermärkten und schmutzigen Hinterhöfen. Überhaupt sind alle wichtigen Dinge auf Erden skurril. Die Lebensgeschichte Péturs und seines sonderbaren Vaters ist ein Panoptikum von Skurrilitäten. Das Große und das Kleine tauschen die Plätze mit jeweils mitleidigem Lächeln. Island ist ein wunderbarer Schauplatz. Man ahnt hier mehr als anderswo - vielleicht, weil die Erde noch nicht ganz erkaltet ist. Alles ist nah. Man spielt mit der Regierung Scrabble, der Ministerpräsident kommt auf eine Tasse Kaffee vorbei, Péturs Frage, was eigentlich Meerrettich sei, stürzt die Regierung von Nigeria, ein betrunkener Bischof tauft Pétur mit Bowle. Hálldor ist Islands berühmteste Stimme, denn er verliest den Fischereibericht. Verrückt vor Wehmut, erzählt uns dieser schwedische Jean Paul krause Geschichten voll abgründiger Komik. Sie sind wie gefrorene Pfützen, auf denen Kinder spielen; Erwachsene aber brechen durch und stürzen in unerwartete Tiefen. Das Erhabene stößt immerfort mit dem Niedrigen zusammen - für beide eine Verlegenheit. "Verzeih mir! rief Vater mit seiner landesweit bekannten Stimme." Später, als er ein wenig toll geworden ist, will Hálldor Präsident werden. Mit seiner Krankenschwester möchte er im Chor der Kirche schlafen. In dem keuschen Raum ergreift ihn ein unerhörtes Verlangen. Er ist und bleibt ein Schürzenjäger, noch als er zu drei Vierteln tot ist. Er sieht immer wieder "eine von denen, die man Die Schönste Frau der Welt nennen muß". Sogar Pétur fürchtet, sein Vater werde ihm die Freundinnen ausspannen. Dabei kann der Alte gar nicht mehr und besteht nur noch aus Sehnsucht.
Das alles ist erzählt in einem gemütlichen Tonfall, der Zeit hat, streckenweise sich plaudernd zu verlieren scheint, dann aber, in einer plötzlichen Pointe, einer kuriosen Sentenz, zu etwas weit Entferntem Brücken schlägt. Eng umschlungen, als hätten sie sich endlich gefunden, tanzen Ironie und Schwermut. Was das Buch uns gibt: Aufatmen, Weite, Lebenslust und -schmerz, ein Gefühl der Unendlichkeit und ein unbestimmtes Verlangen.
Göran Tunström: "Der Mondtrinker". Roman. Aus dem Schwedischen übersetzt von Hans-Joachim Maass. Carl Hanser Verlag, München 1998. 263 S., geb., 39,80 DM.
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Göran Tunströms "Mondtrinker" · Von Hermann Kurzke
In Island gibt es Gegenden, da sieht es aus wie im Weltraum. Es sieht nicht nur so aus. "Wir sind draußen im Weltraum, Pétur", sagt Vater Hálldor zu seinem Sohn. Er ist Poet und Rundfunksprecher, prinzipienlos und deshalb voll unbegrenzter Möglichkeiten. Natürlich, wenn wir nur unsere Nasen in die Luft stecken, sind wir im Weltraum. Wir müssen nur die Augen weit genug stellen. Dem, der eins ist mit allem, was lebt, ist das Universum ein einziges pochendes Herz. Er spürt den Schimmer - "Skimmer" ist der schwedische Titel des Buches -, eine gigantische Sehnsucht erfüllt ihn nach etwas, das mehr ist als unser gewöhnliches Leben. "Manchmal glaube ich um die Ecke der Zeit einen starken Apfelduft aus dem Weltraum zu spüren."
Göran Tunström will uns metaphysisch Vertrocknete aufgehen lassen wie wundersame Blumen. Der im Jahre 1937 geborene, in der schwedischen Provinz Värmland aufgewachsene Schriftsteller trat Mitte der siebziger Jahre mit einer Reihe von autobiographischen Romanen hervor. Seinen Durchbruch erzielte er mit "Solveigs Vermächtnis"(1983). Für diese Auslotung des Grenzlandes zwischen Klarheit und Wahn erhielt er 1984 unter anderem den Preis des Nordischen Rates; das Buch erschien aber erst fünf Jahre später in Deutschland. Nicht nur, weil er Selma Lagerlöf hier als leibhaftige Romanfigur auftreten läßt, wird er oft als Fortsetzer dieser spezifisch värmländischen Erzähltradition angesehen.
Tunström gilt heute als einer der wichtigsten schwedischen Schriftsteller überhaupt. Er ist kein Sektierer, kein Esoteriker, er will uns nicht für irgendeine Glaubensfraktion gewinnen, auch nicht für die christliche, obgleich in "Der Mondtrinker" seinen Hálldor manchmal vergessene Kirchenlieder überfallen nebst der erstaunten Frage, wo eigentlich die verborgene Ader des Gebetes wiederzufinden sei. Jedenfalls nicht bei Pastor Magnusson, der Pfefferminzlollis lutscht zwischen "geheiligt werde Dein Name" und "Dein Reich komme". Hálldor verlangt von ihm Paradoxes: "Obwohl ich nicht gläubig bin, will ich keinen Priester, der sich keine vierzig Tage und vierzig Nächte in der Wüste aufgehalten hat. Ich will keinen Pfaffen, der nicht mit Gott gerungen und tiefe Wunden erhalten hat." Was Hálldor sonst alles will: daß wir den Berg atmen hören und das zarte Flüstern des Daseins, daß wir uns wieder eine Seele zutrauen, daß wir im weiten Weg des Sterbens das Leben fühlen. Im Augenblick des Todes werden wir dann verblüfft sein. Wenn wir aber nur Tüten voller Blut, Schleim und Knochen wären, wie sollten wir dann den Mut zum Sterben aufbringen?
Mit der Rückkehr zur Bürgerkirche wäre da nur wenig getan. Tunström gibt sich als Ungläubiger, der sich kosmisch entwirft. Er hat gehört, daß das moderne Ich nur noch eine Ansammlung sei. Es geht nicht mehr darum, sich zu finden, sondern darum, sich zu erfinden. Wer Niedriges glaubt, wird auch niedrig leben. Wenn Christus auf die Erde käme, würde der homo oeconomicus ihn raten lassen, wieviel eine Dose Ölsardinen in der Herstellung kostet. Warum nicht lieber an Hohes glauben, um ein hohes Leben zu gewin- nen? Ein verrückter Poet lebt höher als ein wohlsituierter Sachbearbeiter.
Wir dichten unser Leben, jawohl, wir sind frei, das hat die Postmoderne dem bleiernen Materialismus und Determinismus voraus. Vielleicht brauchen wir gar keine wirklichen Götter. Es ist vielleicht gar nicht wichtig, daß die Engel abwesend sind. "Am Ende ist alles, wovon wir leben, abwesend. Am Ende haben wir unser Leben doch gedichtet, ein Lied geschrieben, das sich eine kurze Minute auf der Erdoberfläche hält, nachdem der letzte Ton verklungen ist." Mehr nicht, aber auch nicht weniger. "Deshalb dieses Licht, das uns sagt: Die Erzählung ist hier gewesen, und die Flamme ist schwach. Sie flackert schwach." Das sind die letzten Sätze des Buches.
Dergleichen ist wohl erzromantisch. Der damit übergossene Vernunftmensch schaltet seine Scheibenwischer ein, um die Sicht wieder frei zu bekommen. Doch die rationalistische Gegenposition erhält in diesem Buch keine Gelegenheit, sich zu explizieren. Daß aus allen Ritzen und Kratzern dieser Welt Unergründliches herausquillt, erscheint diesem Erzähler so sonnenklar, daß er gar nicht mehr darüber diskutieren mag.
Er nimmt keine fähigen Gegner in sein Buch auf. Denkerisch hätte Tunström die moderne Zivilisation in ihrer Unausweichlichkeit wohl ernster nehmen sollen. Poetisch gesehen behält er recht. Er wirkt auch gar nicht wie ein weltfremder Träumer. Er lebt schließlich in Stockholm, nicht bei Feuer und Eis. Er kennt die Welt. Der handfeste Humor, mit dem er seine Geschichten erzählt, bändigt das Sentimentale, das sie sonst unweigerlich überfluten würde.
Der Roman spielt in Island, zwischen Reykjavík und dem Kraterhang des Vulkans Fretla, in dem Péturs Mutter Lára kurz nach seiner Geburt verschollen ist. Lára ist der mythische Magnet des Buches. Wir bekommen sie nie zu sehen, kennen sie nur aus Erzählungen. Sie ist eins mit dem Berg, auf dessen Bauch sie steht wie auf einer letzten Haltestelle vor dem Weltraum. Sie ist Seismographin, bürgerlich betrachtet, aber eine, die das Herz des Fretla schlagen hört. Menschen sind für sie Parasiten auf der Haut der Erde. Nach Reykjavík hinabsteigen heißt für sie mit jedem Schritt schwerer werden, unbeholfener. Das Wort "Gott", das oben auf der Heide so leicht zu sagen ist, erstirbt hier unten zwischen den Lippen.
Ist alles Heil auf der Heide, alles Unheil in den Städten? So einfach ist es nicht. Eine gewöhnliche Zivilisationsfeindschaft liegt hier nicht vor. Denn auch Reykjavík ist nicht rational. Den Schimmer gibt es überall, auch in glänzenden Supermärkten und schmutzigen Hinterhöfen. Überhaupt sind alle wichtigen Dinge auf Erden skurril. Die Lebensgeschichte Péturs und seines sonderbaren Vaters ist ein Panoptikum von Skurrilitäten. Das Große und das Kleine tauschen die Plätze mit jeweils mitleidigem Lächeln. Island ist ein wunderbarer Schauplatz. Man ahnt hier mehr als anderswo - vielleicht, weil die Erde noch nicht ganz erkaltet ist. Alles ist nah. Man spielt mit der Regierung Scrabble, der Ministerpräsident kommt auf eine Tasse Kaffee vorbei, Péturs Frage, was eigentlich Meerrettich sei, stürzt die Regierung von Nigeria, ein betrunkener Bischof tauft Pétur mit Bowle. Hálldor ist Islands berühmteste Stimme, denn er verliest den Fischereibericht. Verrückt vor Wehmut, erzählt uns dieser schwedische Jean Paul krause Geschichten voll abgründiger Komik. Sie sind wie gefrorene Pfützen, auf denen Kinder spielen; Erwachsene aber brechen durch und stürzen in unerwartete Tiefen. Das Erhabene stößt immerfort mit dem Niedrigen zusammen - für beide eine Verlegenheit. "Verzeih mir! rief Vater mit seiner landesweit bekannten Stimme." Später, als er ein wenig toll geworden ist, will Hálldor Präsident werden. Mit seiner Krankenschwester möchte er im Chor der Kirche schlafen. In dem keuschen Raum ergreift ihn ein unerhörtes Verlangen. Er ist und bleibt ein Schürzenjäger, noch als er zu drei Vierteln tot ist. Er sieht immer wieder "eine von denen, die man Die Schönste Frau der Welt nennen muß". Sogar Pétur fürchtet, sein Vater werde ihm die Freundinnen ausspannen. Dabei kann der Alte gar nicht mehr und besteht nur noch aus Sehnsucht.
Das alles ist erzählt in einem gemütlichen Tonfall, der Zeit hat, streckenweise sich plaudernd zu verlieren scheint, dann aber, in einer plötzlichen Pointe, einer kuriosen Sentenz, zu etwas weit Entferntem Brücken schlägt. Eng umschlungen, als hätten sie sich endlich gefunden, tanzen Ironie und Schwermut. Was das Buch uns gibt: Aufatmen, Weite, Lebenslust und -schmerz, ein Gefühl der Unendlichkeit und ein unbestimmtes Verlangen.
Göran Tunström: "Der Mondtrinker". Roman. Aus dem Schwedischen übersetzt von Hans-Joachim Maass. Carl Hanser Verlag, München 1998. 263 S., geb., 39,80 DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Eine außergewöhnliche Vater-Sohn-Beziehung: dicht und sehr poetisch, mit einer schönen Spannung zwischen isländischer Sagenwelt und sehr normaler Gegenwart." (BRIGITTE)