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Der Krieg hat sich nicht erst seit dem 11. September und dem jetzigen Irak-Krieg grundlegend gewandelt. In seiner Einführung zeigt Andreas Herberg-Rothe, wie sich der Krieg im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert hat und welche »neuen« Kriege uns im 21. Jahrhundert drohen.
In der historischen Entwicklung hat es immer wieder Zäsuren in der Kriegsführung gegeben. Auch heute geht man von einem grundlegenden Bruch in der Kriegsgeschichte aus, dem zwischen alten und neuen Kriegen nach den Epochenjahren um 1989 und dem Ende des Wettrüstens zwischen Ost und West. Die neuen Kriege sind…mehr

Produktbeschreibung
Der Krieg hat sich nicht erst seit dem 11. September und dem jetzigen Irak-Krieg grundlegend gewandelt. In seiner Einführung zeigt Andreas Herberg-Rothe, wie sich der Krieg im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert hat und welche »neuen« Kriege uns im 21. Jahrhundert drohen.

In der historischen Entwicklung hat es immer wieder Zäsuren in der Kriegsführung gegeben. Auch heute geht man von einem grundlegenden Bruch in der Kriegsgeschichte aus, dem zwischen alten und neuen Kriegen nach den Epochenjahren um 1989 und dem Ende des Wettrüstens zwischen Ost und West. Die neuen Kriege sind gekennzeichnet durch den Verfall von Staatlichkeit, das Auftreten massenhafter Gewalt und eine technologische Revolution.

Die momentane Entwicklung in Kriegführung und gewaltsamen Konflikten ist durch wesentliche Gegensätze gekennzeichnet: Auf der einen Seite gibt es Kriege mit »Messern und Macheten« , auf der anderen futuristisch anmutende Hightech-Kriege. Zwischen diesen Kriegsformen existieren zahlreiche Übergänge und Mischformen, in denen etwa ethnisch überformte oder »vormoderne« Konflikte mit modernsten Waffensystemen ausgetragen werden.

Andreas Herberg-Rothe macht die Entwicklung dieser »neuen Kriege« innerhalb eines geschichtlichen Rahmens verständlich. Er thematisiert
  • den Unterschied zwischen staatlicher und nichtstaatlicher Kriegsführung
  • den Zusammenhang zwischen einer sich als prinzipiell gewaltfrei verstehenden Moderne und ihrem beispiellosen Gewaltpotenzial
  • die Rolle der Waffenträger vom Söldner über den Terroristen bis zum Kindersoldaten
  • die Vielfalt der Kriegsursachen
  • den Aspekt des Tötens
  • welche neuen Entwicklungen bezüglich Krieg und Gewalt im 21. Jahrhundert absehbar sind
  • Gerade in der jetzigen Zeit leistet das Buch einen wichtigen und kritischen Beitrag zur Debatte über Gegenwart und Zukunft des Krieges.

    Autorenporträt
    Drf. phil. habil. Andreas Herberg-Rothe ist Privatdozent am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt Universität zu Berlin.
    Rezensionen
    "Eine hervorragende Einführung in die Thematik."
    (Die Zeit vom: 03.04.03)

    Süddeutsche Zeitung - Rezension
    Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.02.2004

    Söldner in den Ketten der Vernunft
    Andreas Herberg-Rothe erklärt Theorie und Praxis der Kriegführung
    Andreas Herberg-Rothe ist bekannt als ein vorzüglicher Clausewitz-Interpret – seine jetzt vorliegenden Überlegungen sind ein konsequenter Versuch, historische und aktuelle Formen des Krieges mit Clausewitz zu interpretieren. Dies geschieht auf einem auch für Laien verständlichen Niveau, mit gekonnter Verarbeitung der wichtigsten aktuellen Werke zur Theorie des Krieges und der Gewalt, von Sofsky bis van Crefeld. Das Buch ist wie alle heutige Kriegswissenschaft geprägt vom 11. September und reflektiert ausgiebig über die Konsequenzen, die die neuen Formen des Krieges ausüben.
    Wenn nach Clausewitz der Krieg ein „Akt der Gewalt” ist, der keine „Mäßigung” in sich selber hat, so gilt es seit dem Bestehen von Staaten immer, diese Gewalt zu konventionalisieren, sie „einzuhegen”. So ist denn kriegerische Gewalt traditionell an Regeln gebunden und von daher prinzipiell unterscheidbar gewesen von anderen Formen einer gesellschaftlichen oder „anthropologisch” bedingten Gewaltsamkeit. Völkerrecht und Staatsphilosophie der Neuzeit haben diese Regeln fortwährend weiterentwickelt. Kriegskonventionen, wie sie im Prozess der Zivilisation entstanden sind, werden zwar immer wieder gebrochen. Aber, gegen „Falken” wie van Crefeld gerichtet, schreibt Herberg-Rothe sehr zu recht, dass die Regelverletzungen kein Grund sein dürfen, die bestehenden Bestimmungen aufzukündigen.
    Der Hauptteil der Arbeit beginnt mit einer idealtypischen Differenzierung von Staatenkrieg, Bürgerkrieg und nicht-staatlichem Krieg. Herberg-Rothe weiß genau, dass diese sich realiter oft verschränkt haben, aber ohne Unterscheidung kann man bekanntlich nichts erkennen. Staatenkriege, so schließt er, nach einem kurzen (etwas zu kurzem) Blick auf die Kriegsgeschichte seit der Antike, sind gemeinhin nicht so grausam, wie nicht-staatliche Kriege (also Bürgerkriege), weil es hier einfacher ist, die Gewalt zu begrenzen.
    Aber die staatliche Organisation des Krieges zusammen mit Nationalismus und Technisierung bedeutet auch – und das sehen viele Kriegstheoretiker nicht – „ein bisher unbekanntes Maß an Eskalation von Gewalt”. Hier wird eine Erfahrung neu reflektiert, die schon Clausewitz ahnte, die aber erst die totalitären Staaten des letzten Jahrhunderts voll entwickelt haben. Mir scheint, dass der auch von Herberg-Rothe vorgenommene traditionelle Rekurs auf die neue Qualität des Krieges in der Französischen Revolution als eines ersten „totalen” Krieges, kritischer hinterfragt werden sollte. Es handelt sich um einen klassischen Topos deutscher Kriegshistoriker, von Clausewitz bis Gerhard Ritter, für den ja Demokratie ohnehin tendenziell totalitär war. Die französische Kriegsgeschichte sieht das anders. Für sie waren die Kriege der Revolutionszeit viel defensiver.
    Relikte atavistischer Gewalt
    Sind Herberg-Rothes kriegsgeschichtliche Ausführungen bereits auf die Moderne perspektiviert, so wird dieser Bezug im 2. Hauptteil über „Moderne und Gewalt” explizit vorgenommen. Herberg-Rothe definiert – vielleicht etwas eng, aber nützlich – „Moderne” als „historisches Projekt” seit dem 17. Jahrhundert, nämlich der „ Übergang von der gewaltsamen Austragung innergesellschaftlicher Konflikte zu gewaltfreien Prozeduren der Konfliktregulierung”.
    Man kann das auch das Projekt der Aufklärung nennen. Die Frage besteht darin, ob es eine „Dialektik der Aufklärung” gibt, wie sie von Adorno bis Reemtsma konstatiert bzw. postuliert worden ist: Trägt die (bürgerliche) Aufklärung wegen ihrer klassenspezifischen Exklusivität von Freiheit das Kainsmal der radikalen Unterdrückung – bis hin zu Auschwitz? Die Gegenthese seit Herbert Spencer ist der Hinweis auf die trotz aller Aufklärung fortbestehenden atavistischen Gewaltpotentiale.
    Herberg-Rothes Darstellung der Positionierung der Gewalttheorie, von Freud über Elias, Foucault bis Sofsky, ist trotz aller Kürze überzeugend dicht gelungen. Und seine Folgerungen sind nachvollziehbar: Die technisch-industrielle Moderne hat ein riesiges Gewaltpotential, neben dem es aber auch mächtig wirksame Relikte atavistischer Gewalt gibt. Das eigene Gewaltpotential kritisch einschätzen und somit beherrschen zu können, ist die Kraft einer auf Freiheit und Menschenrechte orientierten Moderne. Abzulehnen ist hingegen die aus den genannten Ambivalenzen entspringende post-moderne Kriegstheorie (van Crefeld, Keegan), die aus der Ambivalenz aller Friedlichkeit eine neue Metaphysik des Krieges ableitet und kriegerische Gewaltanwendung problemlos gutheißt.
    Aus den heutigen Formen des „Kulturkrieges” leitet sich auch eine Aufwertung des Begriffs des „Kriegers” her. Das zeigt Herberg-Rothe in einem weiteren großen Kapitel über die „Waffenträger”, vom Söldner bis zu den Terroristen. Auch hier bleiben alle Darstellungen im Spannungsfeld von Archaik und Moderne: der Söldner wurde kriegsgeschichtlich vom Soldaten abgelöst, feiert aber seine Wiederkehr bei heutigen Sicherheitsfirmen wie Executive Outcomes oder Sandline. Im schrecklichen Kriegsprodukt des heutigen „Kindersoldaten” sind atavistische und hochmoderne Gegebenheiten symbiotisch vereinigt: Infantile ideologische Beeinflussbarkeit gepaart mit Hunger und Leid einerseits – eine Waffentechnologie andererseits, die „kinderleicht” zu bedienende Gewehre hervorgebracht hat.
    Das Kapitel über „Kriegsursachen” ist kurz und unübersichtlich. Man hätte erwartet, dass spätestens hier systematisch nachgedacht würde über die ebenso schwierige wie für die „Moderne” konstitutive Unterscheidung zwischen Angriffs- und Verteidigungskrieg. Es hätte sich zweifellos gelohnt, hier auf Tiefenschärfe zu setzen. Wann galt „Angriff als die beste Verteidigung” und ab wann wurde jeder Krieg als „Verteidigungskrieg” konzipiert, um die Masse der Wehrpflichtarmee bei der Stange zu halten? Wie weit passt „Verteidigung” auch auf die Ideologie der Verteidigung Europas gegen den bluttriefenden Bolschewismus, wie es die Nazis konstruierten? Diesen wohl schwerwiegendsten Fragen entzieht sich Verfasser leider fast ganz.
    Insgesamt ist trotz der Knappheit und einigen nicht ganz befriedigenden Abschnitten ein Buch gelungen, das zu lesen lohnt. Ich wüsste aktuell keine deutschsprachige Darstellung, die ähnlich vielfältig und gedankenreich das Thema Krieg in so knapper Form bewältigt.
    GERD KRUMEICH
    ANDREAS HERBERG-ROTHE: Der Krieg. Geschichte und Gegenwart. Campus Verlag, Frankfurt a. M. 2003. 154 Seiten, 12,90 Euro.
    SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
    Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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    Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

    Als einen vorzüglichen Clausewitz-Interpreten führt Gerd Krumreich den Autor Andreas Herberg-Rothe ein, der auch mit seinem neuen Buch zur Theorie und Praxis der Kriegsführung überzeugen könne. Manches wird zwar für Krumreichs Geschmack zu kurz abgehandelt, aber doch lohneswert. Die Formen des Kriege sieht der Rezensent ebenso überzeugend dargelegt wie die Gewalttheorien der Moderne. Gut gefallen hat ihm auch das Kapitel über die "Waffenträger". Einwände erhebt er gegen die allzu unübersichtliche Behandlung der Kriegsursachen, die ihm aber nicht den insgesamt guten Eindruck verderben kann: Ich wüsste aktuell keine deutschsprachige Darstellung, die ähnlich vielfältig und gedankereich das Thema Krieg in so knapper Form bewältig", so sein abschließendes Lob.

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