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Als der junge Bennett den Ruf an eine kleine Universität irgendwo in der Weite Amerikas annimmt, treibt ihn eine Hoffnung, die unvermittelt Wirklichkeit zu werden scheint: Arnold Scalapino ist ein Physiker von geradezu mythischem Ruf, der außer wenigen, eher fragmentarischen Konferenzpapieren kaum etwas publiziert hat, dieses Wenige aber läßt die gesamte Fachwelt in den Unterlagen Scalapinos wahre Schätze vermuten. Nur daß man ihn nie dazu bringen konnte, seine Erkenntnisse auch zu veröffentlichen. Da soll Bennett nun Abhilfeschaffen. Vom Dekan offiziell mit dieser Mission versehen, begibt er…mehr

Produktbeschreibung
Als der junge Bennett den Ruf an eine kleine Universität irgendwo in der Weite Amerikas annimmt, treibt ihn eine Hoffnung, die unvermittelt Wirklichkeit zu werden scheint: Arnold Scalapino ist ein Physiker von geradezu mythischem Ruf, der außer wenigen, eher fragmentarischen Konferenzpapieren kaum etwas publiziert hat, dieses Wenige aber läßt die gesamte Fachwelt in den Unterlagen Scalapinos wahre Schätze vermuten. Nur daß man ihn nie dazu bringen konnte, seine Erkenntnisse auch zu veröffentlichen. Da soll Bennett nun Abhilfeschaffen. Vom Dekan offiziell mit dieser Mission versehen, begibt er sich zum Haus des Physikers, wird zunächst schroff abgewiesen, erlangt schließlich aber Zutritt, und es gelingt ihm sogar, Scalapino zur Zusammenarbeit zu bewegen. Bennett erhält Zugriff auf Scalapinos Aufzeichnungen, soll einzelne Dinge zur Veröffentlichung vorbereiten...
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.05.1996

Lob der Rechenkästchen
Mathe ist schön: Alan Lightmans Roman "Der gute Benito"

Alan Lightmans Buch erzählt die Geschichte von Herrn Lang. Herr Lang ist jung, hat Physik studiert und nimmt jetzt eine Stelle in einem unbedeutenden Physik-Institut an einer kleinen Universität irgendwo in einer kleinen und unbedeutenden amerikanischen Stadt an. Das Institut braucht Geld und also Erfolg. Der Dekan hat einen Plan. Zum Physik-Institut gehört ein Professor, ganz berühmt, doch selten gesehen. Ihm soll Herr Lang ein nobelpreisträchtiges Papier aus der Tasche locken. Das ist keine leichte Aufgabe, denn der Professor existiert nur für sich und seine Forschungen und interessiert sich nicht im geringsten für das, was seine Kollegen dichten und trachten - ein echtes Genie. Er schläft tagsüber, und nachts spielt er Schach gegen zehn Computer zugleich oder bedeckt Berge von Papier mit Gleichungen, Theorien und allerlei Nobelpreis-Verdächtigem, ohne an Ruhm und Ehre einen Gedanken zu verschwenden.

Herr Lang ist herzlich angetan vom mürrischen Genie, und allem launischen Widerwillen zum Trotz hat er nach Monaten endlich dem Professor ein Papier abgeluchst, mit dem sich ein Lorbeer gewinnen ließe für die Fakultät. Dummerweise hat in der Zwischenzeit ein anderer Physiker genau das gleiche entdeckt, so daß für den armen Herrn Lang alle Liebesmüh umsonst war. Damit ist die Episode mit dem Abziehbild-Genie am Ende angelangt. Auf dreißig kleine Seiten paßt diese Geschichte, eben dank ihrer Klischees.

Jetzt erfährt der Leser, wie aus Herrn Lang, der als Junge Benito genannt wurde, der Herr Professor Lang wurde. Als Kind schon liebte er Experimente. Als Schüler liebte er Textaufgaben. Als Student liebte er die Wissenschaft. Immer schon also liebte er die Gleichungen und Axiome, das Klare und Eindeutige. Und immer wieder mußte er sehen, daß das Leben nicht so war wie eine Gleichung, sondern mehrdeutig. Was da draußen vor sich ging, das ging nicht restlos auf in den Vorstellungen, die er sich davon machte. Das mußte er lernen, und weil er klug war, lernte er es auch. Doch traurig war es, zu bemerken, daß viel Leid und Kummer dort entstand, wo jemand seine Lebensgleichung verfehlte und ungelöst an seinem Los bis zum bitteren Ende nagte. Schließlich mußte Herr Lang einsehen, daß jeder Mensch ein einmaliger Bruch war und daß es vergeblich schien, einen gemeinsamen Nenner zu finden.

Möglicherweise soll diese Geschichte rühren, und an einigen Stellen gelingt dies sogar, wie es manchen Schlagern gelingen mag, die von Abschiednehmen und Einsamsein, von den schönen Tagen der Kindheit und dem ersten Kuß erzählen. Alan Lightman hat dieses Buch seinen Eltern gewidmet, und man muß es wohl auch in diesem ganz persönlichen Licht lesen. Es schwebt, oft hilflos, zwischen dem Brief eines erwachsenen Kindes und dem Bekenntnis eines unschuldigen Erwachsenen. Schade, daß so deutlich zu spüren ist, wie hier einer ausholt und den Schritt vom eigenen Leben zum Gleichnis sucht, von der Hypothese zur Gültigkeit, vom Experiment zum Gesetz. Nicht von ungefähr stellt sich dabei ein Ton ein, wie er Leuten eignet, die meinen, dem Schicksal direkt ins Auge gesehen zu haben, und dann mit einem wehmütigen und einem naiv staunenden Auge auf die Welt blicken. Der Titel, "Der gute Benito", ist das Programm einer Haltung, die den Autor mit seinem Helden kurzschließt; eine gute Seele schreibt einfache Sätze, aber ganz wahre. EBERHARD RATHGEB

Alan Lightman: "Der gute Benito". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Friedrich Giese. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1996. 255 S., geb., 34,- DM.

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