F. Scott Fitzgerald
Broschiertes Buch
Der große Gatsby
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New York 1922. Auf seinem Anwesen in Long Island gibt Jay Gatsby sagenhafte Feste. Er hofft, mit seinem neuerworbenen Reichtum, mit Swing und Champagner seine verlorene Liebe zurückzugewinnen. Zu spät merkt er, dass er sich von einer romantischen Illusion hat verführen lassen.
F. Scott Fitzgerald, 1896 in St. Paul (Minnesota) geboren, wurde schon mit seinem ersten Roman, ¿Diesseits vom Paradies¿, auf einen Schlag berühmt und stand mit seiner Frau Zelda im Mittelpunkt von Glanz und Glimmer. ¿Der große Gatsby¿, sein heute meistgelesenes Buch, war jedoch ein finanzieller Flop. Um Geld zu verdienen, ging Fitzgerald 1937 als Drehbuchautor nach Hollywood, wo er 1940 starb.

Foto: Archiv Diogenes Verlag
Produktdetails
- detebe
- Verlag: Diogenes
- Originaltitel: The Great Gatsby
- Artikelnr. des Verlages: 562/23692
- 17. Aufl.
- Seitenzahl: 256
- Erscheinungstermin: Dezember 2007
- Deutsch
- Abmessung: 177mm x 112mm x 16mm
- Gewicht: 220g
- ISBN-13: 9783257236927
- ISBN-10: 3257236921
- Artikelnr.: 22803519
Herstellerkennzeichnung
Arvato Media GmbH
Reinhard-Mohn-Straße 100
33333 Gütersloh
vva-handelsbetreuung@vva-arvato.de
Fünf Dollar, zehn Cent langfristig angelegt
Fast gleichzeitig erscheinen vier neue Übersetzungen des "Großen Gatsby". Auch wenn die Flut urheberrechtliche Gründe hat, enthält sie doch eine Botschaft: F. Scott Fitzgeralds Meisterwerk ist der Roman unseres materialistischen Zeitalters.
F. Scott Fitzgerald hat mit seinem bedeutendsten Roman kein Geld verdient. "Der große Gatsby", erschienen 1925 in New York, verbreitete sich in den darauffolgenden fünfzehn Jahren in weniger als 23 000 Exemplaren. Wir wissen das, weil 1940, als Fitzgerald an seinem dritten Herzinfarkt starb, noch einige Stück der zweiten Auflage am Lager waren. Die Nachrufe fielen entsprechend herablassend aus, sie galten einem ehemaligen Star, dessen
Fast gleichzeitig erscheinen vier neue Übersetzungen des "Großen Gatsby". Auch wenn die Flut urheberrechtliche Gründe hat, enthält sie doch eine Botschaft: F. Scott Fitzgeralds Meisterwerk ist der Roman unseres materialistischen Zeitalters.
F. Scott Fitzgerald hat mit seinem bedeutendsten Roman kein Geld verdient. "Der große Gatsby", erschienen 1925 in New York, verbreitete sich in den darauffolgenden fünfzehn Jahren in weniger als 23 000 Exemplaren. Wir wissen das, weil 1940, als Fitzgerald an seinem dritten Herzinfarkt starb, noch einige Stück der zweiten Auflage am Lager waren. Die Nachrufe fielen entsprechend herablassend aus, sie galten einem ehemaligen Star, dessen
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Ruhm längst verblasst war.
Niemand ahnte, dass "Gatsby" sich schon kurz darauf in den Jahrhundertklassiker der amerikanischen Literatur verwandeln würde. Die erste deutsche Übersetzung war 1928 erschienen, die zweite, von Walter Schürenberg, folgte 1953 und blieb die nächsten fünfzig Jahre der maßgebliche Text. Dann warfen sich plötzlich vier Verlage in den Wettbewerb um die attraktivste Neufassung. Schon 2006 legte Bettina Abarbanell bei Diogenes die erste Neuübersetzung vor. (Der Unterzeichnete hatte das Vergnügen, dazu ein Nachwort beizusteuern.) Letztes Frühjahr erschien bei dtv "Der große Gatsby" in der Version von Lutz-W. Wolff, in wenigen Tagen folgt der neue "Gatsby" von Reinhard Kaiser (Insel), und für nächsten Januar ist beim Reclam Verlag die Übersetzung von Hans-Christian Oeser angekündigt: renommierte Namen im Wettbewerb um ein neues Publikum.
Mit dem Erlöschen des Urheberrechts im Jahr 2010 ist das vierfache Angebot dieses modernen Klassikers kaum ausreichend erklärt. Es lohnt sich, den "Großen Gatsby" als Bewusstseinsbild einer krisengefährdeten Epoche zu lesen, und weil solche Begriffe im Roman selbst nicht zu finden sind, braucht man sich nur durch seine schwelgerischen Bilder treiben zu lassen und den Klängen seiner nostalgischen, trunken machenden Prosa zu lauschen. Und man spürt: Der Sprache dieses Romans ist ein süßes Gift beigemischt. Denn all der poetische Aufwand gilt einer durch und durch verkommenen Scheinwelt.
Nur einer ist davon ausgenommen, Gatsby selbst, ein zwielichtiger Charakter, den eine einzige Qualität rettet: Er kann noch träumen. Dass sein Bild von einer schönen Frau die Wirklichkeit verkennt, ja dass der Gegenstand von Gatsbys Anbetung unwürdig ist, tut nichts zur Sache. Fitzgerald untersucht sein Zeitalter und diagnostiziert, dass außer romantischem Sehnen nichts mehr übrig ist - kein Gott, keine Werte, kein Staat. Es gelingt ihm das Kunststück, die zerstobene Hoffnung eines Gauners in große Tragödie zu verwandeln und an der Nichtigkeit seines Traums zugleich die Größe seines Traums zu beweisen. Mehr ist aus der moralischen Konkursmasse nicht zu retten.
"Der große Gatsby" predigt oder moralisiert nicht. Im Gegenteil, seitenlang feiert er die flüchtigsten Sehnsuchtsmomente. Die Musik der Sprache ist dabei so echt, wie die geschilderten Gegenstände trügerisch sind. Dahinter steht ein künstlerisches Programm. Nicht nur, weil der jugendliche Bestsellerautor von "Diesseits vom Paradies" den Aufstieg zum hochbezahlten Starschreiber und den Sturz in Alkohol und Depression selbst erlebt hat, also jedes Wort beglaubigen kann. Sondern weil er sich als Schriftsteller immer in einer Doppelrolle sah: im Ballsaal das schönste Mädchen zu erwischen und sich zugleich draußen an der Fensterscheibe die Nase plattzudrücken. Ausgelassener Tänzer und distanzierter Beobachter, Fitzgerald war beides in einer Person.
Nie wurden Hedonismus und Langeweile schöner beschrieben als bei ihm. "Her voice is full of money." Dieser wunderbare englische Satz ist berühmt geworden. Gatsby, der damit seine frühere Freundin Daisy beschreibt, die inzwischen einem anderen gehört, deutet an, dass er die Regeln der Tauschgesellschaft begriffen hat, auch wenn ihn das nicht davor bewahrt, einer Täuschung zu erliegen. Als er für seine Angebetete in einem Anfall von Warenfetischismus seine gefalteten Hemden aus dem Schrank holt und ihr triumphierend die verschwenderisch edlen Stoffe hinwirft, schluchzt Daisy vor Glück: So schöne Hemden hat sie noch nie gesehen. Es ist die literarische Vorwegnahme des Werbefernsehens.
Keine einzige Figur des Romans, das darf nicht unerwähnt bleiben, ist "gut". Und ob der Erzähler, ein kleiner Börsenberater namens Nick Carraway, überhaupt begreift, welch ungeheuerliche Geschichte er uns da erzählt, ist fraglich. Am Ende haben wir Aufstieg und Fall eines unermesslich reichen und moralisch dubiosen Mannes erlebt, Jay Gatsby, dessen eigentliches Ziel, die Eroberung seiner Jugendliebe, an einer korrupten Welt zerbricht und uns mit einem sonderbaren Gefühl von Untröstlichkeit zurücklässt.
Fitzgerald hat für diese desillusionierte Ära Bilder gefunden, die wir noch heute als zeitgenössisch empfinden. Die frühen Kapitel beschreiben in glühenden Farben Gatsbys aufwendige Feste auf seinem Anwesen in Long Island, zu denen man einfach hingeht, ohne eingeladen zu sein, ganz wie die überlaufenen Facebook-Partys von heute, nur fünfzigmal so teuer. Doch so wie hier wurden Partys in der Literatur noch nie beschrieben: so ostentativ wie richtungslos, der vollkommene Ausdruck eines Reichs ohne Zentrum und Urheber. So sehr schnurrt in diesem Ambiente alles zu narzisstischen Gesten zusammen, dass die meisten ungeladenen Gäste wieder gehen, ohne den Gastgeber Gatsby je zu Gesicht bekommen zu haben. Sein Begräbnis bald darauf wird zur einsamsten Veranstaltung der Welt.
Das Nachleben eines Romans hängt nicht so sehr davon ab, ob seine Themen sich krampfhaft "aktualisieren" lassen oder mit dem heutigen Geschmack kompatibel sind. Es steht und fällt mit der literarischen Qualität. "Der große Gatsby" reifte zu einem Werk heran, mit dem F. Scott Fitzgerald aus dem Rollenklischee des frivolen Wunderkinds der Jazz-Ära heraustreten und sich als ernsthafter Künstler beweisen wollte. Die Absicht ist nicht nur in den Briefen an seinen Lektor Max Perkins dokumentiert, sie lässt sich aus gewissenhaften Überarbeitungen schließen. Dass wir diesen Roman noch heute lesen, beruht auf seiner Dichte, Spannung, poetischen Qualität und der reflektierten Ausgestaltung seiner Motive. Nur in dieser Form konnte der Gatsby-Stoff sein Leben bewahren und symptomatisch für seine (und unsere) Zeit werden.
Man kann das nicht deutlich genug betonen, denn neun von zehn Romanen, die im Jahre 1925 auf der amerikanischen Bestsellerliste standen, sind heute vergessen; "Der große Gatsby" nicht. Wie kein anderer amerikanischer Roman des zwanzigsten Jahrhunderts zieht er den gewöhnlichen Leser ebenso an wie Scharen von Philologen, wird unermüdlich gedeutet, zerlegt, veropert, verfilmt (demnächst mit Leonardo DiCaprio), und seit dem Jahr 2000 gibt es in der Cambridge Edition unter dem Titel "Trimalchio" sogar die unlektorierte Vorstufe des Romans zu kaufen - alles, um zu beweisen, dass für die minutiöse Untersuchung von Fitzgeralds Genie bei der Schaffung seiner mythischen Romanfigur kein Aufwand übertrieben ist.
"Der große Gatsby" ist aber auch der Roman der "Gefällt mir"-Generation, des allgegenwärtigen Geredes und der Macht des Plebiszits. Oft sind Geschichten von Aufstieg und Fall ja mit einer moralisierenden Lehre verbunden. "Die Gesellschaft" erweist sich darin als Machtfaktor, der den Einzelnen aus der Menge heraushebt und mit derselben Leichtigkeit wieder überrollt. Im "Großen Gatsby" lässt sich diese Unterscheidung nicht mehr treffen. Dem Parvenü Jay Gatsby, der sich elternlos neu erfindet, um seinem romantischen Traum nachzujagen, steht keine definierte Gesellschaft gegenüber, sondern ein materialistisches, wie rasend beschleunigtes Zeitalter, in dem jeder nach den Rettungsringen greift.
Dass der Roman wenige Jahre vor dem Schwarzen Freitag des Börsencrashs von 1929 spielt, sollte uns nicht täuschen. Das "alte Geld", das es damals noch gab, kommt im Roman kaum vor. Als hätte Fitzgerald den Aufstieg einer neuen Klasse in der Luft gewittert, bevölkert er seinen Roman mit Neureichen, Trickkünstlern und Finanzschwindlern, darunter auch ein gewisser Meyer Wolfshiem, ein unverhülltes Abbild des mutmaßlichen Wettbetrügers Arnold Rothstein. Fitzgerald selbst übrigens zerrann das Geld zwischen den Fingern, obwohl er 1929 für jede verkaufte Story Spitzenpreise von mehreren tausend Dollar kassierte. Für den "Großen Gatsby" verzeichnet das Haushaltsbuch jenes Jahres eine andere Einnahme: fünf Dollar und zehn Cent.
PAUL INGENDAAY
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Niemand ahnte, dass "Gatsby" sich schon kurz darauf in den Jahrhundertklassiker der amerikanischen Literatur verwandeln würde. Die erste deutsche Übersetzung war 1928 erschienen, die zweite, von Walter Schürenberg, folgte 1953 und blieb die nächsten fünfzig Jahre der maßgebliche Text. Dann warfen sich plötzlich vier Verlage in den Wettbewerb um die attraktivste Neufassung. Schon 2006 legte Bettina Abarbanell bei Diogenes die erste Neuübersetzung vor. (Der Unterzeichnete hatte das Vergnügen, dazu ein Nachwort beizusteuern.) Letztes Frühjahr erschien bei dtv "Der große Gatsby" in der Version von Lutz-W. Wolff, in wenigen Tagen folgt der neue "Gatsby" von Reinhard Kaiser (Insel), und für nächsten Januar ist beim Reclam Verlag die Übersetzung von Hans-Christian Oeser angekündigt: renommierte Namen im Wettbewerb um ein neues Publikum.
Mit dem Erlöschen des Urheberrechts im Jahr 2010 ist das vierfache Angebot dieses modernen Klassikers kaum ausreichend erklärt. Es lohnt sich, den "Großen Gatsby" als Bewusstseinsbild einer krisengefährdeten Epoche zu lesen, und weil solche Begriffe im Roman selbst nicht zu finden sind, braucht man sich nur durch seine schwelgerischen Bilder treiben zu lassen und den Klängen seiner nostalgischen, trunken machenden Prosa zu lauschen. Und man spürt: Der Sprache dieses Romans ist ein süßes Gift beigemischt. Denn all der poetische Aufwand gilt einer durch und durch verkommenen Scheinwelt.
Nur einer ist davon ausgenommen, Gatsby selbst, ein zwielichtiger Charakter, den eine einzige Qualität rettet: Er kann noch träumen. Dass sein Bild von einer schönen Frau die Wirklichkeit verkennt, ja dass der Gegenstand von Gatsbys Anbetung unwürdig ist, tut nichts zur Sache. Fitzgerald untersucht sein Zeitalter und diagnostiziert, dass außer romantischem Sehnen nichts mehr übrig ist - kein Gott, keine Werte, kein Staat. Es gelingt ihm das Kunststück, die zerstobene Hoffnung eines Gauners in große Tragödie zu verwandeln und an der Nichtigkeit seines Traums zugleich die Größe seines Traums zu beweisen. Mehr ist aus der moralischen Konkursmasse nicht zu retten.
"Der große Gatsby" predigt oder moralisiert nicht. Im Gegenteil, seitenlang feiert er die flüchtigsten Sehnsuchtsmomente. Die Musik der Sprache ist dabei so echt, wie die geschilderten Gegenstände trügerisch sind. Dahinter steht ein künstlerisches Programm. Nicht nur, weil der jugendliche Bestsellerautor von "Diesseits vom Paradies" den Aufstieg zum hochbezahlten Starschreiber und den Sturz in Alkohol und Depression selbst erlebt hat, also jedes Wort beglaubigen kann. Sondern weil er sich als Schriftsteller immer in einer Doppelrolle sah: im Ballsaal das schönste Mädchen zu erwischen und sich zugleich draußen an der Fensterscheibe die Nase plattzudrücken. Ausgelassener Tänzer und distanzierter Beobachter, Fitzgerald war beides in einer Person.
Nie wurden Hedonismus und Langeweile schöner beschrieben als bei ihm. "Her voice is full of money." Dieser wunderbare englische Satz ist berühmt geworden. Gatsby, der damit seine frühere Freundin Daisy beschreibt, die inzwischen einem anderen gehört, deutet an, dass er die Regeln der Tauschgesellschaft begriffen hat, auch wenn ihn das nicht davor bewahrt, einer Täuschung zu erliegen. Als er für seine Angebetete in einem Anfall von Warenfetischismus seine gefalteten Hemden aus dem Schrank holt und ihr triumphierend die verschwenderisch edlen Stoffe hinwirft, schluchzt Daisy vor Glück: So schöne Hemden hat sie noch nie gesehen. Es ist die literarische Vorwegnahme des Werbefernsehens.
Keine einzige Figur des Romans, das darf nicht unerwähnt bleiben, ist "gut". Und ob der Erzähler, ein kleiner Börsenberater namens Nick Carraway, überhaupt begreift, welch ungeheuerliche Geschichte er uns da erzählt, ist fraglich. Am Ende haben wir Aufstieg und Fall eines unermesslich reichen und moralisch dubiosen Mannes erlebt, Jay Gatsby, dessen eigentliches Ziel, die Eroberung seiner Jugendliebe, an einer korrupten Welt zerbricht und uns mit einem sonderbaren Gefühl von Untröstlichkeit zurücklässt.
Fitzgerald hat für diese desillusionierte Ära Bilder gefunden, die wir noch heute als zeitgenössisch empfinden. Die frühen Kapitel beschreiben in glühenden Farben Gatsbys aufwendige Feste auf seinem Anwesen in Long Island, zu denen man einfach hingeht, ohne eingeladen zu sein, ganz wie die überlaufenen Facebook-Partys von heute, nur fünfzigmal so teuer. Doch so wie hier wurden Partys in der Literatur noch nie beschrieben: so ostentativ wie richtungslos, der vollkommene Ausdruck eines Reichs ohne Zentrum und Urheber. So sehr schnurrt in diesem Ambiente alles zu narzisstischen Gesten zusammen, dass die meisten ungeladenen Gäste wieder gehen, ohne den Gastgeber Gatsby je zu Gesicht bekommen zu haben. Sein Begräbnis bald darauf wird zur einsamsten Veranstaltung der Welt.
Das Nachleben eines Romans hängt nicht so sehr davon ab, ob seine Themen sich krampfhaft "aktualisieren" lassen oder mit dem heutigen Geschmack kompatibel sind. Es steht und fällt mit der literarischen Qualität. "Der große Gatsby" reifte zu einem Werk heran, mit dem F. Scott Fitzgerald aus dem Rollenklischee des frivolen Wunderkinds der Jazz-Ära heraustreten und sich als ernsthafter Künstler beweisen wollte. Die Absicht ist nicht nur in den Briefen an seinen Lektor Max Perkins dokumentiert, sie lässt sich aus gewissenhaften Überarbeitungen schließen. Dass wir diesen Roman noch heute lesen, beruht auf seiner Dichte, Spannung, poetischen Qualität und der reflektierten Ausgestaltung seiner Motive. Nur in dieser Form konnte der Gatsby-Stoff sein Leben bewahren und symptomatisch für seine (und unsere) Zeit werden.
Man kann das nicht deutlich genug betonen, denn neun von zehn Romanen, die im Jahre 1925 auf der amerikanischen Bestsellerliste standen, sind heute vergessen; "Der große Gatsby" nicht. Wie kein anderer amerikanischer Roman des zwanzigsten Jahrhunderts zieht er den gewöhnlichen Leser ebenso an wie Scharen von Philologen, wird unermüdlich gedeutet, zerlegt, veropert, verfilmt (demnächst mit Leonardo DiCaprio), und seit dem Jahr 2000 gibt es in der Cambridge Edition unter dem Titel "Trimalchio" sogar die unlektorierte Vorstufe des Romans zu kaufen - alles, um zu beweisen, dass für die minutiöse Untersuchung von Fitzgeralds Genie bei der Schaffung seiner mythischen Romanfigur kein Aufwand übertrieben ist.
"Der große Gatsby" ist aber auch der Roman der "Gefällt mir"-Generation, des allgegenwärtigen Geredes und der Macht des Plebiszits. Oft sind Geschichten von Aufstieg und Fall ja mit einer moralisierenden Lehre verbunden. "Die Gesellschaft" erweist sich darin als Machtfaktor, der den Einzelnen aus der Menge heraushebt und mit derselben Leichtigkeit wieder überrollt. Im "Großen Gatsby" lässt sich diese Unterscheidung nicht mehr treffen. Dem Parvenü Jay Gatsby, der sich elternlos neu erfindet, um seinem romantischen Traum nachzujagen, steht keine definierte Gesellschaft gegenüber, sondern ein materialistisches, wie rasend beschleunigtes Zeitalter, in dem jeder nach den Rettungsringen greift.
Dass der Roman wenige Jahre vor dem Schwarzen Freitag des Börsencrashs von 1929 spielt, sollte uns nicht täuschen. Das "alte Geld", das es damals noch gab, kommt im Roman kaum vor. Als hätte Fitzgerald den Aufstieg einer neuen Klasse in der Luft gewittert, bevölkert er seinen Roman mit Neureichen, Trickkünstlern und Finanzschwindlern, darunter auch ein gewisser Meyer Wolfshiem, ein unverhülltes Abbild des mutmaßlichen Wettbetrügers Arnold Rothstein. Fitzgerald selbst übrigens zerrann das Geld zwischen den Fingern, obwohl er 1929 für jede verkaufte Story Spitzenpreise von mehreren tausend Dollar kassierte. Für den "Großen Gatsby" verzeichnet das Haushaltsbuch jenes Jahres eine andere Einnahme: fünf Dollar und zehn Cent.
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»Engel sind die eleganteren Menschen. Aber wer hoch steigt, wird tief fallen. Niemand zeigte beides so schön wie F. Scott Fitzgerald.« Peter Michalzik / Frankfurter Rundschau Frankfurter Rundschau
Im New York der Goldenen Zwanziger treffen nach Jahren Gatsby und Daisy wieder aufeinander. Bereits früher waren sie sehr in einander verliebt, bis Daisy Gatsby klarmachte, dass sie keine Zukunft hätten, da er für sie nicht standesgemäß war. Gatsby verschwand daraufhin aus …
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Im New York der Goldenen Zwanziger treffen nach Jahren Gatsby und Daisy wieder aufeinander. Bereits früher waren sie sehr in einander verliebt, bis Daisy Gatsby klarmachte, dass sie keine Zukunft hätten, da er für sie nicht standesgemäß war. Gatsby verschwand daraufhin aus ihrem Leben. Nun ist er nach New York zurückgekehrt und mittels seines neu erworbenen Reichtums richtet er in seiner Villa rauschende Partys aus. Nicht lange muss er auf die der Glamour- und Luxuswelt verfallene Daisy warten, die sehen möchte, wer hinter den aufregenden Festen steckt, von denen jeder spricht. Gatsby hofft, Daisy, die allerdings bereits verheiratet ist, nun wieder für sich gewinnen zu können. Alle Beteiligten geraten in einen Strudel von Intrigen, aufkochenden Emotionen und illegalen Machenschaften. Ein Unfall beschwört ein tragisches Ende herauf.<br />"Der große Gatsby" ist ein Roman, der versucht, aufzurütteln. Er beschreibt, wie unsere Wertvorstellungen die eigenen Emotionen untergraben können, ein Bild, das auch in unserer heutigen Gesellschaft noch aktuell ist. Andererseits ist Fitzgeralds Roman auch ein Portrait Nordamerikas in den Zwanziger Jahren, der Zeit des wirtschaftlichen Höhepunktes nach dem vernichtenden Ersten Weltkrieg, der Zeit der Prohibition, die auf illegalen Partys und in verdunkelten Hotelzimmern hemmungslos umgangen wurde. Eine Zeit in der die Menschen nach dem Vergessen strebten, die Frauen sich zum ersten Mal die Haare und die Röcke kurzschnitten und die Männer sich an der Börse um Kopf und Kragen spekulierten.
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Der 1925 erschienene Roman „Der große Gatsby“ gilt als das Meisterwerk des amerikanischen Schriftstellers F. Scott Fitzgerald (1896-1940). Er war der Chronist und einer der unerbittlichsten Kritiker der hektischen zwanziger Jahre, die auch gern für die „goldenen“ …
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Der 1925 erschienene Roman „Der große Gatsby“ gilt als das Meisterwerk des amerikanischen Schriftstellers F. Scott Fitzgerald (1896-1940). Er war der Chronist und einer der unerbittlichsten Kritiker der hektischen zwanziger Jahre, die auch gern für die „goldenen“ gehalten werden.
Das Zentralthema des Romans ist der vergebliche Versuch des Helden Jay Gatsby, mit Hilfe seines Vermögens verlorenes Glück und Liebe zurückzugewinnen. Geschildert werden die dramatischen Ereignisse vom Ich-Erzähler Nick Carraway, der anfänglich der Nachbar von Gatsby und später sein Vertrauter ist.
Mit seinem Reichtum und mit ausgelassenen und mondänen Partys will der neureiche Gatsby die schöne und extravagante Daisy erobern. Seine einstige Verlobte ist aber inzwischen mit dem wohlhabenden und aristokratischen Tom Buchanan verheiratet. Sie wird zwar Gatsbys Geliebte, trennt sich aber nicht von ihrem Ehemann. Dieser hat ebenfalls eine Affäre mit der Frau eines Tankwarts. Als Daisy diese versehentlich mit Gatsbys Auto überfährt, lenken die Eheleute den Verdacht auf Gatsby. Auch in dieser Situation möchte Gatsby seiner Daisy helfen - mit fatalen Folgen, denn er wird von dem Tankwart erschossen, der sich anschließend selbst richtet.
Nick Carraway dient nicht nur als Erzähler, er bringt auch die Ansichten des Autors Fitzgerald zum Ausdruck und fungiert gewissermaßen als moralische Instanz. So nimmt der Emporkömmling Gatsby mit fortschreitenter Handlung immer mehr sympathischere Züge an, während die elegante Welt der Buchanans von Rücksichtslosigkeit und Egoismus geprägt ist.
Mit „Der große Gatsby“ versinnbildlichte Fitzgerald das bittere Erwachen aus dem amerikanischen Traum von Glanz und Erfolg. Der Roman wurde kürzlich mit Leonardo DiCaprio in der Titelrolle verfilmt, daher ziert die Diogenes-Buchausgabe auch das Filmplakat.
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