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Die poetische Heraufbeschwörung einer Kindheit im Nachkriegsneapel - und des Zaubers, der in den bewegten Bildern des Kinos liegt. "Francesco Costa hat eine der anrührendsten Kindergestalten der letzten Jahre geschaffen. Bereitwillig folgen wir dem kleinen Vittorio, der das Kino mehr liebt als das wahre Leben, auf seinen spannenden Streifzügen durch eine gebeutelte Welt." (Pratica)

Produktbeschreibung
Die poetische Heraufbeschwörung einer Kindheit im Nachkriegsneapel - und des Zaubers, der in den bewegten Bildern des Kinos liegt. "Francesco Costa hat eine der anrührendsten Kindergestalten der letzten Jahre geschaffen. Bereitwillig folgen wir dem kleinen Vittorio, der das Kino mehr liebt als das wahre Leben, auf seinen spannenden Streifzügen durch eine gebeutelte Welt." (Pratica)
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.12.1997

Flucht in die Scheinwelt des Kinos
Francesco Costa stellt im S. Fischer Verlag seinen Roman "Der Fuchs mit den drei Pfoten" vor

Vittorio findet Neapel nicht mehr. An jenem Morgen des Jahres 1956 scheint für den Zehnjährigen alles Bunte fort zu sein, "weil der Schlamm eine dieser Farben hat, für die es keinen Namen gibt. Eine ganze Stadt wie ein Teppich zusammengerollt und weggeräumt . . ." Mit seiner komplizierten Familie - dem chauvinistischen, jedem Rock nachblickenden Vater, der ob ihres ehelichen Unglücks verbitterten deutschen Mutter und der bettnässenden Schwester - war Vittorio in ein Barackenlager am Rande Neapels eingewiesen worden: Aus diesem grauen Einerlei führte für die Hauptfigur in Francesco Costas Roman "Der Fuchs mit den drei Pfoten", aus dem der Autor im S. Fischer Verlag las, nur ein Weg: Die Flucht in die schöne Scheinwelt des amerikanischen Kinos.

Der 1946 in Neapel geborene Drehbuchautor und Schriftsteller Costa schreibt so bildhaft, daß sich die Kapitel seines jetzt in Irmengard Gablers Übersetzung bei S. Fischer erschienenen Romans unmittelbar verfilmen ließen: Szenen im Stil des neorealistischen Films der italienischen Nachkriegszeit. Alltagssituationen aus dem Milieu der kleinen Leute, Geschichten voll aufkeimender Hoffnungen, die dennoch scheitern. Und doch wirkt Costas neapolitanischer Bildungsroman keineswegs deprimierend, da der Autor sein Sujet aus der Schwarzweißperspektive befreit und ihm humorvoll farbiges Leben einflößt. Aus Vittorios Perspektive öffnet das Buch dem Leser den Blick auf eine ebenso vitale wie chaotische Bühne menschlicher Schicksale.

Er glaube, daß in den vergangenen 20 Jahren in der italienischen Literatur nichts über Neapel und die dortigen sozialen Zustände geschrieben worden sei, sagte Costa an dem vom Frankfurter Istituto Italiano di Cultura mitveranstalteten und von der Übersetzerin Gabler gedolmetschten Abend im S. Fischer Verlag. Dabei biete Napoli, in dem sich die Klassen weit mehr vermischten als im übrigen Italien, viel Stoff. Der Autor - ein überzeugter und gewinnender Botschafter dieser Stadt - versetzte dem heimischen Literaturbetrieb lächelnd eine kleine Ohrfeige: Die Beschäftigung mit Neapel und seiner Nachkriegszeit mache es möglich, sich vom üblichen Sujet des problembeladenen bürgerlichen Intellektuellen zu lösen.

Ein solcher hat in seinem sprachlich ungezwungen dahinfließenden Roman nichts zu suchen. "Das Glück ist nie da, wo man selber ist, wer weiß, woran das liegt, und für Vittorio ist es in den Hollywood-Filmen", liest man dort. Und so kommt es, daß der Junge der Verständnislosigkeit seiner mit sich selbst beschäftigten Eltern durch Filme wie "Rio Bravo" oder "Schnee am Kilimandscharo" zu entrinnen verucht. Vittorios Verachtung für Machos wie seinen Vater - "Männer sind wirklich Idioten" - und dümmliche Frauen, die sich ihnen zu Füßen werfen, findet schließlich in seiner leidenschaftlichen Verehrung für die Filmgöttin Susan Haywards ihren Kontrapunkt. Haywards, vielmehr die schöne Frau, die er für diese hält, erzählt die sich im Romantitel widerspiegelnde Geschichte vom "Fuchs, der sich eine Pfote abgebissen hat, um weiterzuleben". Lesenden Kinoliebhabern, die in ein ereignisreiches Jahr voll sozialer und politischer Implikationen eintauchen möchten, hält Costas Roman eine vergnügliche Mixtur von Film und Realität im neapolitanischen Gewand bereit. KATJA MÖHRLE

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