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Der Fritten-Humboldt
Produktdetails
- Verlag: Goldmann
- Seitenzahl: 285
- Erscheinungstermin: 17. März 2010
- Abmessung: 215mm x 140mm x 25mm
- Gewicht: 402g
- ISBN-13: 9783442312191
- ISBN-10: 3442312191
- Artikelnr.: 27949620
Herstellerkennzeichnung
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Essen wie im wahren Leben
Als Imbisswirt serviert Jon Flemming Olsen "Dittsche" die Biere. Nun legt er ein Buch über deutsche Imbisse vor: das Soziogramm einer Welt, in der man keine Masken trägt.
VON ALEXANDER MARGUIER
Die kulinarische Kultur dieses Landes wird längst von oben nach unten definiert. Gutbürgerliche Restaurants arrangieren, dekorieren und benennen ihre Teller nach Art der Spitzenküche. Das derzeit meistverkaufte Kochbuch stammt vom Münchener Sternekoch Alfons Schuhbeck und widmet sich dem Thema Gewürze. Sogar die Deutsche Bahn hat ihr Bockwurst-Einerlei aufs Abstellgleis geschoben und serviert ihren Fahrgästen derzeit thailändische Kokos-Suppe oder "Frühlings-Lamm-Ragout mit Duftreis" nach
Als Imbisswirt serviert Jon Flemming Olsen "Dittsche" die Biere. Nun legt er ein Buch über deutsche Imbisse vor: das Soziogramm einer Welt, in der man keine Masken trägt.
VON ALEXANDER MARGUIER
Die kulinarische Kultur dieses Landes wird längst von oben nach unten definiert. Gutbürgerliche Restaurants arrangieren, dekorieren und benennen ihre Teller nach Art der Spitzenküche. Das derzeit meistverkaufte Kochbuch stammt vom Münchener Sternekoch Alfons Schuhbeck und widmet sich dem Thema Gewürze. Sogar die Deutsche Bahn hat ihr Bockwurst-Einerlei aufs Abstellgleis geschoben und serviert ihren Fahrgästen derzeit thailändische Kokos-Suppe oder "Frühlings-Lamm-Ragout mit Duftreis" nach
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Rezepturen eines Sternekochs aus Hamburg. Wenn umgekehrt einfache Gerichte wie "Himmel und Erde" einen Platz in höheren gastronomischen Sphären finden, dann als augenzwinkernde Interpretation (siehe "Hier spricht der Gast" auf dieser Seite). Aber entspricht das alles überhaupt dem "wirklich wahren Leben"? Oder anders gefragt: Wäre es nicht konsequent, in einem Land, das besessen ist von Hartz IV und den unteren Schichten der Gesellschaft, jenen Institutionen mehr Beachtung zu schenken, die gewissermaßen die gastronomische Blaupause sozialer Randständigkeit abgeben? Nämlich den Imbissbuden mit Fritteuse und Würstchengrill als Herz-Lungen-Maschine des billigen Sattmachgewerbes.
"Das wirklich wahre Leben" spielt in genau so einer Imbissbude, und wer die gleichnamige Improvisationscomedy mit Olli "Dittsche" Dittrich in der Hauptrolle schon einmal am späten Sonntagabend in der ARD gesehen hat, der ahnt, dass die Macher dieser Sendung die "Eppendorfer Grillstation" mit gutem Bedacht zum Austragungsort gekürt haben. Wo sonst sollten Charaktere wie Dittsche, Würstchenwirt Ingo und der schweigsame Dauergast Schildkröte denn auch sonst die Gelegenheit haben, aufeinanderzutreffen? Dieser Imbiss ist in seiner ganzen Trost- und Anspruchslosigkeit die ideale, die einzig denkbare Bühne für den arbeitslosen Alltagsphilosophen Dittsche, wobei die Tatsache, dass er stets im Bademantel auftritt, weniger als westerwelleartiger Affekt gegen verschnarchte Stützeempfänger zu verstehen ist. Sondern vielmehr die öffentliche Imbissbude als einen im Kern privaten Rückzugsraum charakterisiert.
Ingo, der Mann am Grill, heißt in Wahrheit Jon Flemming Olsen und ist von Beruf Grafiker; als Gitarrist der von ihm gegründeten Country-Band "Texas Lightning" hat er es sogar schon zu einigem Ruhm, zu einem Auftritt beim "Eurovision Song Contest" im Jahr 2006 (mit Olli Dittrich am Schlagzeug) sowie zu einem Nummer-eins-Hit (dem Grand-Prix-Song "No No Never") gebracht. Olsen sagt von sich, er sei eigentlich kein typischer Imbiss-Gänger, nie gewesen. Insofern agiert er sonntags auf reichlich fremdem Terrain. Was schon daran deutlich wird, dass er während einer "Dittsche"-Aufzeichnung einmal Chicken-Nuggets in der Mikrowelle warmmachen wollte, anstatt sie korrekterweise in heißem Fett zu baden.
So kann das auf Dauer natürlich nicht angehen, und was liegt da näher, als ein nachgeschobenes Praktikum in den wirklich wahren Imbissbuden dieser Republik zu absolvieren. Dachte sich Jon Flemming Olsen und machte sich irgendwann auf den Weg. Das Ergebnis seiner "Reise ins Herz der Imbissbude" - so der Untertitel - liegt nun als Buch vor ("Der Fritten-Humboldt", Goldmann, 14,95 Euro), wobei angemerkt werden sollte, dass es sich keinesfalls um einen Bratwurst-Guide handelt, sondern vielmehr um ein ziemlich persönliches, mit viel Empathie geschriebenes Soziogramm diverser Imbissbudenbetreiber und ihrer Gäste. Weil Olsen mit seinen 45 Jahren ein strukturiert arbeitender Mann zu sein scheint, ließ er während seiner Tournee kein Bundesland aus, und so bekommt der Leser Einblick ins Innenleben von genau 16 Brat-, Frittier- oder Eintopfstationen in den unterschiedlichsten Ecken und Landschaften zwischen dem nördlichen Saarland und Mecklenburg-Vorpommerns Süden.
Um es gleich vorwegzunehmen: Das Buch ist in etwa so sensationell wie die in den Forschungsobjekten angebotenen Speisen. Genau darin besteht aber auch der Reiz. Denn Olsen ist ein feiner Beobachter; keiner, der auf die Leute herabschaut oder sich gar dazu hinreißen lässt, auf ihre Kosten Witzchen zu reißen. Der "Fritten-Humboldt" taugt auch nicht als Werk für Siebeck-Jünger, die sich mit wohligem Grausen einmal die Kehrseite der Gault-Millau-Gastronomie vor Augen führen lassen wollen. Natürlich läuft einem nicht gerade das Wasser im Munde zusammen, wenn von Gerichten die Rede ist, die "Original Aufgemotzter" heißen und aus zwei dunkel frittierten Frikadellenhälften bestehen, welche auf halbierten Milchbrötchen unter Ketchup-Mayo-Kaskaden verschwinden. Aber wie gesagt: Ums Essen geht es ja eigentlich auch gar nicht.
Wer regionale Spezialitäten kennenlernen möchte, ist in deutschen Imbissbuden fehl am Platz - von ein paar Ausnahmen wie Berliner Curry- oder Nürnberger Bratwürsten abgesehen. So hat denn auch Olsen während seiner Erkundungsfahrt keine allzu großen Unterschiede im Angebot der Low-Key-Köche feststellen können: Allenthalben regiert die ubiquitäre Doppelspitze Würstchen mit Fritten, ab und zu ergänzt durch lokale Besonderheiten wie Eintöpfe oder spezielle Saucen (wobei auch vielgepriesene "Spezial-Saucen" meist nichts anderes sind als in Eimern eigenhändig zusammengemischte Fertigprodukte). Der mangelnde Wille zur Distinktion ist gerade eines der Wesensmerkmale der klassischen Imbissbude, und wenn er doch mal aufflammt, führt das zu einer falsch verstandenen Leistungsschau wie beim "legendären Boss-Salat" in "Heiko's Grillimbiss" (Bremen). Da kommt dann alles rein, was der nahe gelegene Discounter so zu bieten hat: Zu den üblichen Blattsalaten gesellen sich "Geschmacksträger aller Art" sowie hartgekochte Eier, Mandarinenscheiben, Thunfisch, Käse, Ananas, Kochschinken, Anchovis und Croutons. Bemerkenswert ist vor allem, wie der Besitzer Heiko den Namen für seine offenbar dem Chef-Salat entlehnte Kreation herleitet: Der Boss, das sei nämlich der Chef vom Chef.
Wer seine Salate hierarchisch derart überhöht, steht wahrscheinlich selbst eher auf der Verliererseite des Lebens, und man muss wahrlich kein Architekturkritiker sein, um den meisten Imbissbuden schon von außen das Stigma des Scheiterns anzumerken. Oft sind es Provisorien mit küchentechnisch rudimentärer Innenausstattung, die an umfunktionierte Baucontainer oder am Wegesrand gestrandete Busse erinnern. Ihr Selbstbehauptungswille reicht selten über handgeschriebene Hinweistafeln oder eine zögerliche Arrondierung durch Plastikmobiliar an der frischen Luft hinaus - Kenner unterscheiden übrigens in aufsteigender Wertigkeit zwischen "nativen", "entwickelten" und "definitiven" Imbissbuden, letztere schon an der Grenze zum Schnellrestaurant.
"Niemand träumt davon, Imbisswirt zu werden", schreibt Jon Flemming Olsen in seinem Resümee, "niemand scheint mit so etwas überhaupt zu rechnen, es sei denn, er wird in den Job hineingeboren." Alle Menschen, die er während seiner Erkundungsfahrt traf und denen er eine Zeitlang am Grill oder an der Fritteuse assistierte, hatten vorher etwas anderes getan: Ob Fatma, die sich mit einem Schnellimbiss in Frankfurt-Niederrad von ihrem Mann emanzipiert, oder dieser alte Herrn Köhring, der schon sämtliche Erfolge und Rückschläge eines Berliner Gastronomendaseins erlebt hat. Ehrlich sind sie irgendwie alle, zu sich selbst und gegenüber ihren Gästen. Denn Imbissbuden, das hat Jon Flemming Olsen gelernt, sind keine Orte der Maskerade, hier macht sich niemand schöner, als er ist.
Nicht alle Imbisswirte sind sympathisch, nicht alle sind sie hemdsärmelige Loser, die dem Teufel mit einem flotten Spruch auf den Lippen die letzte Bratwurst verkaufen. Und nicht alle Biographien sind so erzählenswert wie die von Hakim, der aus Afghanistan stammt, in Herat Kürschner lernte, über Umwege nach Deutschland kam und heute in einem alten Campingbus neben einer Heidelberger Kaserne ausgezeichnete Spareribs mit tatsächlich selbst zubereiteter Würzmischung serviert. Womit er es nebenbei zum einzigen ernstzunehmenden Imbissbuden-Geheimtipp im ganzen "Fritten-Humboldt" gebracht hat. Die begeisterte Stammkundschaft dieses schweinefleischbratenden Afghanen besteht übrigens ausgerechnet aus amerikanischen Soldaten. So kann es spielen, das wirklich wahre Leben.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Das wirklich wahre Leben" spielt in genau so einer Imbissbude, und wer die gleichnamige Improvisationscomedy mit Olli "Dittsche" Dittrich in der Hauptrolle schon einmal am späten Sonntagabend in der ARD gesehen hat, der ahnt, dass die Macher dieser Sendung die "Eppendorfer Grillstation" mit gutem Bedacht zum Austragungsort gekürt haben. Wo sonst sollten Charaktere wie Dittsche, Würstchenwirt Ingo und der schweigsame Dauergast Schildkröte denn auch sonst die Gelegenheit haben, aufeinanderzutreffen? Dieser Imbiss ist in seiner ganzen Trost- und Anspruchslosigkeit die ideale, die einzig denkbare Bühne für den arbeitslosen Alltagsphilosophen Dittsche, wobei die Tatsache, dass er stets im Bademantel auftritt, weniger als westerwelleartiger Affekt gegen verschnarchte Stützeempfänger zu verstehen ist. Sondern vielmehr die öffentliche Imbissbude als einen im Kern privaten Rückzugsraum charakterisiert.
Ingo, der Mann am Grill, heißt in Wahrheit Jon Flemming Olsen und ist von Beruf Grafiker; als Gitarrist der von ihm gegründeten Country-Band "Texas Lightning" hat er es sogar schon zu einigem Ruhm, zu einem Auftritt beim "Eurovision Song Contest" im Jahr 2006 (mit Olli Dittrich am Schlagzeug) sowie zu einem Nummer-eins-Hit (dem Grand-Prix-Song "No No Never") gebracht. Olsen sagt von sich, er sei eigentlich kein typischer Imbiss-Gänger, nie gewesen. Insofern agiert er sonntags auf reichlich fremdem Terrain. Was schon daran deutlich wird, dass er während einer "Dittsche"-Aufzeichnung einmal Chicken-Nuggets in der Mikrowelle warmmachen wollte, anstatt sie korrekterweise in heißem Fett zu baden.
So kann das auf Dauer natürlich nicht angehen, und was liegt da näher, als ein nachgeschobenes Praktikum in den wirklich wahren Imbissbuden dieser Republik zu absolvieren. Dachte sich Jon Flemming Olsen und machte sich irgendwann auf den Weg. Das Ergebnis seiner "Reise ins Herz der Imbissbude" - so der Untertitel - liegt nun als Buch vor ("Der Fritten-Humboldt", Goldmann, 14,95 Euro), wobei angemerkt werden sollte, dass es sich keinesfalls um einen Bratwurst-Guide handelt, sondern vielmehr um ein ziemlich persönliches, mit viel Empathie geschriebenes Soziogramm diverser Imbissbudenbetreiber und ihrer Gäste. Weil Olsen mit seinen 45 Jahren ein strukturiert arbeitender Mann zu sein scheint, ließ er während seiner Tournee kein Bundesland aus, und so bekommt der Leser Einblick ins Innenleben von genau 16 Brat-, Frittier- oder Eintopfstationen in den unterschiedlichsten Ecken und Landschaften zwischen dem nördlichen Saarland und Mecklenburg-Vorpommerns Süden.
Um es gleich vorwegzunehmen: Das Buch ist in etwa so sensationell wie die in den Forschungsobjekten angebotenen Speisen. Genau darin besteht aber auch der Reiz. Denn Olsen ist ein feiner Beobachter; keiner, der auf die Leute herabschaut oder sich gar dazu hinreißen lässt, auf ihre Kosten Witzchen zu reißen. Der "Fritten-Humboldt" taugt auch nicht als Werk für Siebeck-Jünger, die sich mit wohligem Grausen einmal die Kehrseite der Gault-Millau-Gastronomie vor Augen führen lassen wollen. Natürlich läuft einem nicht gerade das Wasser im Munde zusammen, wenn von Gerichten die Rede ist, die "Original Aufgemotzter" heißen und aus zwei dunkel frittierten Frikadellenhälften bestehen, welche auf halbierten Milchbrötchen unter Ketchup-Mayo-Kaskaden verschwinden. Aber wie gesagt: Ums Essen geht es ja eigentlich auch gar nicht.
Wer regionale Spezialitäten kennenlernen möchte, ist in deutschen Imbissbuden fehl am Platz - von ein paar Ausnahmen wie Berliner Curry- oder Nürnberger Bratwürsten abgesehen. So hat denn auch Olsen während seiner Erkundungsfahrt keine allzu großen Unterschiede im Angebot der Low-Key-Köche feststellen können: Allenthalben regiert die ubiquitäre Doppelspitze Würstchen mit Fritten, ab und zu ergänzt durch lokale Besonderheiten wie Eintöpfe oder spezielle Saucen (wobei auch vielgepriesene "Spezial-Saucen" meist nichts anderes sind als in Eimern eigenhändig zusammengemischte Fertigprodukte). Der mangelnde Wille zur Distinktion ist gerade eines der Wesensmerkmale der klassischen Imbissbude, und wenn er doch mal aufflammt, führt das zu einer falsch verstandenen Leistungsschau wie beim "legendären Boss-Salat" in "Heiko's Grillimbiss" (Bremen). Da kommt dann alles rein, was der nahe gelegene Discounter so zu bieten hat: Zu den üblichen Blattsalaten gesellen sich "Geschmacksträger aller Art" sowie hartgekochte Eier, Mandarinenscheiben, Thunfisch, Käse, Ananas, Kochschinken, Anchovis und Croutons. Bemerkenswert ist vor allem, wie der Besitzer Heiko den Namen für seine offenbar dem Chef-Salat entlehnte Kreation herleitet: Der Boss, das sei nämlich der Chef vom Chef.
Wer seine Salate hierarchisch derart überhöht, steht wahrscheinlich selbst eher auf der Verliererseite des Lebens, und man muss wahrlich kein Architekturkritiker sein, um den meisten Imbissbuden schon von außen das Stigma des Scheiterns anzumerken. Oft sind es Provisorien mit küchentechnisch rudimentärer Innenausstattung, die an umfunktionierte Baucontainer oder am Wegesrand gestrandete Busse erinnern. Ihr Selbstbehauptungswille reicht selten über handgeschriebene Hinweistafeln oder eine zögerliche Arrondierung durch Plastikmobiliar an der frischen Luft hinaus - Kenner unterscheiden übrigens in aufsteigender Wertigkeit zwischen "nativen", "entwickelten" und "definitiven" Imbissbuden, letztere schon an der Grenze zum Schnellrestaurant.
"Niemand träumt davon, Imbisswirt zu werden", schreibt Jon Flemming Olsen in seinem Resümee, "niemand scheint mit so etwas überhaupt zu rechnen, es sei denn, er wird in den Job hineingeboren." Alle Menschen, die er während seiner Erkundungsfahrt traf und denen er eine Zeitlang am Grill oder an der Fritteuse assistierte, hatten vorher etwas anderes getan: Ob Fatma, die sich mit einem Schnellimbiss in Frankfurt-Niederrad von ihrem Mann emanzipiert, oder dieser alte Herrn Köhring, der schon sämtliche Erfolge und Rückschläge eines Berliner Gastronomendaseins erlebt hat. Ehrlich sind sie irgendwie alle, zu sich selbst und gegenüber ihren Gästen. Denn Imbissbuden, das hat Jon Flemming Olsen gelernt, sind keine Orte der Maskerade, hier macht sich niemand schöner, als er ist.
Nicht alle Imbisswirte sind sympathisch, nicht alle sind sie hemdsärmelige Loser, die dem Teufel mit einem flotten Spruch auf den Lippen die letzte Bratwurst verkaufen. Und nicht alle Biographien sind so erzählenswert wie die von Hakim, der aus Afghanistan stammt, in Herat Kürschner lernte, über Umwege nach Deutschland kam und heute in einem alten Campingbus neben einer Heidelberger Kaserne ausgezeichnete Spareribs mit tatsächlich selbst zubereiteter Würzmischung serviert. Womit er es nebenbei zum einzigen ernstzunehmenden Imbissbuden-Geheimtipp im ganzen "Fritten-Humboldt" gebracht hat. Die begeisterte Stammkundschaft dieses schweinefleischbratenden Afghanen besteht übrigens ausgerechnet aus amerikanischen Soldaten. So kann es spielen, das wirklich wahre Leben.
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Ich muss ehrlich sagen, ich habe diesem Buch zunächst skeptisch gegenüber gestanden, denn die Leseprobe, die ich gelesen hatte war zwar recht witzig, jedoch hatte ich die Befürchtung, dass irgendwann nichts Neues mehr kommen würde und sich die Erlebnisse irgendwann wiederholen …
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Ich muss ehrlich sagen, ich habe diesem Buch zunächst skeptisch gegenüber gestanden, denn die Leseprobe, die ich gelesen hatte war zwar recht witzig, jedoch hatte ich die Befürchtung, dass irgendwann nichts Neues mehr kommen würde und sich die Erlebnisse irgendwann wiederholen würden. Froh war ich daher, als ich dieses Buch gewonnen habe und mir somit eine Gesamtmeinung bilden konnte, welche ich im folgenden darlegen werde.
Aufgeteilt ist das Buch in 16 Kapitel, welche sich je einer Imbissbude widmen. Jon Flemming Olsen hat in jeder dieser Imbissbuden ein eintägiges Praktikum absolviert und berichtet nun über seine Erlebnisse, aber vor allem auch über die Menschen, die er auf seiner Reise kennen gelernt hat, seien es nun die Besitzer, die Angestellten oder auch die Kundschaft.
Sehr authentisch kommt die ganze Sache vor allem dadurch herüber, da Olsen immer wieder die Mundart einfängt, welche bestimmte Bereiche Deutschlands einfach kennzeichnen. So hat man zwar hin und wieder Schwierigkeiten beim Lesen und beim Verstehen, jedoch kann man sich dadurch auch viel besser in die Situationen hineinversetzen und bekommt ein noch besseres Bild der Menschen, denen er begegnet ist.
Man könnte meinen Imbissbude sei gleich Imbissbude, weshalb ich auch zu meiner Skepsis kam, dass sich irgendwann alles wiederholt. Im Laufe des Buches habe ich jedoch gemerkt, dass dem ganz und gar nicht so ist. Zwar ist der Grundablauf überall derselbe, aber darum geht es in diesem Buch nicht. Es geht darum die Personen hinter der Arbeit zu sehen und diese sind alle von Grund auf verschieden, somit sind auch die Geschichten, die Olsen erlebt alles andere als einheitlich. Es gibt oft viel zu lachen, aber genauso oft auch Momente, in denen man sehr nachdenklich wird, wenn man über manche Erlebnisse liest.
Die Erzählweise hat mir sehr gut gefallen, denn die richtige Brise Charme und Witz ist auch in die manchmal recht ernsten Geschichten hinein geflossen, so dass man zwar den Ernst der Lage erkennt, die Stimmung sich aber nicht trübt und man dadurch weiterhin Lust hat zu lesen wie es mit anderen Menschen in anderen Städten weiter geht.
Ich weiß nicht, ob ein solches Buch wirklich jedem zu empfehlen ist. Mir hat es ausgesprochen gut gefallen und meine erste Vermutung glücklicherweise nicht bestätigt, aber natürlich kann es auch sein, dass es dem ein oder anderen einfach zu langweilig oder absurd erscheint.
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Antworten 1 von 3 finden diese Rezension hilfreich
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