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Nach Sachgebieten geordnet findet der Lyrikfreund Gedichte aller Epochen. Zahlreiche Vignetten machen den Band zu einem wertvollen Geschenk.

Produktbeschreibung
Nach Sachgebieten geordnet findet der Lyrikfreund Gedichte aller Epochen. Zahlreiche Vignetten machen den Band zu einem wertvollen Geschenk.
Autorenporträt
Albert von Schirnding, geboren 1935 in Regensburg, studierte Altphilologie und Germanistik in München und Tübingen und arbeitete anschließend als Gymnasiallehrer. Er ist als Schriftsteller, Literaturkritiker und Essayist tätig und erhielt 1982 den Schwabinger Kunstpreis für Literatur.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.11.2005

Alle Stimmungen des Daseins
Modernisiert: Ludwig Reiners’ Hausbuch „Der ewige Brunnen”
Hier versagte Goethe: 1808 fragt Niethammer bei ihm an, ob er nicht eine wegweisende, wahrhaft „kanonische” Sammlung deutscher Poesie zusammenstellen wolle, und Goethe entwirft gleich einen ausgreifenden Plan, spricht goldene Worte, wie sowas auszusehen habe - und tut nichts. Mit wackerer Unbedenklichkeit, aber großem Kennertum stellte Ludwig Reiners nahezu 150 Jahre später seine Sammlung „Der ewige Brunnen. Ein Volksbuch deutscher Dichtung” zusammen, geleitet von der Vorstellung, dass dies nicht nur eine Auswahl nach künstlerischer Qualität sein solle, sondern auch ein „Nachschlagewerk”, das sowohl das „Vertraute” enthalten müsse wie à tout prix das Neue. Herummäkeln könne man an der Auswahl immer, Skrupel aber seien nur lähmend und also nicht angezeigt.
Der Erfolg ab 1950 gab Reiners Recht: Über 500 000 Käufer gewann sein Hausbuch. Nun aber musste der Verlag sich doch zu einer Überarbeitung entschließen; allzu viel ist in den letzten fünfzig Jahren an neuen Gedichten hinzugekommen, allzu viel ist in unserem Verhältnis zur Tradition geschehen. Albert von Schirnding hat diese Aufgabe der Ergänzung und Veränderung übernommen. Er hat ein Viertel der 1600 Gedichte ausgetauscht, die thematische Gliederung aber beibehalten (nur eine Rubrik von Gedichten über das Dichten berechtigterweise hinzugefügt) und versucht, moderat zu modernisieren, also sowohl den Geschmacksveränderungen im Blick auf die Poesie der Vergangenheit Rechnung zu tragen als auch das Neue aus dem letzten halben Jahrhundert zuzulassen, dies letztere freilich auf erkennbar konservative Weise.
Wir finden also nun drei Gedichte der großen österreichischen Dichterin Christine Lavant, eines von H. C. Artmann, eines von Ludwig Greve, eines von Günter Grass, eines von Friederike Mayröcker, vier von Ernst Jandl - und indem man diese Neuzugänge aufzählt und zählt, fängt man unvermeidlich zu rechten an und landet irgendwo zwischen Kasuistik, Ästhetik und Geschmacksbehauptung, auch was die „alte” Poesie angeht: Dass Goethe und Mörike stark vertreten sind, geht in Ordnung, aber an der Massivität des Auftretens von Friedrich Rückert und Fontane (!) habe ich doch meine Zweifel; Rudolf Borchardt und Christian Wagner, den rätselhaften schwäbischen Bauerndichter, halte ich mit je zwei Gedichten doch für unterrepräsentiert, von Seumes langem Gedicht „Die Gesänge” wird ein dreistrophiger Verschnitt geboten, der allerdings berühmt geworden und geblieben ist; bei Hölderlins Schicksalslied stimmt die Versanordnung nicht, und dass kein Gedicht der großen Expressionisten August Stramm und Albert Ehrenstein Gnade vor den Augen Albert von Schirndings fand, desgleichen keines von Helmut Heissenbüttel, Gerhard Rühm, Reinhard Prießnitz oder Thomas Kling - das schmerzt doch sehr.
Aber wer weiß, was für Leitlinien und Maßgaben der Verlag oder die anderen Rechteinhaber dem Bearbeiter vorgaben; vielleicht durfte er’s gar nicht gar zu radikal modern treiben! Obwohl dadurch natürlich gegen ein Prinzip von Reiners verstoßen wurde; der nämlich wollte die Gedichte so ausgesucht haben, dass der Leser (1955 fügte man noch nicht hinzu: und die Leserin) „für alle Stimmungen seines Daseins die antwortenden Gegenbilder” fände: Für manche zeitgenössische Stimmung und Befindlichkeit findet man in dem Neo-Reiners, der im Untertitel nun zu einem „Hausbuch deutscher Dichtung” abgerüstet oder korrigiert, jedenfalls „entvolkt” worden ist, kein lyrisches Gegenbild.
Hauptsache aber ist, dass jenseits solcher Detailkritik ein solches Lyrikbuch gekauft und gelesen wird; und dass zwei Reiners’sche Merksätze trotz ihrer altväterlichen Formulierung nicht in Vergessenheit geraten. Erstens: „Denn der Mensch bedarf des Verses, wie er des Waldes und des Weines bedarf”, und zweitens: „Des funkelnden Reichtums deutscher Dichtung ist kein Ende.” JÖRG DREWS
LUDWIG REINERS: Der ewige Brunnen. Ein Hausbuch deutscher Dichtung. Aktualisiert und erweitert von Albert von Schirnding. Titelvignetten von Andreas Brylka. C. H. Beck Verlag, München 2005. 1134 Seiten, 19,90 Euro.
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