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Bei aller Sympathie für Europa stößt die Vorstellung ab 1999 schrittweise von der D-Mark Abschied zu nehmen, bei der Mehrheit der Deutschen auf Skepsis. Die Autoren setzen sich mit diesen Vorbehalten und Ängsten auseinander. Sie lassen die Argumente für den Geldverbund Revue passieren und schildern die Hintergründe dieser Zäsur. Der Leser erfährt, warum der Euro für die zukünftige Stabilität und Stärke der Europäischen Union so wichtig ist. Eine gemeinsame Währung verbessert die Bedingungen zur unionsweiten Koordinierung der Wirtschafts- und Geldpolitik und entzieht handelshemmenden…mehr

Produktbeschreibung
Bei aller Sympathie für Europa stößt die Vorstellung ab 1999 schrittweise von der D-Mark Abschied zu nehmen, bei der Mehrheit der Deutschen auf Skepsis. Die Autoren setzen sich mit diesen Vorbehalten und Ängsten auseinander. Sie lassen die Argumente für den Geldverbund Revue passieren und schildern die Hintergründe dieser Zäsur. Der Leser erfährt, warum der Euro für die zukünftige Stabilität und Stärke der Europäischen Union so wichtig ist. Eine gemeinsame Währung verbessert die Bedingungen zur unionsweiten Koordinierung der Wirtschafts- und Geldpolitik und entzieht handelshemmenden Wechselkursschwankungen den Boden. Ausführlich beleuchten die Autoren auch die zukünftige Wettbewerbssituation. Welche Branchen profitierten, welche geraten unter Druck? Können Anleger vom Euro profitieren? Dieses Buch zeigt, was mit D-Mark-Geldvermögen geschieht und wo es Auswirkungen über die reine Umrechnung hinaus geben wird.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.07.1997

Eine zum Greifen nahe historische Chance
Ein entschlossenes Plädoyer für die Währungsunion

Thomas Hanke/Norbert Walter: Der Euro. Kurs auf die Zukunft. Die Konsequenzen der Währungsunion für Unternehmen und Anleger. Campus Verlag, Frankfurt/New York 1997, 191 Seiten, 48 DM.

Angst essen Seele auf. So läßt sich nach Ansicht des Bonner Journalisten Thomas Hanke und des Chefvolkswirts der Deutschen Bank, Norbert Walter, die Befindlichkeit vieler Deutscher vor der Einführung des Euro charakterisieren. Die beiden Autoren beklagen zu Recht, daß allerorten über die Risiken einer Aufgabe der bewährten D-Mark vehement diskutiert wird und daß der zum Dogmenstreit hochstilisierte Kommastreit über die Auslegung der Konvergenzkriterien den nüchternen Blick für die großen politischen und wirtschaftlichen Chancen, die die Union zu bieten vermag, verdrängt hat. Die Autoren setzen sich gekonnt mit den Argumenten, Scheinargumenten und vor allem mit den Ängsten der Euro-Gegner und -Skeptiker auseinander. Sie bringen konkrete Fakten und zeigen politische und wirtschaftliche Zusammenhänge auf, die bisher in der Öffentlichkeit zuwenig deutlich gemacht worden sind. Die Einführung des Euro beurteilen sie im ganzen positiv, da die Währungsunion politisch die europäische Integration verstärke und da eine gemeinsame Währung den Unternehmen, aber auch den Anlegern neue Chancen eröffne. Sie sehen in der Beseitigung der europäischen Währungsvielfalt die notwendige (sicherlich nicht hinreichende) Antwort auf die Herausforderung der Globalisierung der Waren- und Finanzmärkte.

Das Buch ist in sieben Hauptkapitel sowie in eine ausführliche Einleitung und einen Epilog gegliedert, der die Währungsunion als eine zum Greifen nahe historische Chance wertet. Die lesenswerte Einleitung ist treffend mit "Ich bin ja auch für Europa, aber . . ." überschrieben. Die Autoren haben hier elf häufig anzutreffende skeptische Ansichten zur Währungsunion zusammengefaßt und versuchen, diese zu widerlegen - wohl wissend, daß noch manches offenbleiben muß. Trotz ihres Pro-Euro-Plädoyers bleiben sie Realisten. "Wer suggeriert, die Währungsunion öffne den Weg ins Schlaraffenland, wird zum einen Enttäuschungen ernten und zum anderen verhindern, daß rechtzeitig die wirtschaftlichen Vorbereitungen auf das mit der Währungsunion veränderte Umfeld getroffen werden."

In den ersten drei Hauptkapiteln leiten Hanke und Walter die Notwendigkeit des Euro ab. Ihre Hauptargumente - an denen sich die Geister möglicherweise scheiden - lauten: Es gebe einen neuen geldpolitischen Konsens in Europa, der den Kern Europas für die Währungsunion reif mache. Die D-Mark und auch die Hüterin der D-Mark, die Deutsche Bundesbank, könnten die Last der europäischen Währungsvielfalt in Anbetracht der Globalisierung nicht allein schultern. Der Weg zur Währungsunion sei durch die Stationen der europäischen Integration in der Nachkriegszeit weitgehend vorgezeichnet. Ein Zurück hätte fatale Konsequenzen für ganz Europa - nicht zuletzt für die südeuropäischen Partnerländer, die in Deutschland zuwenig beachtete und anerkannte große Fortschritte bei der Konsolidierung ihrer Staatsfinanzen - ein Verdienst des Maastrichter Vertrages - gemacht hätten.

Die Hauptkapitel vier bis sieben sind den Auswirkungen des Euro gewidmet. Die Autoren wagen sich hier auf ein Feld vor, das bisher kaum erforscht worden ist. Konsequenterweise stellen sie mehr Fragen (vor allem im Kapitel über die Auswirkungen auf die Unternehmen), als sie Antworten geben. Sie verweisen darauf (sicherlich nicht ganz überraschend), daß die Einführung des Euro zu einer Intensivierung des Wettbewerbs im einheitlichen Währungsraum führen und daß dadurch die Inflation eingedämmt wird. Sie folgern, daß die Unternehmen ihre Anstrengungen zur Erhöhung von Produktivität und Qualität forcieren müßten (allerdings nennen sie hier keine konkreten Maßnahmen). Neben dem Wegfall der Transaktionskosten sei ein besonderer Vorteil für deutsche exportorientierte Unternehmen darin zu sehen, daß sie in Zukunft wegen des Wegfalls der innereuropäischen Wechselkursschwankungen nicht mehr - wie in den vergangenen Jahren immer wieder geschehen - durch die Aufwertung der D-Mark um die Früchte ihrer Bemühungen zur Produktivitätssteigerung gebracht werden. Die verängstigten Kapitalanleger müßten berücksichtigen, daß die Einführung des Euro keine Währungsreform, sondern lediglich eine Währungsumstellung bedeute. Es sei wenig wahrscheinlich, daß das neue Geld vom Virus des Kaufkraftschwundes befallen werde. Das lasse eine panische Flucht in Sachwerte oder in andere Währungen, deren Attraktivität schon heute keineswegs gesichert sei, als wenig sinnvoll erscheinen. Die Währungsunion entfalte Eigendynamik zur Koordinierung der Haushalts-, Steuer- und Wirtschaftspolitiken und fördere dadurch die politische Integration Europas.

Das Buch ist ein entschlossenes Plädoyer für den Euro - ein Plädoyer, das auf plausiblen, nicht jedoch sicheren Annahmen beruht. Die Autoren erkennen an, daß der Verzicht auf die D-Mark ein großes Zugeständnis für die Deutschen bedeutet. Sie weisen jedoch auch nach (und das ist ein großes Verdienst), daß von den Partnerländern - nicht zuletzt von Frankreich - mindestens ebenso große Zugeständnisse gefordert werden. Denn - so meinen die Autoren - im Grunde genommen exportiere die Bundesrepublik Deutschland über den Maastricht-Vertrag ihre ordnungspolitischen Vorstellungen in Reinkultur nach Europa.

Die Lektüre dieses interessanten Buches, in dem sich die beiden Autoren kenntnisreich ergänzen, lohnt sich gleichermaßen für Euro-Skeptiker und Euro-Befürworter: Euro-Skeptiker werden sich hieran reiben, Euro-Befürworter können ihren Argumentenvorrat erweitern. Sicherlich kommt die Analyse der Konsequenzen des Euro auf die einzelwirtschaftliche Stufe und vor allem der strategischen Handlungsbedarfe entgegen den Erwartungen, die der Untertitel des Buches wecken mag, etwas zu kurz. Auch fehlt eine Diskussion darüber, was passieren könnte, wenn die Währungsunion wenige Jahre nach ihrem pünktlichen Start wieder auseinanderbrechen sollte. Dennoch kann das Buch dazu beitragen, daß die Währungsunion nicht vor lauter Angst kaputtgeredet wird. ROBERT FIETEN

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