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Der Bahnhof avanciert im 19. Jahrhundert zum bedeutenden architektonischen Bautypus. Er ist Symbol und Verdichtungsraum von Mobilität, Modernität und Urbanität. Architekten, Filmregisseure, Maler, Komponisten und Dichter verherrlichen den Bahnhof als "Kathedrale der Moderne" oder verdammen ihn als "Monstrum an Hässlichkeit und Leere". Vielfältig-schillernd gestaltet sich auch das alltägliche Leben in und um den Bahnhof. Er ist Schauplatz von Abschied und Wiedersehen, von großen und kleinen Schicksalen. Als in sich geschlossener Kosmos bietet der Bahnhof eine eigene Lebenswelt, in die man…mehr

Produktbeschreibung
Der Bahnhof avanciert im 19. Jahrhundert zum bedeutenden architektonischen Bautypus. Er ist Symbol und Verdichtungsraum von Mobilität, Modernität und Urbanität. Architekten, Filmregisseure, Maler, Komponisten und Dichter verherrlichen den Bahnhof als "Kathedrale der Moderne" oder verdammen ihn als "Monstrum an Hässlichkeit und Leere". Vielfältig-schillernd gestaltet sich auch das alltägliche Leben in und um den Bahnhof. Er ist Schauplatz von Abschied und Wiedersehen, von großen und kleinen Schicksalen. Als in sich geschlossener Kosmos bietet der Bahnhof eine eigene Lebenswelt, in die man anonym ein- und abtauchen kann, die aber auch "Nischen von Heimat" schafft - nicht nur für Randgruppen und Obdachlose.
Autorenporträt
Dr. Markwart Herzog ist Religionsphilosoph und Direktor der Schwabenakademie Irsee. Dr. Mario Leis ist Literaturwissenschaftler und Autor.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.07.2010

Rotwelschpflege

"Wie zum Teufel soll ich es nur anstellen, dich vor allen Leuten hier zu küssen?", fragt, am überfüllten Bahnsteig stehend, der Liebhaber Marlene Dietrichs in "Shanghai Express". "Aber Donald", lautet die Antwort, "außer dir und mir ist doch niemand hier!" Hunderten von Blicken ausgesetzt sein und dabei zugleich in der Masse unsichtbar werden, Öffentlichkeit und Anonymität - das gehört zum Bahnhofsleben. Das Aufeinandertreffen von Gegensätzen ist wohl eine grundlegende Eigenschaft des Bahnhofs. Er ist ein Ort des Bleibens wie des Aufbruchs. Rund ein Drittel der Bahnhofsbesucher werden nicht in einen Zug steigen. Auch die Obdachlosen, Bettler und Alkoholiker finden unter seinem Dach ein Zuhause. Und dann gibt es noch die Bahnhofspolizei, deren Existenz den exterritorialen Status des Bahnhofs verdeutlicht. Der lesenswerte Sammelband über den Bahnhof als "Erlebniswelt der Moderne" gibt Einblick in das Leben an diesem Ort. Vor allem aber zeigen die Autoren, wie seine Wechselwirkungen mit dem städtischen Umfeld aussehen. Zum Beispiel beim Frankfurter Hauptbahnhof: Er wurde 1888 außerhalb des Stadtzentrums gebaut. Bald jedoch bildete sich um ihn herum ein teures Wohn- und Geschäftsviertel, das sich später mit der schwindenden Bedeutung der Bahn in ein Rotlichtviertel verwandelte. Weniger offensichtlich: Bahnhöfe gelten als wichtige Orte kultureller Sprachschöpfung. Rotwelsch, die alte Sprache der Vagabunden, wird in ihnen immer noch gepflegt und weiterentwickelt. Und wenn auch die meisten Beiträge den großstädtischen Bahnhof zum Gegenstand haben - auf seinen provinziellen Verwandten, den einsamen Landbahnhof, stößt man hier auch. ("Der Bahnhof". Basilika der Mobilität - Erlebniswelt der Moderne. Hrsg. von Markwart Herzog und Mario Leis. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2010. 230 S., br., 22,- [Euro].)

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