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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.02.2009

Prominenz und Originale
Ein neues Buch befasst sich mit Geschichte und Gegenwart des Alten Südlichen Friedhofs
Als Begräbnisstätte hat der Alte Südfriedhof seit 1943 ausgedient. Doch wie kein zweiter Gottesacker widerspiegelt er die Entwicklung Bayerns im 19. Jahrhundert, zeigt den Wandel seiner Landeshauptstadt von der höfisch-bürgerlichen Kleinkommune zur tonangebenden Metropole von Kunst und Wissenschaft. Hunderte von Persönlichkeiten, deren Namen diesen Aufstieg symbolisieren, haben auf dem Alten Südfriedhof ihre letzte Ruhe gefunden – nicht zu vergessen die Originale verschiedenster Schattierungen. Eine Auswahl von 90 der Bedeutsamsten und Interessantesten unter ihnen rückt Alexander Langheiter mit seinem Buch „Der Alte Südfriedhof in München” ins Licht. Wolfgang Lauter hat dazu eine Serie stimmungsvoller Farbfotos geliefert.
Der Autor befasst sich aber nicht nur – jeweils in Steckbriefen – mit dieser Altmünchner Prominenz und ihren Gräbern. Er beschreibt die Anlage zwischen Stephansplatz und Kapuzinerstraße als Erholungspark und Freilichtmuseum für Grabkultur mit Beispielen vom Klassizismus bis zum Jugendstil. Und er erzählt aus der Geschichte: von der Aufwertung des einstigen Armenfriedhofs zum Münchner Zentralfriedhof im Jahr 1788; von der Erweiterung um den „Campo Santo” mit seinen überdimensionalen Ehrengräbern im Jahr 1850. Ein eigenes Kapitel widmet er der Stephanskirche. An Hans Döllgast wird erinnert, der dem Torso, den der Bombenhagel hinterlassen hatte, Mitte der 1950iger Jahre mit behutsam ordnender Architektenhand die neue Kontur gab.
In Stichworten fasst eine Chronik die wichtigsten Ereignisse zusammen – vom Kauf des Grundstücks 1563 bis zur jüngsten Sanierungsaktion 2007. Noch mehr aber dürfte der Leser den Plan schätzen, der ihn zu einem Rundgang animieren soll und jedes der im Buch beschriebenen Gräber mühelos finden läßt. Ganz gleich, ob er sich für Klenze oder Liebig interessiert, für die „Schöne Münchnerin” Helene Sedlmayr oder die Finanz-Zockerin Adele Spitzeder. Oder ob er wissen möchte, wo der Brandner-Kaspar-Vater Franz von Kobell im ewigen Schlaf vom bayerischen Himmel träumt. Franz Freisleder
Münchner Seiten
Neues vom Büchermarkt
Nicht nur ein Totenacker: Der Alte Südfriedhof ist auch ein Erholungspark und ein Freilichtmuseum. Hier liegen unter anderem Leo von Klenze, Justus Liebig und Adele Spitzeder begraben. Foto: Buch
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