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Dieser Band geht auf eine Tagung zurück, die 1996 in Halle stattfand. Sie verfolgte das Thema der Denunziation vom 11. bis 20. Jahrhundert und war als interdisziplinäres Projekt angelegt, das Historiker, Juristen und Psychoanalytiker zusammenbrachte. Verschiedene historische Schwerpunkte werden herausgehoben. Die Ketzerprozesse und Hexenverfolgungen des Mittelalters und der frühen Neuzeit, die von der Kirche ausgingen, dienten ebenso wie das Spitzelsystem der Pariser Polizei, das sich während des 18. Jahrhunderts ausbildete, als Instrumente, die von den Zentralinstanzen (Kirche und Staat)…mehr

Produktbeschreibung
Dieser Band geht auf eine Tagung zurück, die 1996 in Halle stattfand. Sie verfolgte das Thema der Denunziation vom 11. bis 20. Jahrhundert und war als interdisziplinäres Projekt angelegt, das Historiker, Juristen und Psychoanalytiker zusammenbrachte. Verschiedene historische Schwerpunkte werden herausgehoben. Die Ketzerprozesse und Hexenverfolgungen des Mittelalters und der frühen Neuzeit, die von der Kirche ausgingen, dienten ebenso wie das Spitzelsystem der Pariser Polizei, das sich während des 18. Jahrhunderts ausbildete, als Instrumente, die von den Zentralinstanzen (Kirche und Staat) eingesetzt wurden, um ihre überindividuellen Normen mit Hilfe von Individuen zur Geltung zu bringen. An der nationalsozialistischen Denunziation wird die Ausdehnung des Einflusses von Partei und Staat auf alle Lebenssphären erkennbar. Das Netz geheimer Mitarbeiter, das nach der bolschewistischen Revolution in der Sowjetunion entstand, zeigt den eigentümlichen Versuch, die Denunziation als Mittel zur Verteidigung des von Feinden bedrohten Staates zu heroisieren. Schließlich wird im System Informeller Mitarbeiter, das die Stasi in der DDR entwickelte, ein bürokratisch organisiertes System der allgemeinen Ausspähung sichtbar, das eine perfektionistische Phantasie in die Wirklichkeit umzusetzen suchte.

Inhalt:
Lothar Kolmer: Die "denunciacio canonica" als Instrument im Kampf um den rechten Glauben - Amalie Fößel: Denunziation im Verfahren gegen Ketzer im 13. und beginnenden 14. Jahrhundert - Bernd-Ulrich Hergemöller: "Accusatio" und "Denunciatio" im Rahmen der spätmittelalterlichen Homosexuellenverfolgung in Venedig und Florenz - Rainer Walz: Dörfliche Hexereiverdächtigung und Obrigkeit - Gudrun Gersmann: Gespaltene Existenzen, professionelle Denunzianten - die Spitzel der Pariser Polizei des Ancien Régime - Hinrich Rüping: Denunziation und Strafjustiz im Führerstaat - Gisela Diewald-Kerkmann: Politische Denunziation im NS-Regime. Die kleine Macht der "Volksgenossen" - Katrin Dördelmann: Denunziationen im Nationalsozialismus. Geschlechtsspezifische Aspekte - Irina Scherbakowa: Denunziation in der ehemaligen Sowjetunion - Gabriele Altendorf: Denunziation im Hochschulbereich der ehemaligen DDR - Horst Luther: Denunziation als soziales und strafrechtliches Problem in Deutschland in den Jahren 1945-1990 - Irmhild Kohte-Meyer: Denunzierung - eine psychoanalytische Sicht auf individuelle und kollektive psychische Geschehnisse - Erdmuthe Fikentscher: Denunziation und psychisches Trauma bei stalinistisch Verfolgten in Ostdeutschland nach 1945 - Hans-Joachim Maaz: Das verhängnisvolle Zusammenspiel intrapsychischer, interpersoneller und gesellschaftlicher Dynamik am Beispiel der Denunziation in der DDR - Heinz Hennig: Ohnmacht, Macht und Rivalität - Zur Psychodynamik der Denunziation.