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Deutschland ist in Israel ein empfindliches Thema - das im vorliegenden Gesprächsband von zwei hochkarätigen Experten in vielen unterschiedlichen Aspekten beleuchtet wird. Moshe Zuckermann von der Universität Tel Aviv und Moshe Zimmermann von der Hebräischen Universität in Jerusalem, widmeten ihr gesamtes Forschungsleben der deutschen Geschichte.Ihr Buch ist ein profunder Dialog zu den Themen: Die Shoah der europäischen Juden, der israelisch-palästinensische Konflikt, der Antisemitismus und seine Instrumentalisierung zu politischen Zwecken, die zionistische politische Kultur Israels und ihre…mehr

Produktbeschreibung
Deutschland ist in Israel ein empfindliches Thema - das im vorliegenden Gesprächsband von zwei hochkarätigen Experten in vielen unterschiedlichen Aspekten beleuchtet wird. Moshe Zuckermann von der Universität Tel Aviv und Moshe Zimmermann von der Hebräischen Universität in Jerusalem, widmeten ihr gesamtes Forschungsleben der deutschen Geschichte.Ihr Buch ist ein profunder Dialog zu den Themen: Die Shoah der europäischen Juden, der israelisch-palästinensische Konflikt, der Antisemitismus und seine Instrumentalisierung zu politischen Zwecken, die zionistische politische Kultur Israels und ihre deutschen Wurzeln, und vieles mehr. Die Gespräche eint der Versuch, die Themen auf gemeinsamer Basis tiefergehend zu ergründen und auch Nuancen zu erörtern, die der öffentliche Diskurs oft in grober Eindimensionalität rezipiert.
Autorenporträt
Moshe Zuckermann wuchs als Sohn polnisch-jüdischer Holocaust-Überlebender in Tel Aviv auf. Seine Eltern emigrierten 1960 nach Frankfurt am Main. Nach seiner Rückkehr nach Israel im Jahr 1970 studierte er an der Universität Tel Aviv, wo er am Institute for the History and Philosophy of Science and Ideas lehrte und das Institut für deutsche Geschichte leitete. Im Westend Verlag erschien zuletzt Die Kunst ist frei? (2022). Moshe Zimmermann, geb. 1943 in Jerusalem, Professor emeritus für deutsche Geschichte der Hebräischen Universität Jerusalem; nach dem Studium der Geschichte und Politologie in Jerusalem und Hamburg Promotion über die Emanzipation der Hamburger Juden an der HU Jerusalem (1977); von 1986 bis 2012 Direktor des Richard-Koebner-Minerva-Zentrums für Deutsche Geschichte und Professor am Fachbereich für Geschichte der Hebräischen Universität. Mehrere Gastprofessuren an deutschen Universitäten.
Rezensionen
"Eine tiefgründige und reflektierte Analyse der deutsch-jüdischen Geschichte und der Beziehungen zwischen Deutschland und Israel aus der Sicht von zwei absoluten Experten auf diesem Gebiet."
politik & kommunikation

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.11.2023

Die „unheilige Dreifaltigkeit“
Die Historiker Moshe Zimmermann und Moshe Zuckermann diskutieren das deutsch-israelisch-
palästinensische Verhältnis. Und liefern Erkenntnisse, die der aufgeheizten Debatte guttun würden.
VON RENÉ WILDANGEL
Zwei Wochen vor dem Massaker der Hamas vom 7. Oktober und dem Beginn der Bombardierung des Gazastreifens erschien dieses Buch, das auf einem Austausch von zwei emeritierten Professoren zwischen April 2021 und Januar 2022 beruht. Man kann es aktuell kaum lesen, ohne die jüngsten Ereignisse im Kopf zu haben, auch wenn der Gegenstand des Dialogs nicht immer unmittelbar damit verbunden ist. Die beiden Autoren selbst gehören seit Langem zu den wichtigen israelischen Stimmen in Deutschland, die mit fundiertem historischem Blick kritische Analysen und Einordnungen liefern: Zu den deutsch-israelischen Beziehungen, zur Politisierung von Geschichte und zur israelischen Politik gegenüber den Palästinensern.
Auch aufgrund weiterer Gemeinsamkeiten beider Wissenschaftler, deren Nachnamen ähnlich klingen, die beide deutschsprachig sind und biografische Verbindungen zu Deutschland haben, nennen die beiden Autoren ein wichtiges Ziel gleich zu Beginn des Buches: Es möge helfen, die „häufige Verwechslung zwischen den beiden sich mit Deutschland befassenden Moshes zu überwinden“. Ursprünglich erschien der Dialog auf Hebräisch für ein israelisches Publikum, er beginnt mit dem Satz: „Deutschland ist in Israel ein heikles Thema.“ Umgekehrt stimmt es genauso, angesichts des aktuellen Krieges umso mehr.
Doch die Reduzierung auf „kritische Stimmen“ wird den beiden Intellektuellen bei Weitem nicht gerecht, ihr Dialog fußt auf ihrer jahrzehntelangen Beschäftigung mit der deutschen Geschichte. Moshe Zimmermann, 79, leitete bis 2012 das Koebner Zentrum für deutsche Geschichte an der Hebräischen Universität in Jerusalem, Zuckermann, 74, bis 2005 das Institut für deutsche Geschichte an der Universität Tel Aviv. Was sie in insgesamt 22 Kapiteln besprechen, bezeichnen sie als eine Art Bilanz dessen, womit sie sich als „Professoren und public intellectuals“ seit etwa fünfzig Jahren beschäftigt haben. In manchen Kapiteln geht es eher um grundlegende Gedanken, die für Leser ohne viel Vorwissen eine hervorragende Einführung in die komplexe Themenvielfalt bieten, an anderer Stelle erfährt man viel über biografische und persönliche Zugänge der beiden Autoren.
So geht es etwa um die Geschichte Deutschlands, des deutsch-jüdischen Verhältnisses und des Antisemitismus und daran anschließend die Geschichte der zionistischen Bewegung, der Staatsgründung Israels und des resultierenden Nahostkonfliktes. Im Mittelpunkt steht auch immer wieder das komplexe deutsch-israelisch-palästinensische Dreiecksverhältnis, oder, wie Zuckermann sagt, die „unheilige Dreifaltigkeit“; denn so wie die jeweiligen Geschichten schicksalshaft verschränkt sind, so populär ist ihre ideologische Instrumentalisierung.
Egal ob es um den Nazi-Kollaborateur Amin al-Husseini, den „Mufti von Jerusalem“ geht, die Instrumentalisierung der Shoah in Israel oder die selbstgerechte deutsche Erinnerungskultur, die Juden am liebsten als Alibi instrumentalisiert – es ist die Stärke dieses Dialogs, dass auch bei geschichtspolitisch aufgeladenen Themen immer weiter reflektiert wird, Hintergründe betrachtet, Widersprüche und auch Ironie und Sarkasmus zugelassen werden. Gerade in diesen Tagen hebt sich das wohltuend von den oft oberflächlichen und floskelhaften Bekenntnissen deutscher Politiker und Intellektueller ab.
Oft sind sich beide Wissenschaftler einig, nur bei der Analyse der Herkunft und Geschichte des Zionismus gibt es Unterschiede; Zuckermann sieht hier bereits das heutige Unrecht gegenüber den Palästinensern angelegt, während Zimmermann auf die liberalen Traditionen hinweist, die jedoch in diesen Tagen in den Hintergrund getreten sind. Das Ergebnis bleibt freilich das gleiche: eine prinzipielle Opposition zur Realität der Besatzung, die beide als Apartheidzustand charakterisieren, und die unbedingte Unterstützung für ein Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser.
Besonders das letzte Kapitel ihres Dialogs ist hochaktuell: „Deutsche Solidarität – mit einem demokratischen Israel.“ Vor dem Hintergrund der Geschichte sind beide Historiker alarmiert, und zwar sowohl mit Blick auf Israel als auch mit Blick auf Deutschland: In ihrem Herkunftsland sehen sie das jüngste, „rechtsradikale“ Kabinett Netanjahus als Zäsur, in Deutschland die Normalisierung der rassistischen und revisionistischen AfD, die sich zugleich als besonders guter Freund ebenjener israelischen Regierung geriert. Beide beklagen den fehlenden Widerspruch aus Deutschland gegenüber den israelischen „Zerstörern der freiheitlichen Demokratie“ (Zimmermann) und eine fatale Solidarität, die überwiegend einer ultrarechten israelischen Regierung, aber nicht den verbliebenen demokratischen Kräften in Israel
gelte. Das gilt für die beiden Historiker,
die derzeit in Deutschland gefragte Gesprächspartner zu den Hintergründen
der Massenmorde der Hamas und den Krieg in Gaza sind, auch nach dem 7. Oktober. Die aktuelle israelische Regierung sehen sie angesichts ihrer extremistischen Kabinettsmitglieder und ihrer grundsätzlichen Ablehnung einer Zweistaatenlösung jedenfalls eher als eine Gefahr, als einen Garanten israelischer Sicherheitsinteressen.
„Die jetzigen deutsch-israelischen Beziehungen zeigen jedenfalls, dass etwas mit den Lehren aus der Geschichte schiefläuft“, konstatiert Zimmermann zum Abschluss des Dialogs.
Ein erhellendes und lesenswertes Buch für alle, die jenseits der bedrückenden Tagespolitik die historischen Wurzeln vieler oft kurzgreifender Debatten zum Antisemitismus, Zionismus und zum deutsch-israelischen Verhältnis verstehen wollen.
René Wildangel ist Historiker und schreibt unter anderem zum Schwerpunkt Naher und Mittlerer Osten.
Der Dialog von 2021/2022
hilft gerade jetzt
bei der Einordnung
Beide üben scharfe Kritik
an der Regierung
von Benjamin Netanjahu
Viel Durcheinander in Frankfurt: Ein Mann mit einer Israel-Flagge steht unter propalästinensischen Demonstranten bei einer Versammlung auf dem Römerberg.
Foto: Boris Roessler/dpa
Moshe Zuckermann,
Moshe Zimmermann:
Denk ich an Deutschland … Ein Dialog in Israel. Westend Verlag,
Frankfurt 2023.
260 Seiten, 24 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur 9punkt-Rezension

"Was wir am 7. Oktober erlebt haben, ist eine Katastrophe, die vorprogrammiert war", sagt der israelische Historiker Moshe Zimmermann, der gemeinsam mit seinem Kollegen Moshe Zuckermann gerade das Buch "Denk ich an Deutschland" veröffentlicht hat. Im FR-Gespräch mit Michael Hesse kritisiert er den aktuellen Zionismus, die deutsche Politik, die durch die Shoah in einem "Dilemma" stecke, vor allem aber jene Israel-Kritiker, die fordern, die Palästinenser "von deutscher Schuld" zu befreien: "Das war immer ein Weg, um sich als Deutscher zu entlasten. Wenn man sich als Deutscher kollektiv zum Verbrechen gegen die Juden bekennen muss, versucht man das zu relativieren, indem man sagt, wir haben ein Verbrechen verübt gegen Juden und die Juden tun dasselbe den Palästinensern an, also sind wir Deutsche für die Verbrechen gegen die Palästinenser verantwortlich zu machen, weshalb wir uns politisch für die Palästinenser engagieren müssen. Das ist historisch ohnedies nicht haltbar. Die Juden kamen nach Palästina, nicht weil nur die Deutschen eine antisemitische Politik betrieben haben, sondern schon vorher, weil der Antisemitismus in Europa florierte. Wer sagt, er sei postkolonial eingestellt, dass die Israelis Kolonialisten sind, dass die Opfer des Kolonialismus die Palästinenser sind und deshalb wir als postkoloniale Gesellschaft verpflichtet sind, Israel zu boykottieren, der hat die Geschichte nicht verstanden. Wenn wir das nicht dürfen, denken Sie weiter, richten wir unsere Kritik oder den Boykott gegen Deutschland."

© Perlentaucher Medien GmbH
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