Die Wortkreation “Wunderwuzzi” stammt aus Österreich und bezeichnet einen Menschen der unmögliches schafft. Jemand der über scheinbar magische Fähigkeiten verfügt. So ein Mensch ist Marie Claire, die Heldin aus Gregory Hughes Roman “Den Mond aus den Angeln heben”. Das tut sie im Roman zwar nicht,
dafür bringt sie die Stadt New York aber mühelos durcheinander.
Marie Claire und ihr Bruder Robert…mehrDie Wortkreation “Wunderwuzzi” stammt aus Österreich und bezeichnet einen Menschen der unmögliches schafft. Jemand der über scheinbar magische Fähigkeiten verfügt. So ein Mensch ist Marie Claire, die Heldin aus Gregory Hughes Roman “Den Mond aus den Angeln heben”. Das tut sie im Roman zwar nicht, dafür bringt sie die Stadt New York aber mühelos durcheinander.
Marie Claire und ihr Bruder Robert leben mit ihrem Vater John in Kanada. Die Mutter ist unter mysteriösen Umständen gestorben. Die ehemalige Farm am Rand der Prärie von Winnipeg ist stillgelegt. Die Familie lebt von der staatlichen Hilfe und selbstangebauten Gemüse. Der Vater, ein Trinker, kümmert sich trotz seiner Sucht liebevoll und fürsorglich um seine Kinder. Als diese am Beginn der großen Ferien nach Hause zurückkehren finden sie ihn tot in der Küche. Mit Hilfe ihrer Freunde aus dem Reservat der Ureinwohner begraben die Kinder ihn im Garten um nicht die Behörden auf seinen Tod aufmerksam werden zu lassen. Sie befürchten in ein Heim gesteckt zu werden. Einziger lebender Verwandter ist der Bruder des Vaters. Onkel Jerome der in New York lebt. Sie machen sich auf die Suche nach dem finsteren Mann mit der Narbe, von dem sie nur ein Foto haben. Er soll ein Drogendealer sein und ihre Mutter auf dem Gewissen haben.
“Ich sah ihr an, dass sie besorgt war. Ich wollte auch nicht ins Heim oder zu Pflegeeltern, aber wenn ich es musste, hätte ich es gekonnt. Die Ratte nicht. Sie brauchte sehr viel Raum um ihre Verrücktheiten auszuleben.” Die Ratte ist Marie Claire, nach dem Namen den die Ureinwohner ihr gegeben haben. Washashnoons was soviel bedeutet wie kleine Ratte. Marie Claire ist ein hinreißendes Temperamentbündel, mit einigen Absonderlichkeiten. Sie hat die Fähigkeit bestimmte Dinge vorherzusehen und verfügt scheinbar über einen siebten Sinn, der sie vor allem nach ihren epileptischen Anfällen allerlei Vorahnungen äußern lässt, die sich dann meistens bewahrheiten. Den Tod des Vaters hatte sie vorausgesehen, wie auch die Flucht nach New York.
Es ist diese leicht übersinnliche Note, die der Geschichte eine besondere Spannung verleiht. Ebenso wie die haarsträubenden und abenteuerlichen Erlebnisse der Kinder in der amerikanischen Metropole. Der Autor lässt seinen Erzähler Robert sehr einfühlsam berichten. Stimmungen, Bilder und Figuren sind anschaulich dargestellt. Der Zigarrenschmuggler Joey, der Straßengangster Tommy, der erfolgreiche Rapper Iceman. Die Ratte eint die unterschiedlichsten Charaktere allein durch ihren Charme und ihre mitreißende Offenheit. Natürlich hilft ihr dabei ihre Fähigkeit vom Auge gleichsam ins Herz eines jeden sehen zu können und so auf den ersten Blick zu erkennen wer gut und böse ist. Robert der stille, poetische Beobachter macht sich seine eigenen Gedanken dazu, was die Handlung perfekt abrundet.
Das Buch bietet aber noch etwas anderes. Einen unverstellten Blick auf das Wesen der Dinge. Wenn die Kinder ihren Vater mit Hilfe der Ureinwohner zu Hause im Garten zu Grabe tragen, wird der Tod als Teil des Lebens ganz selbstverständlich dargestellt. Als Robert in der Dusche eines New Yorker Schwimmbades einem obdachlosen ein Tütchen Shampoo schenkt und dieser ihm daraufhin anbietet Asyl in seiner Unterkunft am Harlem River anbietet, ist dies Mitmenschlichkeit in ihrer ureigensten Form.
Hughes hat ein Händchen für die Beschreibung derartiger Situationen, was vielleicht auch daran liegt, dass er in seiner bewegten Vita ebenfalls viel erlebt hat. Und so ist sein Buch nicht nur ein spannendes Lesevergnügen sondern vor allem ein Plädoyer für Freundschaft, Loyalität und den Mut an den eigenen Träumen festzuhalten.