Vika ist nach Daniel's Tod und ihrem Aufenthalt in der Psychiatrie psychisch dermaßen angeschlagen, dass sie beschließt, ihrem grauen Alltag zu entfliehen und eine Reise durch Japan zu machen. Von einem Bekannten erhält sie die Nummer von Etienne, weil dieser sich in Japan gut auskennt und ihr
wertvolle Tipps geben kann. Durch die Aufenthalte, die sie in Japan hat und die Menschen, die sie dort…mehrVika ist nach Daniel's Tod und ihrem Aufenthalt in der Psychiatrie psychisch dermaßen angeschlagen, dass sie beschließt, ihrem grauen Alltag zu entfliehen und eine Reise durch Japan zu machen. Von einem Bekannten erhält sie die Nummer von Etienne, weil dieser sich in Japan gut auskennt und ihr wertvolle Tipps geben kann. Durch die Aufenthalte, die sie in Japan hat und die Menschen, die sie dort kennen lernt, wird ihr klar, dass sie in Kontakt mit Etienne's Vergangenheit gerät und sie wird neugierig.
Die Geschichte in zwei Handlungssträngen erzählt. Einmal aus Vika's und einmal aus Etienne's Sicht, jeweils in der personengebundenen dritten Form. Das hat mir sehr zugesagt, denn so dadurch konnte ich einen großen Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt der beiden bekommen.
Ich möchte hier nicht mit Vika beginnen, sondern mit Etienne, weil er mir am meisten in Erinnerung geblieben ist. Etienne hatte einen Autounfall, bei dem er so schwer verletzt worden ist, dass er querschnittsgelähmt wurde. Mühsam hat er sich wieder zurück ins Leben gekämpft und seine große Leidenschaft Karate so weit umgelernt, dass er im Rollstuhl besser ist als die meisten Fußgänger. Er überspielt sein Handicap oft mit schlagfertigen, manchmal auch gemeinen Sprüchen. Ich fand es herausragend positiv, dass die Autorin nichts beschönigt hat, was Etienne's Situation und seine damit verbundenen Schwierigkeiten angeht. Sie erzählt sehr eindringlich von Etienne's Umgang mit seiner Inkontizenz oder seinen Ängsten vor sexuellen Kontakten, wenn er eine Frau kennen lernt. Diese Figur ist also alles andere als klischeehaft, und das rechne ich Aliezée Korte sehr hoch an.
Vika ist sehr mutig, was mir sehr gut gefallen hat. Sie nimmt ihr Schicksal in die eigene Hand und lässt sich da auch von niemandem reinreden. Ganz alleine reist sie nach Japan, mit nichts als ein paar Tipps an der Hand. Auf mich hat sie sehr clever und empathisch gewirkt, was ich als eine sehr gelungene Mischung empfunden habe. Manchmal habe ich sie nicht verstanden, weil sie unsicher zwischen den drei betreffenden Personen steht, und sich nicht so richtig entscheiden kann, aber trotzdem konnte ich mich mit ihr sehr gut identifizieren.
Der Schreibstil von Alizée Korte hat mir sehr zugesagt, denn er ist sehr stilvoll in seinem Ausdruck, manchmal fast poetisch. Ich habe mir einige schöne Stellen aus dem Buch herausgeschrieben, damit ich sie nicht vergesse. Hier ist zum Beispiel eine davon: "Du kannst es bedauern. Oder du kannst anfangen zu schätzen, was du hast. Es ist mehr als viele andere haben und jeder Tag hält etwas bereit, wofür du dankbar sein kannst. Wirklich jeder." Ich finde, das Zitat spricht für sich.
Ich habe es sehr genossen, diesen Roman zu erleben. Er hat alles, was ich mir bei einem guten Liebes- bzw. Schicksalsroman wünsche. Eine sehr tiefgreifende Geschichte, ausführlich ausgearbeitete, originelle Figuren und einen gefühlvollen, detaillierten Schreibstil. Ich hoffe, dass noch viele tolle Romane von Alizée Korte erscheinen, denn in meinen Augen hat sie großes Talent. Selbstverständlich kann ich hier nicht anders, als 5 Sterne zu vergeben.
Fazit:
Diese Geschichte und Etienne werden mir noch lange im Gedächtnis bleiben.