Marktplatzangebote
5 Angebote ab € 9,54 €
  • Broschiertes Buch

Der Mensch ist ein Wandernder. Ein Suchender. Ein Erforschender. Inspiriert von dieser Erkenntnis, hat der pensionierte Journalist Bernard Ollivier eine ungewöhnliche Idee: zu Fuß die Seidenstraße erleben. Das bedeutet, 12 000 km zwischen Istanbul und X ian zurückzulegen. Den ersten Teil seiner Reise beschreibt er in diesem Buch: seine Wanderung durch die Türkei, von Istanbul bis Do ubayaz t, kurz vor der iranischen Grenze, eine Strecke von gut 1700 km, für die er zwei Monate benötigt. Zu Fuß zu gehen bedeutet, hautnah mit dem Land in Berührung zu kommen. Aber auch mit sich selbst. Mit seinen…mehr

Produktbeschreibung
Der Mensch ist ein Wandernder. Ein Suchender. Ein Erforschender. Inspiriert von dieser Erkenntnis, hat der pensionierte Journalist Bernard Ollivier eine ungewöhnliche Idee: zu Fuß die Seidenstraße erleben. Das bedeutet, 12 000 km zwischen Istanbul und X ian zurückzulegen. Den ersten Teil seiner Reise beschreibt er in diesem Buch: seine Wanderung durch die Türkei, von Istanbul bis Do ubayaz t, kurz vor der iranischen Grenze, eine Strecke von gut 1700 km, für die er zwei Monate benötigt. Zu Fuß zu gehen bedeutet, hautnah mit dem Land in Berührung zu kommen. Aber auch mit sich selbst. Mit seinen Gedanken, Träumen und Zweifeln, denn nicht immer ist Ollivier vom Erfolg seines gewaltigen Unternehmens überzeugt. Mit diesem hervorragend und unprätentiös geschriebenen Reisebericht lässt er uns Tag für Tag und Schritt für Schritt teilhaben an den Gefahren und Glücksmomenten seines außergewöhnlichen Abenteuers.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.10.2011

Reisebuch

Auf
lauten
Sohlen
Quer durch Indien,
längs durch Deutschland:
Berichte über extravagante
Reisen zu Fuß boomen
Ja, wo laufen sie denn? Das möchte man fragen, mit ähnlich ungläubiger Verwunderung wie Loriots Knubbelnasen auf der Rennbahn. Sonder Zahl gehen, wandern, rennen Menschen derzeit in die Welt hinaus – und schreiben darüber Bücher. Das ist keine neue Entwicklung, aber eine, die bereits erstaunlich lange auf dem Buchmarkt anhält. Zuletzt hatte es auch viele Titel gegeben, in denen Wagemutige sich in Kanus oder Segelbooten in entlegene Weltgegenden aufgemacht hatten, auch Motorradtouren waren en vogue. Solche Bücher erscheinen nach wie vor, aber es sind weniger geworden. Anders als die Berichte von außergewöhnlichen Reisen zu Fuß: Die Zahl der Neuerscheinungen ist immer noch groß.
Einige Klassiker der Reiseliteratur fallen in dieses Genre: Johann Gottfried Seumes „Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802“ allen voran, auch Patrick Leigh Fermors zweibändige Schilderung seiner Wanderung nach Konstantinopel, unternommen am Vorabend des Zweiten Weltkriegs. Neuen Auftrieb hat die Gattung hierzulande durch zwei Bestseller bekommen: Wolfgang Büschers „Berlin – Moskau“ (2003) ist eine kluge Beschreibung osteuropäischer Befindlichkeiten. Der Journalist hat mittels seiner genauen Beobachtungen eine, gemessen an der geringen räumlichen Distanz, erstaunlich fremde Region neu entdeckt. Und dann ist da natürlich Hape Kerkeling, der in seinem Jakobsweg-Buch „Ich bin dann mal weg“ (2006) die eigene Befindlichkeit in den Mittelpunkt rückt.
Seither wird reiseliterarisch gepilgert auf Teufel komm raus. Aktuell reiht sich Christoph Klein ein in diese Phalanx, „Mit einem Rucksack voll Hoffnung“ war er in Israel und Palästina unterwegs. Schon im Vorwort räumt der Autor ein, dass er seine journalistischen Ambitionen im Lauf der Pilgerreise aufgegeben hat. Und kaum, dass er aufgebrochen ist, schreibt Klein: „Ich habe keine Lust auf politische Diskussionen.“ Lieber schildert er religiöse Erweckungserlebnisse. Erstaunlich ist auch, wie wenig aufmerksam der Musiker und Ausdauersportler Joey Kelly durch Deutschland läuft. Nun hatte er zwar nie vor, ein Reisebuch im engeren Sinn zu schreiben, er schildert vielmehr die „Hysterie des Körpers“ bei seiner eiligen Nord-Süd-Durchquerung der Republik. Er steht damit jedoch exemplarisch für viele Autoren, die zu Fuß längere Distanzen zurücklegen: Die eigene Person ist der Dreh- und Angelpunkt all ihres Erzählens. Was nur in seltenen Fällen zu einem relevanten Ergebnis führt.
Auch Oliver Schulz gerät in dieses Fahrwasser, er hat „Indien zu Fuß“ entlang des 78. Breitengrades durchquert. Es geht gerade zu Beginn viel um Blasen an den Füßen und wenig um Indien, was sich allerdings ändert. Vor allem erzählt Schulz parallel auch die Geschichte jener gigantischen britischen Expedition unter der Leitung von zuerst William Lambton und später George Everest, bei der im 19. Jahrhundert Indien entlang dieses Breitengrads vermessen wurde. Noch deutlicher im Vordergrund steht eine historische Spurensuche bei Thomas Knubben. Er ist zu Fuß jener Route gefolgt, auf der Friedrich Hölderlin 1801 von Nürtingen aus nach Bordeaux gereist ist. Sein Buch ist ein durchaus kundiger Bericht, eine kulturhistorische Flaneursgeschichte, in der man manches erfährt über die französische Provinz. Doch auch dieser Text unterwirft sich zu sehr dem Primat der Chronologie, das Fortkommen an und für sich nimmt einen großen Raum ein. Das gilt gleichermaßen für Bernard Ollivier, der die Seidenstraße abschreitet. Die erste Etappe schildert er in „Dauerläufer“ – wiederum mehr Tagebuch der Nebensächlichkeiten als analytisches Porträt einer Region. Einen Klassiker über eine Reise zu Fuß wird dieser Bücherherbst nicht hervorbringen. STEFAN FISCHER
JOEY KELLY: Hysterie des Körpers.
Rowohlt Taschenbuch Verlag,
Reinbek 2011. 224 Seiten, 9,99 Euro.
CHRISTOPH KLEIN: Mit einem Rucksack voll Hoffnung. Mein Pilgerweg durch
Israel und Palästina. Tyrolia Verlag,
Innsbruck 2011. 160 Seiten, 14,95 Euro.
THOMAS KNUBBEN: Hölderlin.
Eine Winterreise. Klöpfer & Meyer,
Tübingen 2011. 256 Seiten, 19,90 Euro.
BERNARD OLLIVIER: Dauerläufer. Auf dem Weg ins Morgenland. Delius Klasing, Bielefeld 2011. 288 Seiten, 18 Euro.
OLIVER SCHULZ: Indien zu Fuß. Eine Reise auf dem 78. Längengrad. DVA,
München 2011. 288 Seiten, 19,99 Euro.
Viele Autoren laufen neuerdings Hunderte Kilometer zu Fuß. Diese schiere Anstrengung erschwert mitunter die Wahrnehmung der Umwelt. Foto: Uli Wiesmeier/Corbis
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.05.2012

Ein Abenteurer mit Falten auf der Stirn

Spätestens in der Mitte des Buches beginnt man sich zu wundern. Bernard Ollivier war aufgebrochen, um zu Fuß die Seidenstraße abzulaufen. Eine Karte im Buch zeigt den Weg. Er begann in Istanbul, in der Mitte des Buches sind wir mit ihm in Sivas, mitten in der Türkei. Wie will der Franzose denn den Rest der Seidenstraße auf den verbleibenden Buchseiten schaffen? Bis wir merken, dass der dicke Schmöcker nur Band eins ist, der Rest soll wohl noch folgen, von Stambul nach Xi'an. Ob wir dies auch noch lesen werden, sei dahingestellt. Olliviers Aufbruch und seine Gründe sind sympathisch. Er ist Anfang sechzig, "in einer Übergangsphase", es verlangt ihn "nach Begegnungen". Er träumt von fernen Steppen, von Wind und Regen auf seinem Gesicht. Ganz richtig erkennt er, dass früher die abendländischen Reisenden junge Leute aus reichem Hause waren. Heute hätten die höhere Lebenserwartung und "Rente mit 60" (er ist Franzose) eine neue Art von Abenteurer hervorgebracht, solche wie er, mit Falten auf der Stirn. Allerdings läuft auf der Wanderung nicht alles wie geplant. Da fehlen in türkischen Dörfern die Wegweiser, er findet nicht immer gleich ein Hotel. Ollivier schreibt freundlich über seine Bekanntschaften. Aber es gibt nach den anfänglich erhellenden Gedanken nichts, was über das rein Beschreibende hinausweist. Immer wieder widmet er sich seinen Füßen, den Leser interessiert es sporadisch. Wie überhaupt das Ich dominant ist auf diesem Weg. Ollivier beschreibt selten, was er sieht, sondern beschreibt sich selbst im Dorf, auf dem Weg, mit den Menschen. Da macht der Koch nicht einfach etwas zu essen, sondern er kocht, "während ich dusche", er besucht einen Hamam und schreibt: "Endlich entspanne ich mich." Frauen lachen nicht nur, sondern er hört sie lachen. Ollivier liefert ein derart gefiltertes Bild seines Reiselandes, dass man sich allmählich fragt, ob ihn das Land interessiert oder mehr sein Ich in der Türkei. Etwas verärgert liest man das Buch zu Ende, verstimmt, dass diese Reise ins Morgenland in diesem Band nicht aus der Türkei hinausführt. Ollivier behauptet, vor ihm sei "noch niemand die ganze Seidenstraße zu Fuß gelaufen". Vermutlich ist das nur die eurozentristische Sicht aufs Morgenland. Entsprechend dem Ton, den er anschlägt, als er es mit Militärs zu tun bekommt. "Und Sie wollen in die Europäische Union?", blafft er sie an. Da brauchten sie wohl erst Nachhilfeunterricht über Menschenrechte. Eine echt französische Charmeoffensive, die sicher die Menschen in Anatolien überzeugt hat.

bär

"Dauerläufer. Auf dem Weg ins Morgenland" von Bernard Ollivier. Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2011. 284 Seiten. Broschiert, 18 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr