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Als sie ihre Freundin Nicola einlädt, für eine dreiwöchige Krebstherapie bei ihr zu wohnen, ist Helen nicht bewusst, was es bedeutet einen sterbenden Menschen zu begleiten. In einer glasklaren Sprache, getragen von liebevollem Humor, erzählt Helen Garner vom Ringen um das Leben, um eine Freundschaft und einen würdevollen Tod. Auf Wunderheilung hofft Nicola vergebens - es ist Helen Garner die ein Wunder vollbringt: wir lesen eine tieftraurige Geschichte und fühlen uns bewegt, gestärkt, amüsiert und auf wundersame Weise versöhnt mit der gebrechlichen Einrichtung unserer Welt. An alles hat Helen…mehr

Produktbeschreibung
Als sie ihre Freundin Nicola einlädt, für eine dreiwöchige Krebstherapie bei ihr zu wohnen, ist Helen nicht bewusst, was es bedeutet einen sterbenden Menschen zu begleiten. In einer glasklaren Sprache, getragen von liebevollem Humor, erzählt Helen Garner vom Ringen um das Leben, um eine Freundschaft und einen würdevollen Tod. Auf Wunderheilung hofft Nicola vergebens - es ist Helen Garner die ein Wunder vollbringt: wir lesen eine tieftraurige Geschichte und fühlen uns bewegt, gestärkt, amüsiert und auf wundersame Weise versöhnt mit der gebrechlichen Einrichtung unserer Welt.
An alles hat Helen gedacht. Das Bett ist auf Nord-Süd-Achse gebracht, dem positiven Energiefluss des Planeten folgend. Die Bettwäsche ist von einem Rosa, das auch bleicher Haut schmeichelt, der alte Teppich mit den gefährlichen Fußangeln ist ausgetauscht, eine vegetarische Suppe köchelt auf dem Herd. Für drei Wochen will Nicola bei ihrer Freundin in Melbourne wohnen, um sich einer alternativen Krebstherapie zuunterziehen; das Zimmer steht bereit. Und doch trifft es Helen unvorbereitet - wie desolat Nicolas Zustand ist, wie kräftezehrend ihre Pflege, wie barbarisch die Bedingungen jener obskuren Therapie, wie wundergläubig ihre todkranke Freundin ist und vor allem, mit welch hilflosem, unbändigen Zorn sie selbst auf all dies reagiert. Mit entwaffnender Wahrhaftigkeit beschreibt Helen Garner eine Situation, wie sie unerträglicher nicht sein könnte. Doch sie setzt der hoffnungslosen Überforderung, die das Leben oftmals für den Menschen bereit hält, ein Maß an kluger Menschlichkeit und beherztem Witz entgegen, die Das Zimmer zu einer bewegenden und tröstlichen, auf wunderbare Weise heiteren Lektüre machen.
Autorenporträt
Helen Garner, geb. 1942 im australischen Geelong. Zu ihrem preisgekrönten Werk zählen Romane und Kurzgeschichten sowie Sachbücher.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.02.2009

Zimmer ohne Aussicht

Über den Tod hinaus: Der ergreifende Roman der Australierin Helen Garner erzählt die Geschichte zweier Freundinnen, die um das Leben kämpfen.

Es ist ein heikles Thema, das sich Helen Garner ausgesucht hat. Es geht in ihrem neuen Roman um Krebs, es geht um Nicola, deren Körper von den Metastasen schon zerfressen ist, und um Helen, die sich bereit erklärt, die todkranke Freundin drei Wochen lang bei sich aufzunehmen. So kündigt es der Klappentext an - und man denkt nicht nur augenblicklich "um Himmels willen", man zögert unweigerlich, die Seiten umzublättern. So sehr drückt einen allein die Erwartung des ganzen Elends schon nieder. Aber dann kommt alles anders.

Und man kommt nicht weg von diesem Buch. So schön erzählt ist die schaurige Geschichte von den beiden Freundinnen, die im Haus der vierundsechzig Jahre alten Helen im australischen Melbourne um das Leben kämpfen. Nicola ist dorthin gereist, weil sie sich im "Theodore Institute" der Stadt einer alternativen Heilungsmethode unterziehen will. Helen hat ihr ein Zimmer hergerichtet und begleitet die Freundin in eine Praxis, wo Nicola gleich zur "Ozontherapie" unter einer riesigen Ganzkörperhaube verschwindet. Sie unterzieht sich außerdem einer "Vitamin-C-Kur", von der die Sprechstundenhilfe behauptet, sie würde alle Krebszellen einfach "aus dem Körper spülen".

Aber für Nicolas Körper gilt das nicht. In der Nacht kommen die Schmerzen wieder und der Schweiß. Helen wird ganze Nächte lang damit beschäftigt sein, die tropfnasse Bettwäsche zu wechseln und frischgepressten Orangensaft bereitzuhalten. Sie wird standhaft versuchen, Nicola von den Vorzügen starker Schmerzmittel und der westlichen Schulmedizin zu überzeugen. Aber Nicola will davon nichts hören. "Weil das die letzte Stufe vor dem Tod ist."

Und so schleicht sich zur Ohnmacht und zur Müdigkeit allmählich die Wut ins Haus. "Ich hatte immer geglaubt, dass die Sorge das Gefühl sei, das am stärksten an einem zehrt. Jetzt erkannte ich, dass es der Zorn war", sagt die Ich-Erzählerin Helen. Der Zorn auf Nicolas Festhalten an einem Glauben, der zu nichts führt, treibt Helen an den Rand des Wahnsinns, vor dem sie sich nur zu schützen weiß, indem sie der Freundin den Spiegel vors Gesicht hält. "Du musst dich bereitmachen", sagt sie zu ihr. Und hinter diesen Satz kommen beide nicht mehr zurück. Aber das alles bedeutet nicht, dass sich der Roman lesen würde wie das Tagebuch einer Sterbenden. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall, und deswegen ist das Werk der australischen Autorin Helen Garner auch so bemerkenswert. Es ist ihre Art, auf die Welt zu blicken, die dem schmalen Buch einen Ton verleiht, den sein Inhalt nicht vermuten lassen würde.

Wie sie zum Beispiel ihre Protagonistin Helen noch ein paar Geranien am Fensterbrett des Zimmers der Freundin anbringen lässt, damit der Blick der kranken Frau nicht sofort auf den alten, grauen Lattenzaun fällt. Wie sich Helen gleich nach der Ankunft mit der abgemagerten, frierenden Nicola ins Bett legt, um sie mit dem eigenen Körper zu wärmen. Wie in dem Garten hinterm Haus immer weiter Rucola, Kürbis und Bohnen wachsen. Wie es Helen Garner durch diese Aufmerksamkeit für das scheinbar Bedeutungslose gelingt, eine Atmosphäre tiefen Friedens zu schaffen und ein Gegengewicht zu bilden zu der Todesangst, gegen die Nicola ebenso naiv wie hilflos kämpft - das ist einfach sehr gut.

Außerdem ist das Buch beachtlich, weil seine Helden ja solche sind, die man in der Literatur (und auch im Film) sonst meist vergeblich sucht. Wer wagt es schon, einen ganzen Roman nur mit Frauen jenseits der sechzig zu bestreiten? Mit Frauen, die in der Gesellschaft einfach nicht mehr wahrgenommen werden und die darüber selbst gelernt haben, ihr "Spiegelbild zu meiden". Natürlich hat es auch Männer gegeben in den Leben der beiden Damen, aber mehr als ihre Namen (wenn überhaupt) erfährt der Leser von ihnen nicht. Das aber ist bei Garner weder besonders traurig, noch ist es ein Grund zu Freude. Es ist einfach so.

Und deswegen ist "Das Zimmer" sicherlich ein Buch über den Tod. Es ist aber noch mehr ein Buch über Freundschaft. Über die Freundschaft zwischen zwei alten Frauen, die viel wahrhaftiger sind als andere in dem, was sie tun. Sie lieben sich von Herzen, sie lästern von Herzen, sie streiten. Sie sind aufrichtig in ihrer Loyalität, im Zweifel und auch im Verrat. Sie sind im Leben angekommen. Und das ist hier viel wichtiger als der Tod.

LENA BOPP

Helen Garner: "Das Zimmer". Roman. Aus dem Englischen von Nora Matocza und Gerhard Falkner. Berlin Verlag, Berlin 2009, 174 S., geb., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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16. Februar 2009 +++ Garner auf der Focus-Bestsellerliste +++

Helen Garner findet sich mit ihrem Buch Das Zimmer in dieser Woche auf Platz 22 der Focus-Bestsellerliste.

18. Februar 2008 +++ FAZ +++

In der heutigen Ausgabe der FAZ schreibt Lena Bopp über Helen Garners "ergreifenden Roman" Das Zimmer und ist uneingeschränkt begeistert: "Man kommt nicht weg von diesem Buch. So schön erzählt ist die schaurige Geschichte von den beiden Freundinnen, die im Haus der vierundsechzig Jahre alten Helen im australischen Melbourne um das Leben kämpfen. [...]Es ist Helen Garners Art, auf die Welt zu blicken, die dem schmalen Buch einen Ton verleiht, den sein Inhalt nicht vermuten lassen würde."

19. Februar 2008 +++ SWR Fernsehen +++

In der Nachmittagssendung Kaffee oder Tee? sprach die Literaturkritikerin Christine Weiner ausführlich über Helen Garners "kleinen, feinen Roman" Das Zimmer: " Es ist kein schweres Buch, es ist fantastisch geschrieben, sehr poetisch, sehr witzig, sehr klar. [...] Ein tolles Buch, das das Thema 'Pflege' und 'Ich bin bei dir, wenn Du mich brauchst' ganz neu betrachtet."

20. Februar 2009 +++ Neues Deutschland +++

"Helen Garner packt und verstört"

Irmtraud Gutschke besprach im Neuen Deutschland Das Zimmer und war tief berührt:

"Von aufopferungsvoller Pflege handelt das Buch - und von Erschöpfung, Ohnmachtsgefühlen, unterdrückter und hervorbrechender Wut. Die australische Autorin, Helen Garner, hat wohl ähnliches selbst erlebt, sonst hätte sie es nicht so genau beschreiben können. Den verstörenden Widerspruch zwischen Wollen und Können hat sie schreibend zu bewältigen versucht, und es ist ihr Größeres gelungen, als sie vielleicht plante."…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Die unguten Ahnungen, die der Klappentext bei der Rezensentin auslöst, werden nicht bestätigt. Kein Buch über das Elend des Sterbens hat Lena Bopp da gelesen, sondern die fesselnde Geschichte einer Freundschaft, die den Tod nicht aufhalten, aber erlebbar machen kann. Die Art, wie die Erzählerin ihre krebskranke Freundin begleitet, vermittelt Bopp die Bedeutung des scheinbar Bedeutungslosen. Dass Helen Garner darüber hinaus zwei Frauen im Rentenalter als Heldinnen wählt, macht das Buch für die Rezensentin zu einer Ausnahmeerscheinung.

© Perlentaucher Medien GmbH