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"Das Wasserzeichen" ist die Verteidigungsschrift eines besonderen Menschen, der durch die Realität dieser Welt ins Abseits einer unbekannten Verwahrung gerät, in die Psychiatrie. Er ist als Wassermensch geboren mit kiemenartigen Öffnungen am Hals und muß immer wieder ins Wasser abtauchen, wo er sich bewegt wie ein Fisch. Das Wasser ist sein Element, aber der Vater, durch und durch ein Erdmensch, findet ihn nur abartig. Die Mutter stellt sich so lange als möglich schützend vor ihren Sohn und überhaupt ist der Mutter und den Frauen im Leben des Jungen eine besondere Rolle zugedacht.

Produktbeschreibung
"Das Wasserzeichen" ist die Verteidigungsschrift eines besonderen Menschen, der durch die Realität dieser Welt ins Abseits einer unbekannten Verwahrung gerät, in die Psychiatrie. Er ist als Wassermensch geboren mit kiemenartigen Öffnungen am Hals und muß immer wieder ins Wasser abtauchen, wo er sich bewegt wie ein Fisch. Das Wasser ist sein Element, aber der Vater, durch und durch ein Erdmensch, findet ihn nur abartig. Die Mutter stellt sich so lange als möglich schützend vor ihren Sohn und überhaupt ist der Mutter und den Frauen im Leben des Jungen eine besondere Rolle zugedacht.
Autorenporträt
Hansjörg Schneider wurde 1938 in Aarau geboren. Er gehört zu den meistgespielten deutschsprachigen Dramatikern und schrieb zahlreiche Romane und Erzählungen. Für sein Schaffen wurde Hansjörg Schneider mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. erhielt er 1998 für 'Das Wasserzeichen' den Phantastikpreis der Stadt Wetzlar und 2005 den Friedrich-Glauser-Preis. Hansjörg Schneider lebt in Basel.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.11.1997

In der Badewanne
Hansjörg Schneiders Undine

In seiner jüngsten Prosaarbeit, dem Roman "Das Wasserzeichen", erzählt der vor allem als Dramatiker erfolgreiche Schweizer Schriftsteller Hansjörg Schneider die Geschichte eines seltsamen Außenseiters, einer Art von männlicher Undine. Moses Binswanger, der Held und Ich-Erzähler, leidet von Geburt an an einer "Wasserwunde", einer offenen Stelle am Hals, die als Kiemen funktioniert und seinen häufigen Aufenthalt unter Wasser erfordert, vorzüglich in nährstoffreichen Augewässern; doch im Notfall - und dieser Notfall tritt immer wieder ein - nimmt er auch mit einer Dusche oder Badewanne vorlieb. Zwar führt Binswangers, in seinen eigenen Worten, "hydrogenetische Abartigkeit" immer wieder zu peinlichen Situationen, sei es im Kindergarten, in der Schule oder im Berufsleben, doch alles in allem könnte das Leben dieses Schilfgeborenen glimpflich verlaufen, wäre da nicht die magische und letztlich fatale Anziehungskraft, die er auf die Frauen ausübt. Auf dem Trockenen kann es mit ihm nichts werden, und im Wasser geht den Frauen allzubald die Luft aus. Immer wieder und obwohl er, der Gefahr bewußt, auf das redlichste versucht, sich der Verführung zu entziehen, spricht eine den ominösen Satz zu ihm: "Nimm mich ins Wasser, bitte."

Und dennoch wäre er "mit Sicherheit in Ehren alt geworden", hätte nicht eine Freundin aus Jugendtagen seine Vorsätze zunichte gemacht. Er nimmt sie mit ins Wasser, in welchem sie umkommt. So gelangt Moses Binswanger in die Hände der Gerichtspsychiatrie, und der Roman, den wir lesen, ist seine als Verteidigungs- und Rechtfertigungsschrift angelegte Lebensbeichte. Doch nicht nur das. Moses hält auch Gericht über seine und unsere Welt, und das mit alttestamentarischer Wucht und Wut, die, so hat es den Anschein, auch die des Autors Hansjörg Schneider ist. Da ist die Rede von "Zubetonierung von Köpfen und Landschaft", der "mörderischen, zerstörenden Qualität der männlichen Spezies", und so manche Passage liest sich wie eine der Predigten, die vor zwanzig Jahren an der Vorderfront des gesellschaftlichen Fortschritts gehalten wurden und die mittlerweile Gemeingut der gebildeten Mittelschichten geworden sind: "Vermutlich haben ja auch die Altacher inzwischen ihren uralten Wassersinn verloren und sind verblödet wie überall, plattgewalzt von der Beton- und Fernsehlawine, die blühendes Leben vorgaukelt und dürres Absterben sät."

Wir begegnen hier einem sich als "widerständig" begreifenden allumfassenden Kulturpessimismus, der sich in unseren Tagen einer solchen Beliebtheit erfreut, daß einem der Verdacht kommt, es könnte sich dabei um die aktuelle Form dessen handeln, was im neunzehnten Jahrhundert als bürgerliche Doppelmoral galt. Das darwinistisch-freudianisch-einsteinisch geprägte zwanzigste hat ja stets behauptet, ohne Doppelmoral auskommen zu können, und ist sich dabei möglicherweise ebenso auf den Leim gegangen wie das neunzehnte, bloß ohne dessen ästhetische Qualität zu erreichen. WALTER KLIER

Hansjörg Schneider: "Das Wasserzeichen". Roman. Ammann Verlag, Zürich 1997. 279 S., geb., 39,80 DM.

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»Es ist ein wunderbarer Protagonist, den Hansjörg Schneider geschaffen hat: knorrig, kantig und sympathisch.« Volker Albers / Hamburger Abendblatt Hamburger Abendblatt