Marktplatzangebote
22 Angebote ab € 0,90 €
  • Gebundenes Buch

8 Kundenbewertungen

Hirbel ist anders als andere, denn bei seiner Geburt ist etwas falsch gemacht worden. Er ist krank, hat oft Kopfschmerzen und auch Bauchweh von den Tabletten, die er dauernd nehmen muss. Manchmal schreit er dann und tut Dinge, worüber die anderen lachen. Hirbels Mutter hat ihn weggegeben, seither wandert er zwischen Pflegeeltern und Heimen hin und her. Trotzdem ist Hirbel kein trauriges Kind. Mit den Psychologinnen spielt er ihre Spiele, die Tests, die er alle schon kennt. Er hat eine wunderbare Singstimme, und das Singen bereitet ihm Freude, solange er sich dabei nach seinen eigenen Regeln…mehr

Produktbeschreibung
Hirbel ist anders als andere, denn bei seiner Geburt ist etwas falsch gemacht worden. Er ist krank, hat oft Kopfschmerzen und auch Bauchweh von den Tabletten, die er dauernd nehmen muss. Manchmal schreit er dann und tut Dinge, worüber die anderen lachen. Hirbels Mutter hat ihn weggegeben, seither wandert er zwischen Pflegeeltern und Heimen hin und her. Trotzdem ist Hirbel kein trauriges Kind. Mit den Psychologinnen spielt er ihre Spiele, die Tests, die er alle schon kennt. Er hat eine wunderbare Singstimme, und das Singen bereitet ihm Freude, solange er sich dabei nach seinen eigenen Regeln richten darf. Und Hirbel kann Haken schlagen wie ein Hase, wenn man ihn einfangen will. Als er einmal wegläuft aus dem Heim, schläft er zwischen Schafen, aber er denkt, dass es lauter Löwen sind, die ihn nachts wärmen. Immer wieder läuft Hirbel fort, weil ihn niemand richtig versteht und weil er in ein anderes Land möchte. Dorthin, wo die Sonne gemacht wird auf den Bäumen.

Autorenporträt
Peter Härtling, geboren am 13. November 1933 in Chemnitz, Gymnasium in Nürtingen bis 1952. Danach journalistische Tätigkeit; von 1955 - 62 Redakteur bei der 'Deutschen Zeitung', von 1962 - 70 Mitherausgeber der Zeitschrift 'Der Monat', von 1967 - 68 Cheflektor und danach bis Ende 1973 Geschäftsführer des S. Fischer Verlages. Seit Anfang 1974 lebt er als freier Schriftsteller in der Nähe von Frankfurt. 1992 wurde der Autor mit dem "Lion-Feuchtwanger-Preis" ausgezeichnet. 1995 erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz, 2001 den "Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises" und 2006 den "Gerty-Spieß-Literaturpreis". 2007 wurde Peter Härtling für sein Lebenswerk mit dem Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten geehrt, 2011 erhielt er den "Großen Preis" der Deutschen Akademie für Kinder-und Jugendliteratur, 2012 wurde ihm der "Jacob-Grimm-Preis" verliehen und 2014 der Hessischen Kulturpreis. Peter Härtling verstarb im Juli 2017.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.03.2006

Band 27
Hoffnung auf Geborgenheit
Peter Härtling: „Das war der Hirbel”
Es gibt Kinderromane, die klingen lange nach. Peter Härtlings „Hirbel” gehört dazu. Woran mag das liegen? Vielleicht weil es ein so traurig-schönes Buch ist, über das man auch lachen kann. Die kindliche Hauptfigur, Hirbel, leidet wegen Komplikationen bei der Geburt unter anhaltenden Kopfschmerzen und Krämpfen. Nach Aufenthalten bei Pflegeeltern tritt er eine Odyssee durch Heime an. Auf den ersten Blick handelt es sich also um ein „Problembuch”. Als der Text 1973 erschien, war es nicht üblich, in der Kinderliteratur von kindlichem Leid zu erzählen. Peter Härtling wollte sich damit nicht abfinden: „Es kann thematisch keine Tabus für Kinder geben.” Und darum wurde sein „Hirbel” zu einem Trendsetter der moderne Kinderliteratur.
Was macht das Buch auch heute noch lesenswert, in einer Zeit, da frühere Tabubereiche wie Scheidung, Arbeitslosigkeit und die Dritte Welt längst zum Gegenstand von Literatur für junge Leser geworden sind? Es ist die Art und Weise wie Härtling diese Geschichte erzählt. „Der Hirbel ist der schlimmste von allen, sagten die Kinder im Heim”, so beginnt der Text. Und es folgt umgehend der Satz: „Das war nicht wahr.” Bereits mit diesem Anfang sind die Sympathien ebenso klar verteilt wie die Aufgabe, vor der der Autor-Erzähler steht. Er tritt als Kommentator und Anwalt des Kindes auf. Geradezu unmerklich gerät man dabei immer tiefer in die Geschichte. Aber anders als in seinen späteren Kinderromanen, in denen über innere Monologe oder personales Erzählen die kindlichen Innenwelten offenbart werden, sind es im „Hirbel” einzig Bilder, die andeuten, wie der kindliche Protagonist sich fühlt. So wissen die Jungen im Schlafsaal, dass für Hirbel der Schrank, in dem er oft sitzt, „sein Haus” ist, das er mit allen Mitteln gegen Eindringlinge verteidigt. Das sagt etwas aus über seine Einsamkeit, seine Isolation und Heimatlosigkeit, aber auch über seine Hoffnung auf Geborgenheit. Hirbel wird so nicht als eine Art Figurentyp entworfen. Im Gegenteil: Er ist trotz seiner Handicaps eine Persönlichkeit, die ernst genommen werden will und sich mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln zur Wehr setzt. Humorvolle Passagen dämpfen zudem die Härte des Erzählten ab.
Dass die Geschichte dennoch kein Happy End findet, offen bleibt - das ist gut so! Daran ändert auch das „Nachwort” für Kinder nichts, in dem der Autor erneut Partei für seine Figur ergreift. In Tausenden von Leserbriefen haben Kinder Peter Härtling Vorschläge für einen Schluss gemacht. Hirbel ist so etwas wie ein „Identifikationswunder”. Was gibt es Schöneres, wenn Autor und Leser auf diese Weise miteinander im Bunde sind?
CARSTEN GANSEL
Der Hirbel zwischen seinen „Löwen”.
Illustration: Eva Muggenthaler
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr
"Man müsste dieses Buch zur Pflichtlektüre machen und es über Eltern und Grundschullehrer an die Acht- und Zehnjährigen im Land verteilen. Wie hier ohne falsches Mitleid und Rührseligkeit um ein Verständnis geworben wird, das ist beispielhaft." (Stuttgarter Nachrichten)