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Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.07.2017

Rein und tödlich wie
der Kommunismus
Der Ort: allerfinsterste russische Provinz. Die Zeit: Herbst und Winter 1929/1930, die Hochphase der sowjetischen Kollektivierung . Die Handlung: Arbeiter heben eine gigantische Baugrube aus, um darauf ein „gemeinproletarisches Haus“ zu errichten. Sie finden ein Mädchen, Nastja, das rein und mörderisch ist wie der Kommunismus. Am Ende stirbt es. Der Ingenieur und Schriftsteller Andrej Platonow schreibt in einer unerhörten Sprache, voller Anspielungen, Neuschöpfungen, schwindelerregender Bilder. „Die Menschen sanken um wie Hosen“, Sätze wie diesen hat Gabriele Leupold neu ins Deutsche übertragen, in ihrer ganzen Zerklüftung und Erbarmungslosigkeit. Bauern überfressen sich an Fleisch, um das Vieh nicht der Kolchose zu überlassen. Andere, Aussortierte, werden auf einem Floß den Strom hinabgeschickt. Alles historisch belegt. Gegen Platonow wirkt Wladimir Sorokins literarischer Kosmos unterhaltsam wie ein Kettenkarussell. Ähnlich ins Herz trifft nur Isaak Babel. Das soll ein Sommerbuch sein? Was sonst. Von Oktober an hält man es nicht mehr aus.
SONJA ZEKRI
Andrej Platonow: Die
Baugrube. Roman. Aus
dem Russischen von
Gabriele Leupold. Mit
einem Nachwort von
Sibylle Lewitscharoff.
Suhrkamp Verlag, Berlin 2016.
240 Seiten, 24 Euro.
E-Book 20,99 Euro.
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