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Jede Familie hat ihre Geheimnisse ... ... aber manchmal entwickelt das Verschweigen eine zerstörerische Kraft.
In einer norwegischen Küstenstadt findet in einer nebligen Julinacht eine große Party statt. Jenny Brodal wird 75, und ihre Tochter Siri hat gegen den Willen ihrer Mutter ein Fest organisiert. Die weiße Holzvilla auf einer Anhöhe leuchtet in die Nacht, während die Gäste eintreffen und Jenny in ihrem Zimmer sitzt und nach zwanzigjähriger Abstinenz wieder zu trinken beginnt ...
Wie jedes Jahr verbringen Siri, die in Oslo und an der Küste ein Restaurant führt, und ihr Mann Jon den
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Produktbeschreibung
Jede Familie hat ihre Geheimnisse ...
... aber manchmal entwickelt das Verschweigen eine zerstörerische Kraft.

In einer norwegischen Küstenstadt findet in einer nebligen Julinacht eine große Party statt. Jenny Brodal wird 75, und ihre Tochter Siri hat gegen den Willen ihrer Mutter ein Fest organisiert. Die weiße Holzvilla auf einer Anhöhe leuchtet in die Nacht, während die Gäste eintreffen und Jenny in ihrem Zimmer sitzt und nach zwanzigjähriger Abstinenz wieder zu trinken beginnt ...

Wie jedes Jahr verbringen Siri, die in Oslo und an der Küste ein Restaurant führt, und ihr Mann Jon den Sommer hier, nur haben sie diesmal ein Kindermädchen für ihre beiden Töchter engagiert, weil Jon keine Zeit hat, sich um Liv und Alma zu kümmern: Er ist Schriftsteller und muss endlich sein überfälliges neues Buch abschließen. Mille, das Kindermädchen, ist 19 Jahre alt und hat vor, in diesem Sommer eine andere zu werden. Doch dann verschwindet Mille spurlos in dieser Nacht. Jeder aus der Familie hatte eine eigene Beziehung zu Mille, die er vor den anderen verbirgt. Ihr rätselhaftes Verschwinden rührt aber auch andere, tiefe Gefühle auf, nie vergessene Verletzungen, nie gelebte Sehnsüchte, Ängste und Unsicherheiten. Behutsam dringt Linn Ullmann in die Geschichte ihrer Figuren vor, trägt Schicht um Schicht der Fassade ab, bis wir ihnen so nahe kommen, dass wir verstehen, warum sie lügen und Alpträume haben, warum sie feige sind oder gemein. Sie bringt sie uns so nahe, dass wir uns selbst in ihnen erkennen.
Autorenporträt
Ullmann, Linn
LINN ULLMANN ist eine der bedeutendsten Autorinnen Skandinaviens. Ihre Romane sind vielfach preisgekrönt und in 30 Sprachen übersetzt, 2017 erhielt sie von der Schwedischen Akademie den Doubloug -Preis für ihr Gesamtwerk. Bei Luchterhand erschien zuletzt "Das Verschwiegene" - unter dem Titel "The Cold Song" u.a. auf der Jahresbestenliste der New York Times und eines der Lieblingsbücher von James Wood (New Yorker). Für "Die Unruhigen" erhielt sie den Hörerpreis des Norwegischen Rundfunks, der Roman war für den Kritikerpreis und den Nordischen Literaturpreis nominiert. Eine Bühnenfassung davon hatte im Herbst 2018 am Königlichen Dramatischen Theater Stockholm unter der Regie von Pernilla August ihre Uraufführung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.04.2013

Das Verschwundene

Seit gut einem Jahrzehnt, so liest man in Linn Ullmanns Roman "Das Verschwiegene", wartet die norwegische Literatur auf den abschließenden Band der Jahrtausendwende-Trilogie von Jon Dreyer. Doch das wird nichts mehr, auch wenn Dreyer in seiner muckeligen Schreibstube unter dem Dach an einer Story bastelt, die sich unter anderem mit der völlig unnötigen Lüge eines Buchenwald-Überlebenden befasst. Der Mann ist entgleist, im Dämmerzustand streichen die Tage dahin, und während seine Frau Siri bemüht ist, mit ihrem Restaurant das notwendige Geld herbeizuschaffen, das ihrem Mann das Auskommen in der endlosen Arbeitsphase gestatten soll, verkürzt sich Jon die Zeit bis zur Überwindung seiner Schreibblockade mit SMS-Flirts und Affären; auch auf Mille, das Kindermädchen mit dem Mondgesicht, verschwendet er Gedanken.

Das macht ihn noch nicht automatisch zum Mörder, als Mille bei einem Fest im Sommerhaus seiner Schwiegermutter verschwindet. Aber Jon ist eben ein merklich verlorener Kerl, wie überhaupt alle Figuren, deren Beziehungsgeflecht Linn Ullmann in ihrem neuen Roman erkundet, recht einsame und kommunikationsunfähige Gestalten sind - selbst die Kinder.

So ist dieser Roman mehr Familiengeschichte denn Krimi. Wir begegnen einer kleinen Gemeinschaft, deren Frauen schon einmal traumatisiert wurden, als ein Kind in einem Waldsee starb. Nun fordert das Schicksal die Familie abermals heraus, und im endlosen Kopfzerbrechen über das verschwundene Kindermädchen und den eigenen Beitrag an Milles Tod müssen alle Beteiligten feststellen, wie sehr sie selbst, die Lebenden, voreinander zuweilen verschwinden: "Dieses ganze Gerede über die Liebe!"

Linn Ullmanns vertrackter, wenn auch mit federleichten Sätzen geschriebener Roman zieht den Leser in ein Gestrüpp von Geschichten, die bald mit dieser und bald mit jener Stimme erzählt werden, manche auch mehrfach. Und trotzdem, da ergeht es dem Leser wie den Protagonisten, bleibt am Ende dieser Studie der fatalen Folgen des Unausgesprochenen eine unbefriedigende Leere zurück - als habe man den entscheidenden Hinweis verpasst. (Linn Ullmann: "Das Verschwiegene". Roman. Aus dem Norwegischen von Ina Kronenberger. Luchterhand Literaturverlag, München 2013. 352 S., geb., 19,99 [Euro].)

math.

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