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Produktdetails
  • Verlag: Achilla Presse
  • Originaltitel: The Triumph of the Egg
  • Seitenzahl: 278
  • Abmessung: 205mm
  • Gewicht: 380g
  • ISBN-13: 9783928398220
  • Artikelnr.: 24089692
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.12.1997

Sturz eines Reitlehrers
Meisterhaft: Sherwood Andersons lakonische Kurzgeschichten

Die Bremer "Achilla Presse" setzt ihre löblichen Bemühungen um den amerikanischen Erzähler Sherwood Anderson mit der deutschen Ausgabe des Sammelbandes "The Triumph of the Egg" (1921) fort. Jürgen Dierkings frische, nur gelegentlich spröde Übersetzung, die mit allerlei nützlichem editorischen Beiwerk versehen ist, kommt dem Geist des Originals so nahe, daß die Geschichten ihren Reiz und ihre Eigenart unverstellt entfalten können - es gibt nur wenige Short Stories, die ihre Leser so subtil dazu herausfordern, Sinn und Bedeutung selbst zu ergänzen.

Andersons große Themen sind die Initiation von Jugendlichen und die Schwierigkeiten der Menschen im Umgang miteinander; wie kaum ein anderer Kurzgeschichten-Autor versteht er es, die Atmosphäre von Situationen wiederzugeben, in denen vereinsamte Individuen bei ihren eher zufälligen Verständigungsversuchen Glücksmomente erleben, die sie regelmäßig in noch trostlosere Einsamkeit stürzen. "I want to know why" zum Beispiel beschreibt einen Augenblick, in dem sich der Mythos vom American Dream als Seifenblase erweist und die Illusion von der Selbstverwirklichung des freien Individuums an der schäbigen Wirklichkeit zerplatzt. Ein fünfzehnjähriger Pferdenarr, Protagonist und Ich-Erzähler, berichtet in kunstloser Prosa, wie er einen bewunderten Trainer nach einem großen Rennen beim Bordellbesuch beobachtet.

In "Unlighted Lamps" ist es eine junge Arzttochter, die sich aus puritanischer Enge zu befreien versucht, aber weder mit ihrem Vater noch mit den Menschen ihrer Heimatstadt sinnvoll kommunizieren kann. Die Geschichte "Das Ei" ist typisch für Andersons Technik des Charakterporträts; ein (an Mark Twains Huckleberry Finn erinnernder) Junge erzählt salopp und skeptisch von seinem Vater, der nach einem mißlungenen Versuch, eine Hühnerfarm aufzuziehen, auch als Gastwirt scheitert. Deutlicher noch und eindrücklicher als der bereits vorliegende Band "Pferde und Männer" zeigt "Das triumphierende Ei" Sherwood Anderson auf der Höhe der Meisterschaft: Diese Geschichten gehören zu den Glanzstücken der Gattung. HELMUT WINTER

Sherwood Anderson: "Das triumphierende Ei". Erzählungen. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Jürgen Dierking. Achilla Presse Verlagsbuchhandlung, Bremen 1997. 278 S., geb. 40,- DM.

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