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Lange nachdem Großmutter vor den Augen der Familie auf dem Rücken eines Delphins in Richtung Grönland verschwunden ist, entdecken ihre Enkel in ihrem Zimmer ein Vogelnest, in dem gerade drei Tauben schlüpfen, die - typisch für Großmutter - zu einer längst ausgestorbenen Art gehören. Eines Nachts beschließen die Kinder, die drei Täuberiche in die Freiheit zu entlassen. Wochen später trifft ein Brief ein: Großmutter dankt für die Taubenpost und kündigt ihre baldige Rückkehr an. (Ab 6 Jahren.)

Produktbeschreibung
Lange nachdem Großmutter vor den Augen der Familie auf dem Rücken eines Delphins in Richtung Grönland verschwunden ist, entdecken ihre Enkel in ihrem Zimmer ein Vogelnest, in dem gerade drei Tauben schlüpfen, die - typisch für Großmutter - zu einer längst ausgestorbenen Art gehören. Eines Nachts beschließen die Kinder, die drei Täuberiche in die Freiheit zu entlassen. Wochen später trifft ein Brief ein: Großmutter dankt für die Taubenpost und kündigt ihre baldige Rückkehr an. (Ab 6 Jahren.)
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.04.1999

Wie Großmutter fortging und doch noch da war
Louise Erdrich hat zu einem Bilderbuch einen spröden, rätselhaften Text geschrieben: "Das Taubengeheimnis"

Es gibt viele Arten, Geschichten zu erzählen. In manchen Geschichten kann man es sich bequem machen wie in einem Sessel. Andere lassen das nicht so einfach zu. Dann ist die Frage, wer sich wem anpaßt. Manchmal hat man das erst herausgekriegt, wenn man sich nach der Lektüre zurücksehnt.

So geht es auch hier. Obwohl sie gleich am Anfang der Handlung verschwindet und sich auch am Schluß nur brieflich wieder meldet, bleibt die Großmutter dauernd im Mittelpunkt dieser Erzählung. "Niemand von uns hätte gedacht, daß Großmutter so voller Rätsel steckte." Damit beginnt das Buch. Welche Rätsel sind gemeint? Einmal das ihres Verschwindens. Vor allem aber das mit den eigentlich schon ausgestorbenen, weil ausgerotteten Wandertauben. Sie stehen auf geheimnisvolle Weise mit der Großmutter in Verbindung.

Am schönsten sind Geschichten, in denen viel auf gekonnte Weise unausgesprochen bleibt. Also nicht, weil etwas verschwiegen werden soll oder gar weil die Sprache versagen würde. Vielmehr aus Achtung vor der Zerbrechlichkeit dessen, was sich auch so, nämlich durch den Lauf der Erzählung selbst, mitteilt. Auch Kindern. Viele Kinderbücher wirken deshalb so plump, weil sie ihre Leserinnen und Leser unterschätzen. Dieses hier stammt von einer berühmten Romanschriftstellerin. Ihr ist ein spröder Text gelungen, den zu lesen ein aufmerksames Herz erfordert. Dann entwickelt es rasch seinen Zauber, der die Empfänglichkeit für Geheimnisvolles und Unausgesprochenes zu üben hilft.

Unterstützt und anschaulich gemacht wird der lakonisch-geradlinige Text, erzählt aus der Perspektive der Enkelin, durch die großformatigen, farbwarmen und hintergründigen Illustrationen von Jim LaMarche. Er schafft es, uns die abwesende Großmutter, ihre energische Liebenswürdigkeit und ihre Entdeckerfreude deutlich vor Augen zu führen. Seine Bilder bewirken, daß die Worte der Geschichte gewissermaßen Flimmerhärchen bekommen. Das Alltägliche und das Außergewöhnliche können wir so leichter miteinander vereinbaren und nebeneinander gelten lassen. Auch deshalb wirkt das Buch so intensiv.

Das Taubengeheimnis ist eigentlich ein Großmuttergeheimnis. Auch wenn man es nicht auflösen kann, hat es doch nichts Bedrohliches an sich. Es gehört zur Kunst von Louise Erdrich, alles sanft in der Schwebe zu halten. Ihre Geschichte ist ganz und gar nicht bequem. Aber alles, was sie zu sagen hat, erschließt sich von selbst, wenn man sich nur genau genug hineinliest.

WILFRIED VON BREDOW.

Louise Erdrich: "Das Taubengeheimnis". Aus dem Amerikanischen von Sylke Hachmeister. Mit Bildern von Jim LaMarche. Verlag Sauerländer, Frankfurt/M. 1999. 32 S., geb., 26,80 DM. Ab 6 J.

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