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Ein Mann erzählt. Er heißt Salim und war Gefangener im Straflager Tazmamart im Süden Marokkos, verurteilt zu einem langsamen Sterben in Kälte, Schmutz und Angst. Im Gefängnis herrscht ewige Nacht. Um zu überleben lernt Salim, sich von den Bildern seiner Vergangenheit zu befreien, denn "sich erinnern heißt sterben". Ein Mann erzählt. Er heißt Salim und war Gefangener im Straflager Tazmamart im Süden Marokkos, verurteilt zu einem langsamen Sterben in Kälte, Schmutz und Angst. Im Gefängnis herrscht ewige Nacht. Um zu überleben lernt Salim, sich von den Bildern seiner Vergangenheit zu befreien, denn "sich erinnern heißt sterben".…mehr

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Produktbeschreibung
Ein Mann erzählt. Er heißt Salim und war Gefangener im Straflager Tazmamart im Süden Marokkos, verurteilt zu einem langsamen Sterben in Kälte, Schmutz und Angst. Im Gefängnis herrscht ewige Nacht. Um zu überleben lernt Salim, sich von den Bildern seiner Vergangenheit zu befreien, denn "sich erinnern heißt sterben".
Ein Mann erzählt. Er heißt Salim und war Gefangener im Straflager Tazmamart im Süden Marokkos, verurteilt zu einem langsamen Sterben in Kälte, Schmutz und Angst. Im Gefängnis herrscht ewige Nacht. Um zu überleben lernt Salim, sich von den Bildern seiner Vergangenheit zu befreien, denn "sich erinnern heißt sterben".
Autorenporträt
Tahar Ben Jelloun, geboren 1944 in Fès (Marokko), lebt in Paris. Er gilt als bedeutendster Vertreter der französischsprachigen Literatur des Maghreb. 1987 wurde er mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet, 2004 mit dem renommierten International IMPAC Dublin Literary Award. Im Jahr 2011 wurde ihm der Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis verliehen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.02.2002

Aus der Gruft
Tahar Ben Jellouns Roman
über das Straflager Tazmamart
Seit 1971 lebt der siebenundfünfzigjährige marokkanische Bestsellerautor Tahar Ben Jelloun in Paris, erklärt den Erwachsenen in seinen Büchern das marokkanische Leben und den Kindern Fremdenhass und den Islam. Ein Agent, der das Gute proklamiert und ganz privat auch das weniger Gute tut. Tahar Ben Jalloun empört in Intervallen die Aufrechten und reagiert selbst als empörter Aufrichtiger. Die Franzosen mokierten sich über den Rausschmiß seines marokkanischen Kindermädchens. Kaum hatte sich die Empörung der Gerechten gelegt, kündigte sich ein neuer Skandal an. Tahar Ben Jelloun bekam 250 000 Mark Vorschuss für eine Geschichte, die Azis Binebine ihm über die achtzehn Jahre seiner Gefangenschaft im Todestrakt des Wüstengefängnisses Tazmamart erzählt hatte.
Azis Binebine war 1971 als junger Unteroffizier am Putschversuch gegen den Monarchen Hassan II beteiligt. Hassans Sohn, Mohammed VI, lässt zur Zeit diese „schwarzen Jahre” untersuchen, die nur auf Druck internationaler Vereinigungen wie Amnesty International beendet wurden. Selim, wie Tahar Ben Jelloun das Alter Ego von Azis Binebine nennt, hört 1991 im Lastwagen auf dem Weg in die Freiheit die Geräusche der Bulldozer. Tazmamart wurde eingestampft, die Spuren verwischt, die Entlassenen bei Androhung neuer Strafen zum Schweigen verpflichtet.
Seit die Bilder der Al-Qaida-Kämpfer um die Welt gegangen sind, Guantánamo Bay zu einem Schauplatz für Menschenhaltung in Käfigen wurde und die Müllmannrot eingekleideten und gefesselten Gefangenen gefundenes Fressen der Bildagenturen und Moskitos wurden, ist Tahar Ben Jellouns Bericht über das Überleben in der drei Meter langen und anderthalb Meter breiten und zum Stehen viele zu niedrigen Zelle auch eine Unterweisung der Gegenwart. Die Taliban- Terroristen sind in ihren Stacheldrahtverschlägen der kubanischen Sonne ausgeliefert. Im Unterschied zum Geheimort Tazmamart schaut in Guantánomo die ganze Welt zu.
Die Kritik, die Tahar Ben Jelloun vorwirft, er habe Azis Binebines Leben gestohlen und im Roman 'Das Schweigen des Lichts' zu den eigenen Gunsten vermarktet, ist heuchlerisch. Nicht weil Binebine nur die Hälfte des Vorschusses bekam, sondern weil Schriftsteller schon immer die Geschichten von Menschen, die das selbst nicht können, geschrieben und vorm Verschwinden bewahrt haben. Geld wird in seltenen Fällen gezahlt. Auf die Frage, weshalb er, der so gerne als Moralist über die Boulevards läuft, erst im Sicherheitsabstand nach König Hassans Tod das Buch geschrieben habe, antwortet Tahar Ben Jelloun mit der Stimme des guten Sohnes, der sich den Weg nach Marokko ins Haus seiner alten Mutter freihalten wollte.
Balzac und die Skorpione
Darf ein authentischer Bericht erfunden werden, darf als Trosteinlage eine Taube vom Himmel fallen und ein kleiner Vogel singen? „Das Schweigen des Lichts” ist ein Bericht über die Reduzierung eines Individuums bei Bohnen und Trockenbrot auf seinen Kopf, ist die Beschreibung eines unglaublichen Überlebens und es ist schwer vorstellbar, daß ein Mensch soviel aushält. Tahar Ben Jellouns will, auf die Bedeutung des Gehirns hinweisen, auf die Fähigkeit zur Konzentration und das Abtauchen in die Meditation. Welche Phantasien der Kopf produziert, liegt am Vorrat, von dem er zehren kann. Selims Lebensgeschichte ist eine Unterweisung in die Leidensfähigkeit und eine Anleitung. So, nur so kann man eine Hölle überleben. Tahar Ben Jelloun nennt das ein paar Mal eine „Lernerfahrung”. Selim hat überlebt, weil er seinen Körper und die Sexualität vergessen, seine Sinne „in einem Schließfach am Bahnhof abgestellt” und ihnen ein anderes Leben geben hat.
„Das Schweigen des Lichts” ist ein furchtbares und ein romantisches Buch. Romantisch, weil der Schriftsteller sich darin seine Hoffnung erfüllt. Der Gefangene überlebt die Kloake, die Attacken der Skorpione, das Fehlen des Tageslichts, weil – welche Bestätigung könnte für einen Schriftsteller schöner sein – Selim, der Erzähler, ein literarisch geprägter Mensch ist. Er rettet sich durch den Geist, die Erinnerung und die Vorstellungskraft. Selim erzählt den Mitgefangenen Geschichten, er erzählt ihnen Filme und Romane von Balzac und Camus. Selim, der als Jugendlicher und junger Mann das Leben und das Glück für eine „schöne Selbstverständlichkeit” hielt, vernachlässigte Gott. In Tazmamart holt er das Beten nach: „es ist wie bei einem Kredit: Ich zahle meine Verzögerungen, mein Vergessen, meine Verirrungen ab”. Tahar Ben Jellouns Buch über Tazmamart erschien, nachdem schon ein paar Bücher über das „Gefängnis des Todes” herausgekommen waren. Fünf Jahre kämpfte der Überlebende Ahmed Marzouki um die Möglichkeit, seinen trockenen, grausamen Bericht „Tazmamart Cellule 10” veröffentlichen zu dürfen. Einige Passagen finden sich in Tahar Ben Jellouns Roman wieder. Der Schriftsteller als Dieb und Dekorateur fremden Lebens. Ein Vergehen? Nein. „Das Schweigen des Lichts” ist grausam und beeindruckend. Geschichten die sonst auf den Begriff „unfaßbar” zusammenschnurren, müssen aufgeschrieben werden. Auch wenn sie die Wirklichkeit untertreiben.
VERENA AUFFERMANN
TAHAR BEN JELLOUN: Das Schweigen des Lichts. Roman. Aus dem Französischen von Christiane Kayser. Berlin Verlag 2001. 251 Seiten. 19.90 Euro.
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