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Das Schaf ist überall - auf allen Kontinenten und in allen Religionen. Es steht am Beginn der Zivilisation und Sesshaftwerdung, nährt und wärmt, wird geschlachtet, geschächtet, geopfert und verehrt. Seit mehr als 10.000 Jahren züchtet der Mensch das Schaf. Es ist das geduldige "Lamm Gottes". Es ist der machtvolle Herrscher auf dem Thron der Apokalypse. Der "gute Hirte" weidet seine Schafe, und jungen Schafhirtinnen erscheint die Madonna. Das Schaf nährt und wärmt uns, gibt Wolle, Fleisch, Milch, Loden, Filz, Mist und Lanolin. In der bukolischen Schäferdichtung wird das Schaf hymnisch besungen.…mehr

Produktbeschreibung
Das Schaf ist überall - auf allen Kontinenten und in allen Religionen. Es steht am Beginn der Zivilisation und Sesshaftwerdung, nährt und wärmt, wird geschlachtet, geschächtet, geopfert und verehrt. Seit mehr als 10.000 Jahren züchtet der Mensch das Schaf. Es ist das geduldige "Lamm Gottes". Es ist der machtvolle Herrscher auf dem Thron der Apokalypse. Der "gute Hirte" weidet seine Schafe, und jungen Schafhirtinnen erscheint die Madonna. Das Schaf nährt und wärmt uns, gibt Wolle, Fleisch, Milch, Loden, Filz, Mist und Lanolin. In der bukolischen Schäferdichtung wird das Schaf hymnisch besungen. Pastorellen, Madrigale, weihnachtliche Hirten- und Krippenlieder sind wichtiger und klingender Teil der Kultur. Am Himmel zählen wir die "Schäfchenwolken". Außenseiter nennen wir "Schwarzes Schaf". Wir halten "Schäferstündchen", suchen Schutz gegen die "Schafskälte" und sind allesamt "lammfromm". Dann bringen wir "unsere Schäfchen ins Trockene" und vertreiben schließlich den "Wolf im Schafspelz".
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.11.2010

Lektor, bleib bei deinen Schafen!

Eine Kulturgeschichte des Schafes verspricht das vorliegende Buch, dessen Themenspektrum von den Ursprüngen dieses seit rund zehntausend Jahren gezüchteten "Haustiers der Urgemeinschaft" über seine Rolle in der Bibel, über Hirtentraditionen und Opferkult bis hin zu seinen Spuren in Musik und Dichtung reicht (Hans Haid: "Das Schaf". Eine Kulturgeschichte. Böhlau Verlag, Wien 2010. 278 S., Abb., geb., 24,90 [Euro]). Doch sein Verfasser sieht gewissermaßen die Herde vor lauter Schafen nicht. Er hat nämlich die enervierende Angewohnheit, Geschichten anzuerzählen und offenbar mittendrin zu vergessen, worauf er mit ihnen hinauswollte.

Exemplarisch zeigt der Abschnitt "Christliche Schutzheilige" das Problem. Er beginnt mit einer Feststellung, über die kein Lektor als guter Hirte gewacht hat: "In alten und ältesten Glaubensvorstellungen vermischen sich im Christentum geprägte Legenden über Schutzheilige." Da "älteste" Glaubensvorstellungen vorchristlich sein müssen, scheinen sie dieser Formulierung zufolge in seherischer Ahnung christliche Legenden vorweggenommen zu haben. Gemeint ist wohl das Gegenteil: In christliche Legenden über Hirtenpatrone werden ältere Sagenstoffe aufgenommen.

Was erfahren wir nun beispielsweise über den heiligen Bartholomäus? "Die Geschichte des Bartholomäus", beginnt der entsprechende Absatz, "geht auf vorchristliche Zeiten zurück." Siehe da. "Nach alten Legenden wurde ihm nach uralten Ritualen bei lebendigem Leibe die Haut abgezogen." Alte Legenden und uralte Rituale, die Zeitfolge macht Sinn. Aber was hat es mit der unschönen Praxis auf sich? "Das erinnert an vor allem in der Schweiz bekannte Sagen, dass einem Frevler, der sich aus Holz oder Käse eine Sennenpuppe gebastelt hat, mit der er ,Unzucht' treiben will, die Haut abgezogen wird." Oha. Nur wie und warum wird so einer heilig? "Im Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens gilt ein wichtiges und rätselhaftes Kapitel seinem Wirken und seiner Verehrung." Wichtig und rätselhaft - die Spannung steigt. Also? "Das erinnert an alte Kulte, die auch aus mexikanischen Kulturen überliefert sind."

Das erinnert, technisch gesprochen, langsam an eine Antiklimax. "Die Volksüberlieferung folgt dabei der Heiligenlegende und sie folgt auch der griechischen Mythologie." Oder an einen Schleuderkurs. "Ein wichtiges Element der bekannten Wallfahrt ,übers Steinerne Meer' von Maria Alm in Salzburg ist der beschwerliche Weg zum Heiligtum des heiligen Bartholomäus am Königssee." Beschwerlich ist er in der Tat, der Weg zu diesem Heiligen, und was noch schlimmer ist, er verläuft sich in den nebelverhangenen Klüften der Darstellung wie das verirrte Schaf, als das sich der Leser längst fühlt. "Diese ,Bartlmä-Wallfahrt' zum ,Heiligen ohne Kopf' birgt eine ganze Reihe bisher nicht geklärter Phänomene." Ende der Geschichte.

Und der Verlag muss sich fragen lassen, warum er dem Leser ein Buch zumutet, dessen Stringenz nicht einmal an einen Wikipedia-Artikel mittlerer Güte heranreicht. Werden die Manuskripte bei Böhlau einfach zum Druck durchgewunken? Besteht das Lektorat aus Schafsköpfen? Hier jedenfalls kräuselt sich noch dem lammfrommsten Leser die Wolle.

MICHAEL ADRIAN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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