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Martin Mosebach und der Maler Peter Schermuly (1927-2007) waren über 35 Jahre lang eng miteinander befreundet. In dieser Zeit hat Schermuly den Schriftsteller immer wieder gemalt. Der Büchner-Preisträger erzählt von diesen außergewöhnlichen Begegnungen, aus denen intensive Gespräche über Malerei, Wahrnehmung und künstlerische Praxis hervorgingen. Das Buch entführt den Leser in den Bilderkosmos Schermulys, entdeckt die Korrespondenzen im Schaffen der beiden Freunde und zeigt zugleich, wie aus dem einstigen Jurastudenten Mosebach der renommierte Schriftsteller wurde.

Produktbeschreibung
Martin Mosebach und der Maler Peter Schermuly (1927-2007) waren über 35 Jahre lang eng miteinander befreundet. In dieser Zeit hat Schermuly den Schriftsteller immer wieder gemalt. Der Büchner-Preisträger erzählt von diesen außergewöhnlichen Begegnungen, aus denen intensive Gespräche über Malerei, Wahrnehmung und künstlerische Praxis hervorgingen. Das Buch entführt den Leser in den Bilderkosmos Schermulys, entdeckt die Korrespondenzen im Schaffen der beiden Freunde und zeigt zugleich, wie aus dem einstigen Jurastudenten Mosebach der renommierte Schriftsteller wurde.

Autorenporträt
Martin Mosebach, geboren 1951 in Frankfurt am Main, war zunächst Jurist, dann wandte er sich dem Schreiben zu. Seit 1983 veröffentlicht er Romane, dazu Erzählungen, Gedichte, Libretti und Essays über Kunst und Literatur, über Reisen, über religiöse, historische und politische Themen. Dafür hat er zahlreiche Auszeichnungen und Preise erhalten, etwa den Heinrich-von-Kleist-Preis, den Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, den Georg-Büchner-Preis und die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt. Er ist Mitglied der Akademie für Sprache und Dichtung, der Deutschen Akademie der Künste in Berlin-Brandenburg sowie der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und lebt in Frankfurt am Main.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.07.2011

Das ist schon mehr als Fülle des Wohllauts
Martin Mosebachs Tage mit einem Maler – Kleine Festmusik zum sechzigsten Geburtstag des Schriftstellers
Von 1972 bis 2007, mehr als sein halbes Leben, war Martin Mosebach dem Maler Peter Schermuly (1927-2007) als Modell, Schüler, Gesprächspartner und Freund verbunden. Spätere Biographen Mosebachs mögen versuchen, den kaum berechenbaren Einfluss abzuschätzen, den eine so früh begonnene und so lang anhaltende Beziehung für die gesamte intellektuelle Statur des Schriftstellers bedeutete. Vorerst hat Mosebach, der an diesem Sonntag seinen sechzigsten Geburtstag feiert, sich und seinen Lesern ein brillantes Geschenk aus dieser Künstlerfreundschaft geformt: Einen nur diskret autobiographisch grundierten, dafür alle Aspekte des Themas ansprechenden Traktat über Malerei, über ihre Geschichte, Techniken, Stile, Farben, Formen, Kompositionen von den Mumienporträts im ägyptischen Fayum bis ins 20. Jahrhundert.
Natürlich hat auch dieses Büchlein eine historische Form: Es sind Gesprächserinnerungen, die nicht chronologisch, sondern nach Sachthemen geordnet, dabei aber oft szenisch-mündlich ausgestaltet sind, sokratische Lehrstunden, bei denen ein gelehriger, mit Begriffen, Beschreibungen und Überlegungen virtuos hantierender Schüler die praktischen, idiosynkratisch-knorrigen, unentwegt Einfälle und Wahrnehmungen hervorsprudelnden Launen, Überlegungen und Maßgaben seines Meisters in eine Art System bringt. Platonische Dialoge über Kunst und ihre Bedingungen im späten 20. Jahrhundert also.
Dass diese Gespräche oft während Porträtsitzungen stattgefunden haben, gibt ihnen eine Spannung, die an ihre altgriechischen Vorbilder erinnert. Denn Schermuly legte Wert darauf, dass seine Modelle während der Sitzungen nicht „verfielen“, dass sie sich nicht gehenließen und entspannten, als säßen sie beim Friseur; ihre Präsenz durfte der Konzentration des Malers nicht nachstehen. Und er tat einiges dafür, sie auf Hochspannung zu halten, mit Worten, Wein und Musik, mit offenbar unentwegt produzierten komischen und absurden Einfällen, einem sinnlich-intellektuellen Embarras de Richesse, der Mosebach-Lesern und -Freunden nur allzu vertraut vorkommt.
Sollte die hier produzierte Verbindung von Metier und Spaß tatsächlich Schermulys Erfindung sein, dann hätte er sich auch ein unschätzbares Verdienst um die deutsche Literatur erworben, denn sie trägt Martin Mosebachs ausgebreitete ästhetische Essayistik; und sie gehört auch in den reflexiven Untergrund von Mosebachs Romanen, deren Vergegenwärtigung heutiger Gesellschaft ohne das Medium einer detailversessenen, konkreten, dabei phantastisch ausgreifenden Ästhetik nicht vorstellbar wäre. Vom Rot sagt Schermuly, der nach abstrakten Anfängen zur Gegenständlichkeit überging, dass es bei jedem Gegenstand anders werde, beim Apfel, auf einem Blechschild, im Lippenstift, bei einer Fahne, beim Blut oder auf einem Buchdeckel, selbst wenn es die gleiche Menge an Pigment enthielte – es ist also die Farbe selbst, die wieder zu gegenständlicher Malerei ruft.
Es ist dieser Übergangspunkt zwischen der Wirklichkeit und den künstlerischen Formen und Materialien, den Martin Mosebach wie kein zweiter deutscher Schriftsteller in Sprache übersetzen kann. Hier liegt ein wichtiges Geheimnis eines Stils, der es mit dem Hässlichsten aufnimmt, um es sieghaft zu etwas Schönem zu machen, und sei es durch schiere Gelenkigkeit. Und als genüge ihm die Malerei nicht, bringt dieses Büchlein am Ende noch eine Musikbeschreibung. Denn Mosebachs Vater, der sich in seinem sechzigsten Lebensjahr ebenfalls von Schermuly malen ließ, teilte wenige von dessen romantischen Musikinteressen – er wollte während der Sitzungen Bach hören.
Auch das hatte Schermuly im Vorrat, wenn auch in Interpretationen Alfred Cortots, eines eher romantisierenden Künstlers. Aber welche Überraschung: „Cortot lockte die Fremdartigkeit der Barockmusik gegenüber dem nachbeethovenschen Zeitalter in unüberbietbarer Kühnheit hervor. Er verwandelte das Bach’sche Konzert in ein melodisches Tosen, es war, als lausche man dem empörten Summen und Brummen gefangener Maikäfer in einer Pappschachtel. Tumultuarische Musik, der eine darunter weglaufende harte Rhythmik kaum Herr wurde. Dazwischen wie mit stählernem Hackmesser das Klaviersolo, den Aufstand der Elemente, die bedrohlich aufgeladene Musikwolke mit pedantischer Härte zerteilend.“ Das ist schon mehr als Fülle des Wohllauts, das ist Sprache von Martin Mosebach. GUSTAV SEIBT
MARTIN MOSEBACH: Das Rot des Apfels. Tage mit einem Maler. Zu Klampen Verlag, Springe 2011. 144 Seiten, Abb., 24,00 Euro.
Bei den Porträtsitzungen
sollten die Modelle sich nicht
gehenlassen wie beim Friseur
Die Gespräche zwischen
dem Maler und dem Dichter
waren sokratische Lehrstunden
Martin Mosebach 1981 als „Der schweifende Dichter“ Abb.: zu Klampen
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Gustav Seibts Rezension dieses Bandes erscheint am sechzigsten Geburtstag des Autors: So wird sie etwas wie ein Lobpreis und Ständchen. Im Zentrum des Buchs, das ein an literarischen Preziosen reicher Erinnerungstext und ein Essay ist, steht ein vor wenigen Jahren verstorbener Freund Martin Mosebachs, der als gegenständlicher Maler außerhalb der Zeitmoden stehende Peter Schermuly. Mosebach saß Schermuly Modell und schreibt auch darüber: Stets forderte Schermuly die Aufmerksamkeit des Porträtierte und verstand es, sie mit einem "Embarras de richesse" von "Worten, Wein und Musik" (Seibt) nie erlahmen zu lassen. Freilich ist dieser Band weniger persönliche Erinnerung, so der Rezensent, als selbst Reflexion über Geschichte und Theorie der Malerei. Die Bewunderung Seibts für den Autor ist nicht nur da nicht überhörbar, wo er einzelne Formulierungen mit Entzücken zitiert. Triumphe der Schönheit entdeckt er in ähnlicher Weise beim Maler wie seinem Modell, das nun über ihn schreibt.

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