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Hohe Scheidungsraten, verwahrloste Kinder, gewaltbereite Jugendliche, all das ist kein Zufall. Mittlerweile wird uns bewusst, dass eine Gesellschaft, die ihre sozialen Werte verliert, auf Dauer nicht funktionieren kann. Mit dem Prinzip Arche Noah knüpft Eva Herman engagiert an die Leitdebatten der Gegenwart an. Sie trägt die Fakten zusammen, erläutert die Diagnosen, und sie entwickelt Perspektiven einer Überlebensstrategie, die den Menschen und seine Bedürfnisse nach Orientierung, Verlässlichkeit und Liebe ernst nimmt. Denn Familie ist weit mehr als nur eine tradierte Form des Zusammenlebens…mehr

Produktbeschreibung
Hohe Scheidungsraten, verwahrloste Kinder, gewaltbereite Jugendliche, all das ist kein Zufall. Mittlerweile wird uns bewusst, dass eine Gesellschaft, die ihre sozialen Werte verliert, auf Dauer nicht funktionieren kann. Mit dem Prinzip Arche Noah knüpft Eva Herman engagiert an die Leitdebatten der Gegenwart an. Sie trägt die Fakten zusammen, erläutert die Diagnosen, und sie entwickelt Perspektiven einer Überlebensstrategie, die den Menschen und seine Bedürfnisse nach Orientierung, Verlässlichkeit und Liebe ernst nimmt. Denn Familie ist weit mehr als nur eine tradierte Form des Zusammenlebens sie ist der soziale Kitt unserer Gesellschaft, ohne den wir verarmen werden.
Autorenporträt
Eva Herman ist als Tagesschau-Sprecherin und Talkshow-Moderatorin einem Millionen-Publikum bekannt. Zuletzt erschienen von ihr VOM GLÜCK DES STILLENS, MEIN KIND SCHLÄFT DURCH und FERNSEH-FRAUEN IN DEUTSCHLAND.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.09.2007

Die Frau, die Männern helfen will
Eva Herman offenbart noch mehr absurdes Gedankengut

"Ein Mann muss täglich neu spüren, dass er in unseren Augen ein Held ist und unser Vertrauen in ihn grenzenlos."

Aber das Seltsamste an Eva Hermans neuem Buch ist vielleicht ihr Männerbild. Hier kommt es: "Die Frage lautet: Was tut ein Junge am allermeisten und am allerliebsten? Richtig: Er kämpft. Gegen Außerirdische, gegen Cowboys und Ninjas, gegen wilde Tiere und Drachen, gegen Ungerechtigkeiten, gegen die Lehrer und Klassenkameraden. Er gründet Banden, entwickelt Überlebensstrategien und rettet sich und seine Meute immer wieder heldenhaft aus allen Gefahren. Und er kämpft nicht nur gegen Feinde und Phantome, sondern auch für seine Träume, seine Pläne und für die Prinzessin, die er mit dem Schwert vom bösen Drachen befreien, heimführen und heiraten will. Das klingt einfach, sehr einfach, doch ich bin davon überzeugt: Mehr ist es nicht, was wir wissen müssen, um einen Mann zu verstehen." Wir - damit meint Eva Hermann nicht weniger als alle Frauen, für die sie sprechen zu müssen glaubt. Denn wir, wir Frauen, wie Eva Herman sie sieht, wir haben viel falsch gemacht mit den Männern, haben sie, letztlich, entmannt. Und wie alle Sachbuchautoren, deren Argumentation dünn ist, führt sie allerhand Fallbeispiele aus ihrem Bekanntenkreis an, die genauso gut erfunden sein könnten. Erst neulich habe ihre Freundin Hella angerufen, schreibt Herman (Hella: lukrativer Job in einer Werbeagentur, Mann Axel: Hausmann). Diese Hella hätte es sich mittlerweile zur Gewohnheit gemacht, hinter Axels Rücken über ihn zu spotten. ",Der kriegt nichts mehr auf die Reihe', höhnte sie", schreibt Herman über ihre vermeintliche Freundin. Weiter Hella: ",Wenn ich spätabends nach Hause komme, zählt nur noch die Playstation. Gespräche führen wir schon lange nicht mehr. Wieso auch? Er hat nichts zu erzählen, und von meinen Erfolgen will er nichts wissen, weil er dann eifersüchtig ist. Der Arme.'" An dieser Stelle schaltet sich Eva Herman ein: ",Hast du mal darüber nachgedacht, dass du so lange an Axel herumerzogen hast, bis nichts mehr von ihm übrig blieb?', wagte ich zu sagen. Eine Weile hörte ich nichts als Schweigen." Nutzen wir das, uns kurz zu sammeln. Axel ist also der Jammerlappen, der er ist ("aus dem einst temperamentvollen, selbstbewussten Kerl ist inzwischen ein stiller, verhaltener Mann geworden, der gebrochen wirkt"), allein aus Hellas Verschulden geworden? Weil sie ihn "umerzogen" hat?

Dabei hat Herman gegen die klassische Verbindung Mann-Frau grundsätzlich eigentlich nichts einzuwenden. "Die Entwicklung zur Paarbeziehung hin war eine große Chance, das Zusammenleben von Männern und Frauen vielfältig zu gestalten", gesteht sie der Menschheit zu. Jedoch: "Es funktionierte so lange, wie Frauen anerkannten, dass im Mann noch das Erbe des Jägers steckte. Erst als sie anfingen, den Mann zum Haustier zu degradieren, begannen die Probleme." Probleme stecken auch in dieser Beweisführung, denn 2.) müsste sich jemand auch degradieren lassen. Und 1.) Haustier?

Eva Herman, die als Feindbild die Feministin ausmacht, die sie als pausenlos über ihre sexuellen Bedürfnisse diskutierende, herrische, blöde Kuh mit lukrativem Job darstellt (vgl. deutsche Komödien aus den achtziger Jahren), sieht sich als Verbündete, als Beschützerin des Mannes. Sie will ihm, den sie dem Wesen nach als schwach und wehrlos zeichnet, zur Seite stehen, will ihm helfen gegen die Unterdrückung und Entmachtung durch die Frau. Dafür hat sie jetzt schon zwei Bücher geschrieben. Für den Mann. An die Frau. Und ihre Lösung für so ziemlich jedes Problem auf der Welt (ja, sie spricht in diesem Zusammenhang wirklich von "Welt retten") sieht so aus: "Ein Mann muss wissen, dass er für uns Mann sein darf, besser noch: ein Mann sein soll. Er muss erkennen, dass wir ihm eine gewisse Macht zugestehen, jenseits simpler Unterdrückung, er muss täglich neu spüren, dass er in unseren Augen ein Held, ein ganzer Kerl ist und dass unser Vertrauen in ihn grenzenlos ist. Wenn es uns Frauen gelingt, den Männern dieses Gefühl sicher zu vermitteln, haben wir eine Chance auf gelungene Beziehungen und stabile Familien." Wie aber schaffen wir das, wie vermitteln wir den Männern sicher dieses Gefühl, wie retten wir den Fortbestand der Welt? "Geben wir den Männern unsere Unterstützung, unser Verständnis und unsere Liebe und führen sie durch die unsichtbare Welt der Empfindungen, ohne dass sie es bemerken, dann werden wir Erfolg haben." Wohlgemerkt: ohne dass sie es bemerken. Aber zum Glück hält Eva Herman Männer ja für so herzlich doof, dass das bestimmt ein Kinderspiel ist.

JOHANNA ADORJÁN

Eva Herman: "Das Prinzip Arche Noah". Pendo-Verlag, 200 Seiten, 18 Euro

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