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Unter dem Schlagwort "Das Neue Frankfurt" wurde in Frankfurt am Main zwischen 1925 und 1932 eines der international wichtigsten und ambitioniertesten Stadterneuerungsprojekte der Klassischen Moderne umgesetzt. Geplant vom Magistrat und koordiniert von den Architekten Ernst May und Martin Elsässer umfasste es neben Wohn- und Siedlungskomplexen auch Schulen, Krankenhäuser, Verwaltungs- oder Sakralbauten, darunter Ikonen der Architektur wie die Großmarkthalle (dem heutigen Sitz der Europäischen Zentralbank). Die Publikation präsentiert die bedeutendsten Bauwerke des "Neuen Frankfurt", schildert…mehr

Produktbeschreibung
Unter dem Schlagwort "Das Neue Frankfurt" wurde in Frankfurt am Main zwischen 1925 und 1932 eines der international wichtigsten und ambitioniertesten Stadterneuerungsprojekte der Klassischen Moderne umgesetzt. Geplant vom Magistrat und koordiniert von den Architekten Ernst May und Martin Elsässer umfasste es neben Wohn- und Siedlungskomplexen auch Schulen, Krankenhäuser, Verwaltungs- oder Sakralbauten, darunter Ikonen der Architektur wie die Großmarkthalle (dem heutigen Sitz der Europäischen Zentralbank). Die Publikation präsentiert die bedeutendsten Bauwerke des "Neuen Frankfurt", schildert die sozialpolitischen Hintergründe, stellt die Protagonisten vor und erläutert ihr Schaffen im Kontext der Moderne. Der Autor, ein renommierter Kenner des "Neuen Bauens", bereitet das Thema wissenschaftlich und zugleich anschaulich auf. Somit ist das Buch nicht nur ein idealer Reisebegleiter, sondern eignet sich auch als leicht zugängliche Einführung in ein vielschichtiges und spannendes Thema
Autorenporträt
Idealer Reisebegleiter für Streifzüge durch das Neue Frankfurt.
Einführung in ein vielschichtiges Thema der Architekturgeschichte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.06.2016

Vom Neuen für das Künftige lernen
Handreichung für aktuelle Debatten: Welzbacher sagt mit wenigen Worten das Wesentliche

Das "Neue Frankfurt" ist längst Geschichte. Zwei neue Publikationen zeugen vom ungebrochenen Interesse an jener Epoche, in der die Stadt mit Macht in die Moderne aufbrach. Wir stellen eine Überblicksdarstellung und ein biographisches Nachschlagewerk vor. Planungspolitikern dringend zur Lektüre empfohlen.

Es ist etwas außerordentlich Erfreuliches zu vermelden: ein historiographisches Buch, das schmal und preiswert ist, verständlich geschrieben dazu, aber inhaltlich keineswegs dürftig ausfällt. Autor ist der Publizist Christian Welzbacher. Auf 96 Seiten bietet er eine kurze, reich bebilderte Geschichte des "Neuen Frankfurt".

Warum die Kürze wichtig ist? Weil die aktuellen Debatten über die Schaffung von preiswertem Wohnraum nicht ohne Kenntnis jenes Stadterneuerungsprojekts, das von 1925 bis 1932 Frankfurt tiefgreifend veränderte und in der ganzen Fachwelt wahrgenommen wurde, geführt werden sollten. Und weil nun niemand mehr behaupten darf, er könne sich nicht binnen kurzer Zeit mit allen wichtigen Aspekten vertraut machen.

Auch in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts stand die Stadt vor einer großen Herausforderung. Es galt, zügig preiswerten Wohnraum zu schaffen, und zwar im großen Stil. Unter dem bedeutenden Oberbürgermeister Ludwig Landmann wurde ein gewaltiges Programm aufgelegt. Das liberale Stadtoberhaupt und sein Kämmerer Bruno Asch verfolgten eine komplexe Finanzierungsstrategie: Kommunale Gesellschaften, Genossenschaften und private Baugesellschaften wurden beteiligt, die Kommune gewährte Zuschüsse und Kredite, vom Reich kamen Einnahmen aus der Hauszinssteuer.

Binnen weniger Jahre entstanden zwischen 12 000 und 16 000 neue Wohnungen, die Zahlen schwanken. Rechnet man konservativ vier Bewohner je Einheit, dann wurde für etwa 50 000 Frankfurter eine neue Unterkunft errichtet, zumeist in Trabantenstädten außerhalb der bisherigen Bebauung. Etwa ein Zehntel der Bevölkerung lebte demnach in Wohnungen, die einem radikal modernen Gestaltungsideal entsprachen. Was nicht verhinderte, dass die Nazis auch in diesen Siedlungen viele Anhänger fanden, wie ein Foto von einem Aufmarsch der SA am 1. Mai 1933 in Westhausen zeigt.

Welzbacher idealisiert die Protagonisten des "Neuen Bauens" nicht. Er weist auf die Gefahren der Typisierung hin: Zweckoptimierung und Rationalisierung von Grundrissen und Einrichtungsgegenständen bringen nicht zwangsläufig eine Befreiung des Menschen mit sich, sondern können auf eine Zurichtung der Bewohner nach den pädagogischen Idealen der Architekten hinauslaufen. Der Autor nennt das die "monströse Kehrseite der Moderne". Am wenigsten gefährdet war in dieser Hinsicht Martin Elsaesser: Seine Entwürfe hatten etwas Malerisches, er arbeitete mit historischen Formen.

Welzbacher weist auch darauf hin, dass die späteren Siedlungen die architektonische Qualität der früheren Anlagen vermissen lassen. Um 1930 herum war das Geld schon ausgegangen; die Baukosten konnten nur niedrig gehalten werden, indem auf jeglichen gestalterischen, architektonischen und städtebaulichen Anspruch verzichtet wurde. Westhausen erinnerte, bevor es eingewachsen war, aus der Ferne an eine Lagerstadt. Das Spielerische, das die "Zick-Zack-Hausen" genannte Siedlung Bruchfeldstraße auszeichnete, die schwungvolle Eleganz der Kopfbauten der Römerstadt, und die beinahe opulente Detaillierung der Großmarkthalle waren dem "Neuen Frankfurt" da schon ausgetrieben worden.

Der Autor räumt auch auf mit der Vorstellung, die Siedlungen hätten vor allem Geringverdiener mit Wohnraum versorgt. In den meisten Siedlungen waren die Mieten so hoch, dass sie eher für die aufstrebende untere Mittelschicht der Angestellten in Frage kamen.

Ausweisung von Trabantenstädten, serielles Bauen, Baukostensteigerung, Finanzierungsfragen: Die Bezüge zu unserer Gegenwart drängen sich auf, die Herausforderungen sind altbekannt. Wer die Geschichte kennt, hat deshalb noch keine Lösungen. Er erhält aber ein paar Anregungen.

MATTHIAS ALEXANDER

Christian Welzbacher: "Das neue Frankfurt", Deutscher Kunstverlag 2016, 96 Seiten, acht Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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