Marktplatzangebote
4 Angebote ab € 2,90 €
  • Broschiertes Buch

Wie unsere Väter wurden, was wir sind. Biographischer Roman über das Leben des berühmt-berüchtigten Schriftstellers Arnolt Bronnen. Ein Brief, in dem der zwanzig Jahre jüngere Bruder sie um Hilfe bittet, wird für Barbara Bronnen zum Anlaß, mit ihm auf die Suche nach ihrem berühmt-berüchtigten Vater zu gehen. Andreas und sein Sohn Mathias sehen sich von den Beschuldigungen und Verleumdungen einer selbstgerechten Nachwelt in Haft genommen für einen Vater, von dem sie nichts wissen. Die Schwester soll helfen. So kommt es zu einer Winterreise durch Polen und Deutschland, bei der Andreas und…mehr

Produktbeschreibung
Wie unsere Väter wurden, was wir sind. Biographischer Roman über das Leben des berühmt-berüchtigten Schriftstellers Arnolt Bronnen.
Ein Brief, in dem der zwanzig Jahre jüngere Bruder sie um Hilfe bittet, wird für Barbara Bronnen zum Anlaß, mit ihm auf die Suche nach ihrem berühmt-berüchtigten Vater zu gehen. Andreas und sein Sohn Mathias sehen sich von den Beschuldigungen und Verleumdungen einer selbstgerechten Nachwelt in Haft genommen für einen Vater, von dem sie nichts wissen. Die Schwester soll helfen. So kommt es zu einer Winterreise durch Polen und Deutschland, bei der Andreas und Barbara Bronnen die Lebenssprünge ihres Vaters verfolgen. Auschwitz, Annaberg, Ostdeutschland und natürlich Berlin sind die Stationen einer Suche, die Stück für Stück das fast unglaubliche Leben des Schriftstellers Arnolt Bronnen enthüllt. War er der Sohn eines jüdischen Vaters? Oder stimmt die abenteuerliche Geschichte vom Seitensprung seiner Mutter? Wie brachte er es fertig, ein enger Freund vonBer t Brecht zu sein und gleichzeitig eine Geliebte mit Goebbels zu teilen? Wie wurde er Widerstandskämpfer in einem kleinen österreichischen Dorf? Was trieb ihn schließlich zum Kommunismus? Wer holte ihn in die DDR? Barbara Bronnen zeichnet in diesem sehr persönlichen Roman das faszinierende Bild eines Menschen, der die Widersprüche seiner Zeit in sich vereinte und zwei mörderische Ideologien durchlebte. Und wie bei ihrem Bruder Andreas wird diese Geschichte auch beim Leser Teilnahme, Wut und Lachen, aber vielleicht auch eine gewisse Befreiung hervorrufen.
Autorenporträt
Barbara Bronnen, geb. in Berlin, aufgewachsen in Österreich, studierte Germanistik und Philosophie in München, wo sie als freie Autorin lebt. Sie hat zahlreiche Romane, Erzählungen, Essays und Features veröffentlicht.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.02.2001

Eine Fahndung nach den Ahnen
Zu viel geiler Sound? Barbara Bronnen ist in ihrem neuen Buch mit Bruder und BMW auf den Spuren des Vaters Arnolt
In den Siebzigern trugen Peter Härtling, Christoph Meckel, Ruth Rehmann den toten Vätern ihre verstörte Liebe nach, Bernward Vesper den Hass: Vätern, die hin- und schnell wieder weggeschaut hatten in finsterer Zeit, oder diese vergoldeten bis zuletzt, schuldig durch Handeln, durch Schweigen. Barbara Bronnen setzte vorsichtig nach mit dem Roman Die Tochter” und einem Film über ihren Vater „Auf der Suche nach A. B. – Schriftsteller Arnolt Bronnen”.
Ein besonderer Fall: Arnolt Bronnen war nicht einfach nur sehr braun oder sehr rot, er war alles und das nicht nur aus ideologischer Verblendung, sondern aus Machthunger und auf Kosten des Anstands. (Aus einem Prozess, angestrengt gegen die Erzeugerrolle des jüdischen Vaters Ferdinand Bronner durch eines arischen Fehltritts der Mutter 1938, kann man kaum respektabel hervorgehen. ) Als Dramatiker war er in den frühen Zwanzigern tonangebend, und in der DDR wäre er es gern wieder geworden.
Jetzt, da der Kalte Krieg vorbei ist, will die Tochter (62) sich noch einmal auf die Suche machen nach dem Vater, schon weil der kleine Bruder Andreas (42 Jahre alt und kurz vor des Vaters Tod geboren als dessen Erlösung von der Sohnesrolle) den Vater sehen will, wie er war.
Eine hübsche Idee: Vater Bronnens Markenzeichen auf vielen Fotografien, sein bläulich-kaltes Monokel, dient wie Gullivers Taschenfernrohr der rechten Perspektive auf dieser Zeitreise, in der die ungleichen Geschwister nun im strahlend weißen BMW kreuz und quer durch das alte Europa und die Jahrzehnte „brettern”. Erste Station ist Oswieçim (Auschwitz), wo der Großvater Bronnen als schlauer Schuljunge vom Ausbruch aus der engen Judenwelt träumte. Und nach Wien und ins Zwanzigerjahre-Berlin, an die Erste-Weltkriegsfront, nach Bad Goisern, nach Bautzen und Berlin-Ost.
Auf ein solches Romankonzept ließe man sich gern ein, müsste man nicht dem „geilen Sound” der Reisenden zuhören, diesem Protz von Bruder, einem Typ, aufgewachsen in der DDR-Nische der Intelligenzija mit ein paar subversiven Allüren, einem winselnden Macho, der, wo er auch absteigt, „unheimlich süße, niedliche Püppchen beäugt”, von seinem „heißen Ding, das Du reiten darfst, Schwesterherz, MZ zwuhundertfuffzich, Baureihe TS” schwärmt, mit „Uff! Paff! Wow” von der Frühjahrsoffensive 85 im Iran erzählt, ja, wie der Vater so der Sohn.
In der Suite im neuen Adlon in Berlin und im Weimarer Elephanten steigt man ab und das „Schwesterherz”, „sisterhood” wickelt ihn derweil in große leere Phrasen über die Ideologien des Jahrhunderts, über „die gesellschaftliche Mitgestaltung des Einzelnen”, über Kommunismus und Kapitalismus, über „die wirbelnden Strukturen dieses Vater-Lebens”. Zuhause angekommen an Vaters letzter Station bei seinem Bemühen, dazuzugehören, in Ostberlins ehemaligem Intelligenzviertel Niederschönhausen, prosten sich die beiden Zeitreisenden zu: „Auf den KP-Kickstart des Herrn Papa zum letzten geriatrischen Tapetenwechsel! Uff! Uff! Hat er wirklich geglaubt, der Sozialismus würde halten, was er sich von den Nazis vergeblich versprach?” Wenn diese Andreas-Figur nicht derart pseudo-zeitgeistig und infantil angelegt wäre, vielleicht hätte dann diese Spurensuche die Chance gehabt, ihren hochgeschraubten Anspruch unterhaltend einzulösen.
Vielleicht, dass die nächste Generation auf unbefangenere Weise verstehen wird? Andreas’ 16jähriger Sohn kommentiert das Unternehmen „Ahnen-Fahndung”: „Wenn’s mir auch fernliegt, so abgefucktes Zeug wie ’ne Ideologie in meinem Hirn zu wälzen – ein bißchen neugierig war ich doch. Und wenn er auch am Ende immer der Gelackmeierte war – ist unser Leben dagegen nicht ein bißchen beschissen? Der hat doch die Geschichte ganz schön aufgemischt. ' Fazit: „Es gibt keinen gemeinsamen Rückgriff auf die Geschichte. ”
HILTRUD HÄNTZSCHEL
BARBARA BRONNEN: Das Monokel. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2000. 375 Seiten. 32 Mark
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr
Die genaue und sinnliche Darstellung dieser hundert Jahre (1895-2000) ist der Autorin so gelungen, dass sich auch die oft nachhinkende Literaturgeschichte mit diesem Roman befassen muss. 'Radio Bremen Zwei'

"'Die Lügen dieses Jahrhunderts fangen schon vor dem Leben an', kommentiert Barbara Bronnen die eine von vielen abstrusen Episoden aus der Biographie Arnolt Bronnens. So wie sie jetzt in diesem Roman nacherzählt wird, ist eine spannende Spurensuche daraus geworden, die im Grunde die absurde Geschichte des 20. Jahrhunderts gleich miterzählt." 'Bayerische Staatszeitung'

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

"Nach Hiltrud Häntzschel hat die Autorin hier eine Chance vertan, "ihren hochgeschraubten Anspruch unterhaltend einzulösen". Vom Konzept dieses Romans zeigt sich die Rezensentin zwar durchaus angetan, doch was sie am meisten an diesem Buch stört, ist der flockige Jargon der beiden Reisenden, der `geile Sound`. Häntzschel zitiert dafür einige einleuchtende Beispiele, etwa wenn Barbara Bronnens Bruder Andreas von `unheimlich süßen, niedlichen Püppchen` redet oder den Krieg im Iran 1985 mit `Uff! Paff! Wow!` kommentiert. Auch die "großen leeren Phrasen über die Ideologien des Jahrhunderts", die während der Reise im Übermaß geäußert würden, treffen in keinster Weise den Geschmack der Rezensentin. Doch besonders genervt zeigt sie sich von der "pseudozeitgeistig und infantil angelegten" Figur des Andreas - obwohl man ihrer Rezension entnehmen kann, dass die übrigen Personen in ihrem Urteil nicht wesentlich besser abschneiden.

© Perlentaucher Medien GmbH"