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Was ist das Maß des Menschen? Wo liegt der archimedische Bezugspunkt, der es uns möglich macht, Maß zu nehmen? Traditionell dienen uns Begriffe als Maßstäbe und Orientierungshilfen. Die klassischen Antworten lauten, Maßstab sei der Kosmos, dessen kleine Form, oder Gott, dessen Ebenbild wir sind. Seit dem 18. Jahrhundert setzt sich die Ansicht durch, daß es sich um die Natur handle, deren Summe oder geschichtlicher Endpunkt wir Menschen sind. Dem entgegen steht die Vorstellung, daß der Mensch sich selbst in der Kultur als Summe seiner schöpferischen Leistungen einen Maßstab schafft. Gerald…mehr

Produktbeschreibung
Was ist das Maß des Menschen? Wo liegt der archimedische Bezugspunkt, der es uns möglich macht, Maß zu nehmen? Traditionell dienen uns Begriffe als Maßstäbe und Orientierungshilfen. Die klassischen Antworten lauten, Maßstab sei der Kosmos, dessen kleine Form, oder Gott, dessen Ebenbild wir sind. Seit dem 18. Jahrhundert setzt sich die Ansicht durch, daß es sich um die Natur handle, deren Summe oder geschichtlicher Endpunkt wir Menschen sind. Dem entgegen steht die Vorstellung, daß der Mensch sich selbst in der Kultur als Summe seiner schöpferischen Leistungen einen Maßstab schafft. Gerald Hartung zeigt, daß diese Ansichten nicht nur verschiedene Epochen der Geistesgeschichte repräsentieren, sondern durchaus gleichzeitig möglich sind. Dies Faktum ist einerseits Ausdruck einer Pluralisierung der Weltbilder, aber es ist andererseits auch das Resultat eines langfristigen Prozesses der Destabilisierung kultureller Leitvorstellungen.Diese Situation beherrscht die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, das unter dem Einfluß der Lehre Darwins dazu aufbricht, das 'Rätsel Mensch' zu lösen, und sich in weltanschaulichen Konflikten verstrickt. Hartung legt dar, daß die philosophische Anthropologie vor allem bei Scheler, Plessner, Gehlen und Hartmann den Versuch markiert, Darwins Einsichten und seine Methode zu akzeptieren - und doch nicht vor dem Problem der Sinndeutung menschlichen Lebens zu kapitulieren. Mit Cassirers Transformation der philosophischen Anthropologie in eine Philosophie der menschlichen Kultur gelangt die Geschichte der philosophischen Anthropologie in systematischer Hinsicht an ihr Ende. Die Aporien, die sich aus der These einer ontologischen Vorprägung (Wesen des Menschen) sowie durch die naturalistische Niveausenkung (Natur des Menschen) ergeben, sind in einer Funktionsanalyse des Menschseins und der kulturellen Existenz des Menschen aufgelöst. Als Aufgabe einer kulturphilosophisch gewendeten philosophischen Anthropologie verbleibt jedoch, der Fragenach dem Menschen einen Ort zu geben: Als demjenigen Wesen, das - wie Cassirer prägnant formuliert hat - um seine Endlichkeit weiß und in diesem Wissen seine Endlichkeit überwindet. 'Man is to be explained by humanity', so lautet die neue Antwort auf die Frage nach dem Maß des Menschen. In diesem Sinn erfüllt die Kulturphilosophie im Wissenschaftsdiskurs eine zentrale Funktion, denn sie reflektiert die Voraussetzungen und Methoden kulturwissenschaftlicher Forschungen, in denen der Umkreis der kulturellen Existenz des Menschen vermessen wird.
Autorenporträt
Gerald Hartung, geb. 1963, Promotion zum Dr. phil. 1994, mit einer Studie über Die Naturrechtsdebatte, hat als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der FU Berlin und dann am Institut für Kulturwissenschaften der Universität Leipzig gearbeitet, wo er auch als Privatdozent für Philosophie tätig war. Seit Oktober 2010 ist er Professor für Philosophie: Kulturphilosophie/ Ästhetik an der Bergischen Universität Wuppertal. Schwerpunkte seiner Arbeit sind die politische Philosophie und philosophische Anthropologie sowie die Geistesgeschichte des 17. bis 20. Jahrhunderts.