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Von Brody nach Lemberg und Wien, von dort weiter nach Berlin und schließlich nach Paris: Joseph Roth war zeitlebens unterwegs, auf der Suche nach Arbeit und Anregungen, auf der Flucht vor den Nazis. Und das im Wissen, nie wirklich ankommen zu können bei sich und in der Welt. "Ich wäre unwürdig des großen Glücks, ein Fremder zu sein, wenn ich noch länger bliebe", schreibt er im "Abschied vom Hotel", einem seiner berühmten Feuilletons. "Ich will hier heimisch sein, aber nicht zu Hause." Susanne Schaber beobachtet Joseph Roth in den Wartesälen und Vorzimmern des Lebens: ein Brevier übers…mehr

Produktbeschreibung
Von Brody nach Lemberg und Wien, von dort weiter nach Berlin und schließlich nach Paris: Joseph Roth war zeitlebens unterwegs, auf der Suche nach Arbeit und Anregungen, auf der Flucht vor den Nazis. Und das im Wissen, nie wirklich ankommen zu können bei sich und in der Welt. "Ich wäre unwürdig des großen Glücks, ein Fremder zu sein, wenn ich noch länger bliebe", schreibt er im "Abschied vom Hotel", einem seiner berühmten Feuilletons. "Ich will hier heimisch sein, aber nicht zu Hause." Susanne Schaber beobachtet Joseph Roth in den Wartesälen und Vorzimmern des Lebens: ein Brevier übers Aufbrechen und Unterwegssein und über die Kunst, sich dem Unbekannten zu stellen.
Autorenporträt
Roth, Joseph
Joseph Roth, geb. 1894 in Galizien als Sohn jüdischer Eltern, studierte Literaturwissenschaften in Wien und Lemberg. Teilnahme am Ersten Weltkrieg. Ab 1918 Journalist in Wien, dann Berlin, 1923-32 Korrespondent der Frankfurter Zeitung. 1933 Emigration nach Frankreich. Er starb 1939 im Alter von nur 45 Jahren in Paris.

Schaber, Susanne
Susanne Schaber wurde 1961 in Innsbruck geboren. Nach dem Studium der Germanistik und Anglistik arbeitete sie als Dramaturgin und Lektorin und lebt heute als Literaturkritikerin, Herausgeberin und Autorin in Wien. Veröffentlichungen u.a. für ORF, Neue Zürcher Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurter Rundschau. Ausstellungen in ganz Europa und zahlreiche Buchpublikationen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.01.2010

NEUE REISEBÜCHER

Für die Tasche Tief und oftmals schwermütig sind die Betrachtungen in der Textsammlung "Das Leben ist ein Wartesaal": Die Literaturkritikerin Susanne Schaber hat Zitate und Auszüge aus Joseph Roths Werken, journalistischer wie auch literarischer Natur, montiert, die das Reisen als inneren und äußeren Zwang des berühmten Schriftstellers und Reporters beschreiben. Durch äußere Umstände bedingt - seine Familie war über das weitreichende Territorium der k.u.k. Monarchie verteilt -, fuhr Roth häufig schon in jungen Jahren Bahn. Später wurde das zu seiner Passion, zum Erkennungszeichen dieses Feingeistes, der sich dem Alltag auf eisernen Schienen entzog: "Wenn man einen großen Schmerz hat, ist es gut, seinen Aufenthaltsort zu wechseln."

Das Warten auf den einfahrenden Zug gibt Roth (1894 bis 1939) immer wieder Gelegenheit, genau zu beobachten, was um ihn herum passiert. Statt sich hinter Büchern zu verstecken, versuchte er, Fernweh und Sehnsucht zu kartographieren, als wären sie Orte einer Landkarte, deren Grenzen schwer zu ziehen sind - manchmal schwerer als die alltäglichen, sozialen Grenzen: "Einmal war der Wartesaal ein Gefäß mit ewig wechselndem Inhalt. Er sog einen Strom Passagiere ein und spie ihn wieder auf dem Bahnsteige aus. Er roch süßlich nach Steinkohle und Lederkoffer, nach Abenteuer." Und später dann: "Um Mitternacht füllt er sich mit Menschen, die von Beruf heimatlos sind: Zigarrenrestesucher und Straßenmädchen und so."

Joseph Roth, der Reisejournalist, Romancier und Gelegenheitssucher, vermochte aus drei Koffern Gepäck mehr Heimat zu entnehmen als aus häuslicher Geborgenheit. Im Verlauf seines umtriebigen Lebens hat der Reporter immer wieder auch aus der Politik und der Gesellschaft berichtet, das Reisen aber hat ihm gleichsam Ohren und Augen geöffnet für das Moderne und Schöne - und auch für das Trostlose und Gewalttätige. "Die Menschen meiner Heimat haben ein gutes Gedächtnis, denn sie erinnern sich mit dem Herzen. Ich aber hätte sie beinahe vergessen, weil ich in den Ländern Westeuropas gelebt habe und noch lebe, in denen das Herz nichts ist und die Faust alles." Als Reisebegleiter zeigt Joseph Roth dem Leser, dass Unterwegssein immer auch genaues Hinsehen bedeutet.

mabu

Joseph Roth: "Das Leben ist ein Wartesaal", Insel Taschenbuch, 135 Seiten, 6 Euro

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