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Ein Roman um das kurze, ereignisreiche Leben eines Wunderkinds. Edwin Mullhouse, schon in sehr jungen Jahren Autor eines hochgelobten Romans, kommt im Alter von nur elf Jahren auf mysteriöse Weise ums Leben. Jeffrey Cartwright, seit dessen frühester Kindheit an Edwins Seite, beschließt, das kurze Leben des jungen Genies aufzuschreiben. Doch Jeffrey Cartwright ist selbst noch ein Kind, und mitunter ist in diesem Roman keineswegs klar, um wessen Genie es eigentlich geht.

Produktbeschreibung
Ein Roman um das kurze, ereignisreiche Leben eines Wunderkinds. Edwin Mullhouse, schon in sehr jungen Jahren Autor eines hochgelobten Romans, kommt im Alter von nur elf Jahren auf mysteriöse Weise ums Leben. Jeffrey Cartwright, seit dessen frühester Kindheit an Edwins Seite, beschließt, das kurze Leben des jungen Genies aufzuschreiben. Doch Jeffrey Cartwright ist selbst noch ein Kind, und mitunter ist in diesem Roman keineswegs klar, um wessen Genie es eigentlich geht.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.01.2000

Knospender Knirps
Steven Millhausers Roman vom Musensöhnchen Edwin Mullhouse
Steven Millhausers erster Roman, im Original schon 1972 erschienen, ist ein Liebhaberstück. Es gibt eine kleine Gemeinde von treuen, eingefleischten Fans, die der sonstigen konsequenten Nichtbeachtung des Buches tapfer Hohn sprechen. Später hat Millhauser den Pulitzer-Preis gewonnen, sein Debüt aber war von durchschlagender Erfolglosigkeit. Vielleicht würde es besser zu dieser eigenartigen Geschichte passen, wenn das so bliebe, vielleicht aber sollten wir das Buch jetzt endlich mal lesen.
Es geht um zwei Knirpse, die Literatur spielen, die in vollem und heiligem Ernst jenen Bedeutungsräumen hinterherjagen, die unglücklicherweise die Erwachsenen meinen, für sich reserviert zu haben. Es geht bei Literatur – und das wird hier, wo es wegen der juvenilen Protagonisten übertrieben erscheint, absolut deutlich – immer nur um Bedeutsamkeit (die immer dazu neigt, sich aufzublähen), aber das schadet ihr nicht, denn sie ist auch und vor allem ein großes Spiel.
„Zum Glück für die Literaturgeschichte waren an jenem strahlenden Augustmorgen meine Sinne für die Wichtigkeit des Ereignisses enorm aufgeschlossen”, schreibt Jeffrey Cartwright über das erste Zusammentreffen mit Edwin Mullhouse. Cartwright war zu jenem Zeitpunkt ein halbes Jahr alt, und Mullhouse war gerade geboren. Cartwright, wenn wir seinem Bericht denn trauen dürfen, war wegen des Zusammentreffens höchst gespannt, Mullhouse schlief dagegen unter einer „himmelblauen Decke mit einem sich wiederholenden Muster aus roten Äpfeln und gelben Birnen”. Mullhouse wird der Autor von „Cartoons” werden und Cartwright, der sich von Beginn an an des Dichters Seite befindet, sein Biograf. Dessen Buch lesen wir, wenn wir Millhausers Roman lesen, von den „Cartoons” können wir dagegen nur träumen.
Alles im Leben des kleinen Mullhouse läuft mit unerbittlicher Konsequenz auf die Dichterkarriere zu, angefangen vom differenzierten Blubbern mit drei Monaten, bis zu den ersten Dichtversuchen mit zweieinhalb Jahren, die „bemerkenswert wenig bemerkenswert” waren, oder dem Studium der Literaturgeschichte mit vier. Die hoffnungsvolle Karriere endet durch einen ominösen Selbstmord mit elf Jahren.
Das Buch wird erzählt, wie wenn es sich um eine Biografie einer in Würden alt gewordenen und zu großem Ansehen und Ehren gelangten Person handelte. Das ist im Gegensatz zu anderen Büchern dieser Gattung absolut nicht langweilig, denn im Gegensatz zu den Erwachsenenhöhenflügen haben die der Kinder einfach mehr Charme, sie sind genauso aufgeblasen, aber sie sind dabei nie bleiern, sondern immer keck und beschwingt. Und übertriebener als die weihevollen Selbstbeweihräucherungen der Erwachsenen wirken ihre Bemühungen auch nur auf den ersten Blick, hat man sich an diese Kinderperspektive einmal gewöhnt, erscheint sie ganz natürlich.
Cartwright erfüllt die Regeln seines Genres perfekt. Minuziös notiert er jede Kleinigkeit und macht sie als Einfluss auf das heranreifende Genie lesbar. Manche Schilderungen, etwa die eines Automatentrickfilms, die Liste von Edwins ersten Büchern und die Beschreibung seines Lieblingsbuches dürfte künftigen Historikern die lückenlose Rekonstruktion des Lebens von amerikanischen Jungs zur Jahrhundertmitte ermöglichen. Denn der junge Cartwright ist verliebt in die Beschreibung des Sichtbaren. Woanders würde das unbeholfen wirken, hier, durch den Kniff mit den beiden frühreifen Nachwuchsliteraten, wird es überzeugend. Da steckt in allem eine die Dinge um und um wendende Ironie, die das Lesen zum unausgesetzten Vergnügen macht. Und außerdem gibt es eine paar Sätze in diesem Buch, die in ihrer Mischung aus Naivität und Altklugheit schwer zu übertreffen sind. „Die Zeit verging. Darauf läuft es letztendlich hinaus, nehme ich an. ”
PETER MICHALZIK
STEVEN MILLHAUSER: Das kurze Leben des Edwin Mullhouse. Roman Aus dem Amerikan. von Hans Wolf. Claassen Verlag, München 1999. 382 S. , 44 Mark.
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