Ein Massaker ist ja nun nicht unbedingt das, was man seinen Kindern so als Lektüre vorsetzen möchte. Denn wie Katie Davies ganz richtig im Wörterbuch nachgeschlagen hat, bedeutet es Gemetzel, Blutbad, Massenmord. Das knallbunte Cover lässt aber eher auf einen lustigen, denn auf einen blutigen Inhalt
schließen. Und genau so ist es auch.
Anna soll nach den großen Ferien einen Aufsatz über ihr…mehrEin Massaker ist ja nun nicht unbedingt das, was man seinen Kindern so als Lektüre vorsetzen möchte. Denn wie Katie Davies ganz richtig im Wörterbuch nachgeschlagen hat, bedeutet es Gemetzel, Blutbad, Massenmord. Das knallbunte Cover lässt aber eher auf einen lustigen, denn auf einen blutigen Inhalt schließen. Und genau so ist es auch.
Anna soll nach den großen Ferien einen Aufsatz über ihr schönstes Ferienerlebnis schreiben. Dabei hat sie in den Ferien gar nichts wirklich schönes erlebt, denn die meiste Zeit war sie mit ihren Hamstern beschäftigt, bzw. mit dem Massaker an denselben, das sie mit ihrer Freundin Susanne aufzuklären versucht. Die Tierärztin bietet ihr zwar eine plausible Erklärung für das Blutbad in ihrem “Aquarium“, aber Anna ist nicht überzeugt. Zu viele Verdächtige tummeln sich auf ihrer Liste und die naheliegende Erklärung muss ja schließlich nicht immer die richtige sein!
Anna berichtet als Ich-Erzählerin von ihren Ferien. Bevor sie sich überhaut stolze Besitzerin zweier Zwerghamster nennen kann, muss sie allerhand Überzeugungsarbeit bei ihrer Mutter leisten. Die ist absolut gegen die kleinen Nager. Und durch ihre Oma erfährt Anna auch wieso. Ihre Mutter hat als kleines Mädchen aus Versehen einen Hamster umgebracht und seither will sie keinen mehr. “Die machen nur Ärger” ist ihr Standardspruch. Anna lässt sich jedoch nicht abschrecken und entwickelt die verrücktesten Pläne. Das ist nicht nur sehr witzig geschrieben, sondern auch sehr verständnisvoll. Sowohl für Kinder als auch für Eltern.
Die Autorin nimmt trotz allem Humor die Anliegen der Kinder ernst. Als das Kaninchen des kleinen Joe stirbt, vergräbt es sein Stiefvater einfach im Garten. Und Joe ist untröstlich, weil das Kaninchen doch so reinlich war und nun lauter Erde im Fell und in den Augen hat. Nur Anna und Susanne verstehen das. Und graben das Kaninchen heimlich wieder aus. Machen es sauber, basteln einen Sarg und beerdigen es noch einmal. Diesmal richtig, sogar mit kleiner Traueransprache. Auch wenn Joe sich mittlerweile mit einem neuen Kaninchen tröstet, war die Sache für die Kinder trotzdem wichtig.
Anna beschließt am Ende den lieben Gott um Hilfe zu bitten, denn der scheint als einziger bei ihrer Mama “das Sagen” zu haben. Kurzerhand zieht sie sich für ein inbrünstiges Vaterunser in den Gebetbuchschrank der Sonntagsschule zurück, aus dem sie dann mit Hilfe der halben Kirchengemeinde gerettet werden muss. Und scheinbar hatte Gott ein Einsehen. Denn als Anna von der Kirche zurückkommt, ist die zwar Oma gestorben aber die Mutter willigt ein, das sie einen Hamster bekommt. Als Trauerbewältigung für beide.
Katie Davies schreibt in einem Stil, der derzeit bei Kinder- und Jugendbüchern sehr beliebt ist. Lockere Umgangssprache, kurzer comicartiger Stil, skizzenhafte Illustration, unkomplizierter Wortschatz.
Ein Wermutstropfen ist allerdings der hohe Preis. Ein geübter Leser ab 8 Jahren braucht für diesen Schmöker wahrscheinlich nicht mehr als zwei bis drei Stunden um ihn durchzulesen. “Das große Hamstermassaker” ist zudem ein Buch, das man einmal liest und kein Klassiker den man immer wieder zur Hand nimmt. Und für eine seichte “Einmallektüre” ist es einfach zu teuer. Man sollte bei den Verlagen mal an den Geldbeutel der Eltern denken, die permanent Nachschub für ihre kleinen Leseratten brauchen.