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Das Buch: zwischen 50 und 500 rechteckige Blätter in Oktav, Quart oder Folio, an einem Rand fest miteinander verbunden, innen fast jede Seite mit kleinen schwarzen Lettern bedeckt . . . Jene, die mit diesen Zeichenmassen umgehen, sagen, daß sie die ganze Welt enthalten, die dies- und die jenseitige. Deshalb werden sie bald verehrt und behütet wie etwas Heiliges, bald verflucht und verfolgt wie etwas Dämonisches; kurz, sie beherbergen einen Zauber, der ausstrahlt bis in den letzten Schmöker. Vielleicht liegt es an dieser sakralen Aura, daß selbst unter jenen, die 'mit Büchern leben', nur wenige…mehr

Produktbeschreibung
Das Buch: zwischen 50 und 500 rechteckige Blätter in Oktav, Quart oder Folio, an einem Rand fest miteinander verbunden, innen fast jede Seite mit kleinen schwarzen Lettern bedeckt . . . Jene, die mit diesen Zeichenmassen umgehen, sagen, daß sie die ganze Welt enthalten, die dies- und die jenseitige. Deshalb werden sie bald verehrt und behütet wie etwas Heiliges, bald verflucht und verfolgt wie etwas Dämonisches; kurz, sie beherbergen einen Zauber, der ausstrahlt bis in den letzten Schmöker. Vielleicht liegt es an dieser sakralen Aura, daß selbst unter jenen, die 'mit Büchern leben', nur wenige eine genaue Vorstellung vom Buch als Artefakt und Ware haben. Wie werden Bücher produziert, vertrieben, erworben, entsorgt? Welche Rolle spielen dabei die VerlegerInnen, die DruckerInnen, die BuchhhändlerInnen? Warum machen sie aus dem einen Buch einen Bestseller, aus dem anderen aber einen Ladenhüter oder Ramsch? Wie kommt es überhaupt zu den merkwürdigen Ladenpreisen? Und weshalb kann sich das Buch, allen Kassandrarufen zum Trotz, gegen die Konkurrenz der neuen Medien behaupten? Davon soll in diesem Kursbuch, sechs Jahrhunderte nach Gutenbergs Geburt, so munter die Rede sein, als wäre das Buch der letzte Schrei.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.02.1999

Bangemachen gilt nicht
Zwischen Trotz und Weheklag: Das Kursbuch zum Buch

Der Titel eines der jüngsten Heftes der Zeitschrift "Kursbuch" heißt "Das Buch". So lapidar überschreibt man Lehrbücher oder Grabschriften. Vielleicht ist dieses Heft beides zugleich? In der Tat könnte man es all denen als Einführung empfehlen, die etwas wissen wollen über das Lektorieren, Herstellen, Verkaufen - und Vernichten von Büchern. Und wer keine grundlegenden Informationen sucht, weil er schon alles weiß, den unterhält es - wie sich das für eine gute Einführung gehört - mit nicht wenigen Beiträgen: mit Elke Heidenreichs zauberhaftem Essay "Wer nicht liest ist doof", der eine unsinnige These vertritt, aber so, daß man sie am Ende nicht nur für wahr halten möchte, sondern gleich anfangen will mit der Lektüre der Bücher, aus denen sie so listig zitiert; mit Tilman Spenglers grotesker Beschreibung einer Lesereise; mit Fritz J. Raddatz' furioser Satire "Der wahre Verleger".

Aus beinahe jedem Beitrag glaubt man noch etwas anderes herauszuhören: Ratlosigkeit. Wie könnte es auch anders sein in einer Situation, in der nur eines ganz sicher ist: daß alles, was ein solches Heft an aktuellen Informationen enthalten mag, schon beim Erscheinen eine Nachricht von gestern ist. Immer mehr Buchhandlungen geben auf, immer mehr Verlage werden von einem der Medienriesen in immer kürzeren Abständen gekauft. Immer größer werden die Berge der unverkauften Bücher - bis sie in einer der neuen gigantischen Büchervernichtungsanlagen beseitigt werden. Am Ende scheint sich der Pessimismus durchzusetzen, denn ausgerechnet der letzte Beitrag, der von Friedrich Kittler, trägt den Untertitel "Ein Rückblick auf das Buch".

Aber man läse falsch, wenn man das Heft nur als kleines Lehrbuch oder als Epitaph oder als beides zugleich aufnähme. Es gibt auch hoffnungsweckende Artikel: etwa den Bericht eines unverzagten Buchhändlers aus der Provinz oder die Statistik einer Buchwissenschaftlerin. Die sympathischste Trotzreaktion auf die Probleme des Büchermachens und -verkaufens äußert sich außer in dem Beitrag von Elke Heidenreich in einer Anzeige des Verlags Klaus Wagenbach: "Und es hob ein großes Wehklagen an über untreue Leser, verschlagene Presseleute, faule Buchhändler und die fiesen großen Verlage, die so viel Mammon in ihre gewinnenden Werbefeldzüge steckten. Wie so oft war auch dieses, werthe Leserin, werther Leser, weniger als die halbe Wahrheit. Unabhängigkeit beginnt im Kopf, mit dem Programm eines Verlages. Ist dies beliebig, austauschbar und, sagen wir: langweilig, muß man sich nicht wundern, wenn einem die Leser davonlaufen."

Wenn Wagenbach damit recht behalten soll, dann brauchen Verlage und Sortimente freilich eine Regierung, die nicht über die Steuergesetze den Buchmarkt untergräbt, dann brauchen sie eine EU-Kommission, der gegenüber sie nicht wünschen müssen, sie könnten bei einer anderen Unterschlupf finden: derjenigen, die so trefflich gegen den freien Handel mit einer beliebten Tropenfrucht kämpft. Sonst könnte es leicht dazu kommen, daß mancher Verleger, mancher Buchhändler lieber gleich Bananen verkaufte. ERNST-PETER WIECKENBERG

Kursbuch 133: "Das Buch". Hrsg. von Karl Markus Michel, Ingrid Karsunke und Tilman Spengler. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 1998. 201 S., br., 18,- DM.

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