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Das Standardwerk Fritz Löfflers gibt einen Überblick über die Jahrhunderte währende Baugeschichte Dresdens und seine bedeutende künstlerische Entwicklung. Bildhauern und Baumeistern von europäischem Rang, wie Balthasar Permoser, Carl Friedrich Pöppelmann, George Bähr, Gaëtano Chiaveri und Gottfried Semper, boten sich in der einstigen sächsischen Residenzstadt Aufträge und Möglichkeiten zur Entfaltung ihrer künstlerischen Talente. In über 500 Abbildungen wird die alte Schönheit dieser Stadt zu neuem Leben erweckt.

Produktbeschreibung
Das Standardwerk Fritz Löfflers gibt einen Überblick über die Jahrhunderte währende Baugeschichte Dresdens und seine bedeutende künstlerische Entwicklung. Bildhauern und Baumeistern von europäischem Rang, wie Balthasar Permoser, Carl Friedrich Pöppelmann, George Bähr, Gaëtano Chiaveri und Gottfried Semper, boten sich in der einstigen sächsischen Residenzstadt Aufträge und Möglichkeiten zur Entfaltung ihrer künstlerischen Talente. In über 500 Abbildungen wird die alte Schönheit dieser Stadt zu neuem Leben erweckt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.08.1995

Auf dem Balkon Europas
Fritz Löfflers Dresdner Betrachtungen

Nicht allein die Dresdner verehren Fritz Löffler. Auch im Westen, auch im Ausland kennen die Freunde der Stadt den Namen des Kunsthistorikers. Sein Buch über "Das alte Dresden" ist seit langem weit verbreitet; mit dem Titel hat der Autor selbst schon wieder Platz gefunden in der Kulturgeschichte, die er beschreibt. Wie ein Denkmal hält das Werk die Erinnerung wach, indem es das "Verlorene und Vertane" abbildet, "zur Trauer und zur Schande der Lebenden", meinte Erhart Kästner 1969.

Die Intentionen Löfflers traf das nur zum Teil. Für ihn war Dresden, wo er 1899 geboren wurde, eine "Vision", die die Zerstörung überdauern sollte. Bis zu seinem Tod im Jahr 1988 hat er zu der Stadt gehalten und dafür manche Einschränkung hingenommen, den Verlust der Freiheit nicht zuletzt. Schon im Dritten Reich wurde der Intellektuelle ausgegrenzt. In der DDR war er ungelitten, bisweilen verfolgt, weil er seine Stimme erhob, wann immer man daranging, auch das noch zu schleifen, was den Bomben widerstanden hatte. Denn Löffler wußte, und er sagte es etwa 1956 in München, "daß doch eine große Anzahl der bedeutenden Baulichkeiten, sowohl der monumentalen als auch der bürgerlichen, zu retten seien, wenn rechtzeitig Sicherungs-und Schutzmaßnahmen durchgeführt werden könnten". In Dresden hörte man solche Töne nicht gern. Die Politiker fühlten sich provoziert; sie drängten den Fachmann zurück ins zweite Glied der Denkmalpflege, was ihn jedoch nicht hinderte, den Planern weiter auf die Finger zu sehen.

Wie schwer, wie aussichtslos das mitunter gewesen ist, welche Ängste Fritz Löffler dabei ausgestanden, welchen Mut er bewiesen hat, zeigt jetzt eine ansprechend gestaltete Sammlung kürzerer Arbeiten, die auch etliche Dokumente, Briefe und Verfügungen enthält. Erstmals bekommen wir Einblick in den Nachlaß. Zu lesen sind Aufsätze über den Zwinger, über das "Palais am Taschenberg" und über die Brühlsche Terrasse, den "Balkon Europas"; dazu Porträts der großen Baumeister Pöppelmann und Semper. Außerdem Erinnerungen an zahlreiche Künstler, an Mary Wigman, an Schmidt-Rottluff oder an Hermann Glöckner. Mühelos schweift der Blick des Betrachters über die Jahrhunderte, vom Barock bis zur Gegenwart, von Canaletto bis zu Claus Weidensdorfer. Ebenso wie dem Überkommenen fühlt sich der Historiker dem Werdenden verpflichtet. Auch die Moderne gehört zu seiner Vision der kultivierten, der aufgeschlossenen Stadt; sie hat er mit kritischem Blick verfolgt, vom Expressionismus bis hin zu den Kunstausstellungen der DDR.

Obwohl selbst kein Maler, war Löffler schon 1932 Mitglied der Dresdner Sezession. Enge, freundschaftliche Beziehungen bestanden überdies zu Ida Bienert, zu der Frau des Dresdner Mühlenbesitzers, die seit 1910 eine der größten Privatsammlungen moderner Kunst zusammentrug, Werke von Cézanne, Picasso, Chagall oder Marc unter anderem. Und hier, bei den Bienerts, traf Löffler auch auf Theodor Däubler, der ihn nun wiederum mit Otto Dix bekanntmachen sollte.

Als er dann Jahrzehnte später, in der DDR, sein großes Buch über den Maler vorlegte, bekamen die Leser allerdings nur eine gestrichene Fassung zu sehen. Die Zensur hatte es so verlangt. Wie ein dunkler Schatten verdeckte sie ganze Passagen in Löfflers Werk, in dem Buch über das alte Dresden nicht anders als in den kleineren Arbeiten. Sogar ein Quartettspiel, das er entwickelt hatte, um den Kindern die Vergangenheit der Stadt nahezubringen, sollte seinerzeit wieder eingestampft werden. Und es ist zweifelsohne ein besonderes Verdienst der vorliegenden Auswahl, daß sie solche Hintergründe dokumentarisch zu erhellen sucht, zumal sich dabei zugleich die Grenzen der Macht abzeichnen.

Denn auch die Funktionäre mußten immer wieder nachgeben, einen Autor ertragen, der unter dem Schutz seines Wissens stand. Noch heute besticht das Geschick, mit dem er die Fakten sprechen ließ, Tatsachen arrangierte, die jede für sich nicht einmal von der Propaganda in Frage zu stellen waren. Oder was hätte man etwa dagegen sagen wollen, wenn es in einem Bericht über die zerstörende Umgestaltung des Dresdner Altmarktes hieß: "Es wurde die politische Aufgabe gestellt, einen zentralen Platz in der Mitte des Zentrums zu schaffen, der in vierfachem Umfang als Aufmarschplatz bei Demonstrationen zu dienen hat." In solchen Sätzen verwandelte sich die Wiederholung des Verlangten zur Bloßstellung. Die Wirklichkeit versagte vor der Vision, die zwischen den Zeilen schimmerte. Und wo man es merkte, da folgte die Verleumdung auf den Fuß. "Dafür werde ich", schrieb Löffler in einem Brief Ende der sechziger Jahre, "stundenlang verhört, bedrückt, deprimiert, und meine Arbeit wird öffentlich herabgesetzt." Dafür wurde er aber auch gelesen und verehrt. THOMAS RIETZSCHEL

Fritz Löffler: "Dresden - Vision einer Stadt". Aufsätze, Reden, Briefe und Dokumente. Hrsg.von Ingrid Wenzkat. Hellerau-Verlag, Dresden 1995. 325 S., 68 Abb., geb., 48,- DM.

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