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Es gibt keine Garantie für Gerechtigkeit. Santa Barbara in den frühen 1970ern. Richard Bone, der seine Frau und seine Kinder verlassen hat, um sich mit dem Verführen reicher Touristinnen durchs Leben zu schlagen, beobachtet eines Nachts, wie eine Leiche in einem Mülleimer entsorgt wird. Als er am nächsten Tag das Foto des Redneck-Millionärs J.J. Wolfe in der Zeitung sieht, glaubt er, den Mörder wiederzuerkennen. An der Seite seines Freundes Cutter, einem zynischen, versehrten Vietnamveteranen, beginnt die Jagd auf einen Mörder, der sie bis in die Ozarks führen wird.
Newton Thornburg wurde 1929 in Harvey, Illinois geboren und studierte an der Universität Iowa. Seine wichtigsten Romane erschienen in den 1970er-Jahren. Wie Ross Macdonald schrieb er über Santa Barbara. Neben bissigen Dialogen verstand er es, der Tragödie immer wieder auch komödiantische Züge abzuringen. Er wurde als "the only living American still looking for The Lost Generation" bezeichnet. Eine Ehre, die außer ihm Scott F. Fitzgerald, Hemingway oder Dos Passos zuteilwurde. 1998 lähmte ein Schlaganfall seine linke Seite und er geriet in Vergessenheit. Mit "Cutter and Bone" schrieb Newton Thornburg einen Klassiker des amerikanischen Noirs.
Produktdetails
- Verlag: Polar Verlag
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 367
- Erscheinungstermin: 23. Juni 2015
- Deutsch
- Abmessung: 212mm x 136mm x 30mm
- Gewicht: 502g
- ISBN-13: 9783945133163
- ISBN-10: 3945133165
- Artikelnr.: 41952586
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Kurven und Rundungen
Krimis in Kürze: Thornburg, De Giovanni, O'Connell
Die Methode, das literarische Gewicht eines Romans durch Prüfung des ersten Satzes abzuschätzen, mag ab und an zu falschen Urteilen führen - unterhaltsam ist sie immer. Nehmen wir diesen: "Es war nicht das erste und wahrscheinlich nicht das letzte Mal, dass sich Richard Bone mit einem Remington Ladyshaver rasierte." Bingo. Schon ist man mitten drin in Newton Thornburgs (1929 bis 2011) wiederentdeckten und nun erstmals von Susanna Mende vollständig ins Deutsche übersetzten Roman aus dem Jahr 1976, "Cutter und Bone" (Polar Verlag, 367 S., 14,90 [Euro]). Der Titel verweist auf zwei ungleiche Männerfreunde aus dem kalifornischen Santa Barbara,
Krimis in Kürze: Thornburg, De Giovanni, O'Connell
Die Methode, das literarische Gewicht eines Romans durch Prüfung des ersten Satzes abzuschätzen, mag ab und an zu falschen Urteilen führen - unterhaltsam ist sie immer. Nehmen wir diesen: "Es war nicht das erste und wahrscheinlich nicht das letzte Mal, dass sich Richard Bone mit einem Remington Ladyshaver rasierte." Bingo. Schon ist man mitten drin in Newton Thornburgs (1929 bis 2011) wiederentdeckten und nun erstmals von Susanna Mende vollständig ins Deutsche übersetzten Roman aus dem Jahr 1976, "Cutter und Bone" (Polar Verlag, 367 S., 14,90 [Euro]). Der Titel verweist auf zwei ungleiche Männerfreunde aus dem kalifornischen Santa Barbara,
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einer Stadt, die mit zwei großen Namen des Genres verbunden ist, mit Ross Thomas und Sue Grafton. Letztere siedelte ihre Ermittlerin Kinsey Millhone im fiktiven Santa Teresa an, um sich vor dem realen Santa Barbara von Ross Thomas zu verneigen.
Alex Cutter ist ein Vietnam-Veteran, der mit einem Auge, einem Arm und einem Bein zu wenig als Zyniker aus dem Dschungelkrieg wiederkehrte. Richard Bone hat Familie und eine bürgerliche Existenz als Marketingchef aufgegeben und verdingt sich als Gigolo. Er wird Zeuge einer nächtlichen Leichenentsorgung, ein übel zugerichtetes Mädchen landet im Müll, und das stellt die beiden Freunde vor die Alternative, den Fall der Polizei zu melden oder doch lieber den mutmaßlichen Mörder zu erpressen. Der ist nämlich reich, und gegen Geld haben Cutter und Bone keine Einwände, auch wenn sie wissen: Es ist nicht das Wichtigste im Leben.
Klar, wofür sie sich entscheiden, auch klar, dass man sich nicht mehr "in der guten alten Zeit der Rassendiskriminierung" befindet, sondern in den von Drogen, Alkohol, Pillen und Sex dominierten siebziger Jahren, dem Jahrzehnt des endgültigen Abschieds vom amerikanischen Traum. Danach kam Reagan. Thornburg zieht diese unkonventionelle Geschichte in staubtrockener Lakonie und niederschmetternder Konsequenz durch.
Sechs Breitengrade weiter nördlich auf der anderen Seite der Welt: Neapel, auf der Krimilandkarte nicht überrepräsentiert, gleichwohl dort eine Wiege des organisierten Verbrechens steht. Groß war hierzulande die Begeisterung der Kritiker für Maurizio de Giovanni und seinen im vergangenen Jahr hier erschienenen Roman "Das Krokodil", mit dem sich der Autor vom historischen Krimi ins zeitgenössische Neapel verlagert hatte. Mit "Die Gauner von Pizzofalcone" (Kindler Verlag, 396 S., br., 16,99 [Euro]) soll diese Erfolgsgeschichte wiederholt werden. Im Zentrum steht erneut der aus Sizilien nach Neapel strafversetzte Ispettore Lojacono, der zwischen einer hinreißenden Staatsanwältin und einer hinreißenden Wirtin erotisch eingeklemmt ist. Er wird einem Kommissariat zugeordnet, in das man Restposten des Polizeiapparats steckt, um es demnächst zu schließen.
Ein schneller Fahndungserfolg könnte helfen, der Fall ist so kompliziert wieder nicht: eine klassische Beziehungstat. Die sehr honorige Gattin eines nicht ganz so honorigen Notars wird mit einer Schneekugel erschlagen. Der tatverdächtige Gatte entpuppt sich rasch als Weiberheld, der eine schwangere Geliebte an der Backe hat. Jede Figur ist mit einer eigenen Binnenhandlung alimentiert, die der Autor auswälzt wie einen Pizzateig. Das Personal ist bunt wie eine neapolitanische Weihnachtskrippe, darunter eine wegen ihrer Schönheit kasernierte Schöne, ein autistischer Knabe, eine trinkfreudige Baronessa, ein mordender Mönch. Dazu ein Schuss Klassengesellschaft und Hinterhof-Lokalkolorit, um über das durchgehende Fehlen von Spannung hinwegzutäuschen. Und wenn Frau, dann kennt de Giovanni nur "wohlgeformte Rundungen", ein "tiefes Dekolletee" und "ausladende Kurven". Es ist eine Pizza mit allem, die de Giovanni hier in den Ofen schiebt - und die bestellt normalerweise keiner.
Gleicher Breitengrad, aber wieder zurück über den Atlantik: Im Central Park in New York tun sich surreale Dinge. Die Betreuerin einer Kinderschar erleidet beim Ansturm einer Rattenhorde einen Schlaganfall und wird von den Nagern vertilgt; ein verwahrlostes, doch feengleiches Mädchen mit blauen Augen und roten Haaren namens Coco ist Zeugin des Vorfalls. Sie redet untypisch für ihr Alter, hat Blut auf den Kleidern, das von drei Sterbenden tropft, die in Kokons auf einem Baum hängen. Gleichzeitig erledigt eine kolumbianische Putzfrau einen Kinderschänder, von dem die Polizei erst herausfinden muss, dass es sich tatsächlich um einen entlaufenen Kinderschänder handelt.
Diese und noch viel mehr Fälle kann nur eine lösen - Kathy Mallory von der Special Crimes Unit, der ein Gutachten zwar psychische Gesundheit attestiert, die die Kollegen wegen ihres komplett unverträglichen Sozialverhaltens aber lieber an den Schreibtisch gefesselt sähen. Carol O'Connells Heldin löst nach längerer Pause mit "Kreidemädchen" (btb Verlag, 542 S., br., 9,99 [Euro]) ihren zehnten Fall seit 1994, das ist eine gute Nachricht für all jene Leser, die Sinn für Übersinnliches und abweichende Verhaltensformen haben.
HANNES HINTERMEIER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Alex Cutter ist ein Vietnam-Veteran, der mit einem Auge, einem Arm und einem Bein zu wenig als Zyniker aus dem Dschungelkrieg wiederkehrte. Richard Bone hat Familie und eine bürgerliche Existenz als Marketingchef aufgegeben und verdingt sich als Gigolo. Er wird Zeuge einer nächtlichen Leichenentsorgung, ein übel zugerichtetes Mädchen landet im Müll, und das stellt die beiden Freunde vor die Alternative, den Fall der Polizei zu melden oder doch lieber den mutmaßlichen Mörder zu erpressen. Der ist nämlich reich, und gegen Geld haben Cutter und Bone keine Einwände, auch wenn sie wissen: Es ist nicht das Wichtigste im Leben.
Klar, wofür sie sich entscheiden, auch klar, dass man sich nicht mehr "in der guten alten Zeit der Rassendiskriminierung" befindet, sondern in den von Drogen, Alkohol, Pillen und Sex dominierten siebziger Jahren, dem Jahrzehnt des endgültigen Abschieds vom amerikanischen Traum. Danach kam Reagan. Thornburg zieht diese unkonventionelle Geschichte in staubtrockener Lakonie und niederschmetternder Konsequenz durch.
Sechs Breitengrade weiter nördlich auf der anderen Seite der Welt: Neapel, auf der Krimilandkarte nicht überrepräsentiert, gleichwohl dort eine Wiege des organisierten Verbrechens steht. Groß war hierzulande die Begeisterung der Kritiker für Maurizio de Giovanni und seinen im vergangenen Jahr hier erschienenen Roman "Das Krokodil", mit dem sich der Autor vom historischen Krimi ins zeitgenössische Neapel verlagert hatte. Mit "Die Gauner von Pizzofalcone" (Kindler Verlag, 396 S., br., 16,99 [Euro]) soll diese Erfolgsgeschichte wiederholt werden. Im Zentrum steht erneut der aus Sizilien nach Neapel strafversetzte Ispettore Lojacono, der zwischen einer hinreißenden Staatsanwältin und einer hinreißenden Wirtin erotisch eingeklemmt ist. Er wird einem Kommissariat zugeordnet, in das man Restposten des Polizeiapparats steckt, um es demnächst zu schließen.
Ein schneller Fahndungserfolg könnte helfen, der Fall ist so kompliziert wieder nicht: eine klassische Beziehungstat. Die sehr honorige Gattin eines nicht ganz so honorigen Notars wird mit einer Schneekugel erschlagen. Der tatverdächtige Gatte entpuppt sich rasch als Weiberheld, der eine schwangere Geliebte an der Backe hat. Jede Figur ist mit einer eigenen Binnenhandlung alimentiert, die der Autor auswälzt wie einen Pizzateig. Das Personal ist bunt wie eine neapolitanische Weihnachtskrippe, darunter eine wegen ihrer Schönheit kasernierte Schöne, ein autistischer Knabe, eine trinkfreudige Baronessa, ein mordender Mönch. Dazu ein Schuss Klassengesellschaft und Hinterhof-Lokalkolorit, um über das durchgehende Fehlen von Spannung hinwegzutäuschen. Und wenn Frau, dann kennt de Giovanni nur "wohlgeformte Rundungen", ein "tiefes Dekolletee" und "ausladende Kurven". Es ist eine Pizza mit allem, die de Giovanni hier in den Ofen schiebt - und die bestellt normalerweise keiner.
Gleicher Breitengrad, aber wieder zurück über den Atlantik: Im Central Park in New York tun sich surreale Dinge. Die Betreuerin einer Kinderschar erleidet beim Ansturm einer Rattenhorde einen Schlaganfall und wird von den Nagern vertilgt; ein verwahrlostes, doch feengleiches Mädchen mit blauen Augen und roten Haaren namens Coco ist Zeugin des Vorfalls. Sie redet untypisch für ihr Alter, hat Blut auf den Kleidern, das von drei Sterbenden tropft, die in Kokons auf einem Baum hängen. Gleichzeitig erledigt eine kolumbianische Putzfrau einen Kinderschänder, von dem die Polizei erst herausfinden muss, dass es sich tatsächlich um einen entlaufenen Kinderschänder handelt.
Diese und noch viel mehr Fälle kann nur eine lösen - Kathy Mallory von der Special Crimes Unit, der ein Gutachten zwar psychische Gesundheit attestiert, die die Kollegen wegen ihres komplett unverträglichen Sozialverhaltens aber lieber an den Schreibtisch gefesselt sähen. Carol O'Connells Heldin löst nach längerer Pause mit "Kreidemädchen" (btb Verlag, 542 S., br., 9,99 [Euro]) ihren zehnten Fall seit 1994, das ist eine gute Nachricht für all jene Leser, die Sinn für Übersinnliches und abweichende Verhaltensformen haben.
HANNES HINTERMEIER
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"Der beste Roman seiner Art seit zehn Jahren". New York Times"Das ist Literatur von höchster Qualität, so gut, dass es tragisch erscheint, dass es so wenige Leute lesen." The Guardian"'Cutter and Bone' handelt von der Zeit nach den Sechzigern, Amerika vor der Reagan-Ära, als eine Mischung aus Hedonismus und Idealismus einer verwöhnten Generation in eine chaotische Paranoia zerfällt. In der Art, wie es den Vietnamkrieg in die in die amerikanische Heimat holt, zählt es zusammen mit Robert Stones 'Dog Soldiers' zu den Schlüsselromanen der Epoche." The Independent
Und wieder einmal hat der Polar Verlag ein herausragendes Werk der Noir-Literatur veröffentlicht: „Cutter und Bone“ von Newton Thornburg, ein Thriller aus dem Jahr 1976, der 1981 unter dem Titel „Cutter’s Way – Keine Gnade“ mit Jeff Bridges verfilmt wurde. …
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Und wieder einmal hat der Polar Verlag ein herausragendes Werk der Noir-Literatur veröffentlicht: „Cutter und Bone“ von Newton Thornburg, ein Thriller aus dem Jahr 1976, der 1981 unter dem Titel „Cutter’s Way – Keine Gnade“ mit Jeff Bridges verfilmt wurde.
Richard Bone hatte die Nase voll von seinem Leben als treusorgender Familienvater. Deshalb quittierte er seinen Job und verließ Frau und Kinder Richtung Sunshine State. Seither verbringt er seine Tage in Santa Barbara mit Drogen, Alkohol und Frauen, von denen er sich für seine Dienste bezahlen lässt. Und er hängt mit Alex Cutter herum, einem Vietnam-Veteranen, der physisch und psychisch schwer gezeichnet ist. Beide tragen große Wut und Bitterkeit in sich, denn ihnen ist klar, dass sie das, was sie vom Leben erwartet haben, nicht bekommen werden.
Aber vielleicht gibt es doch noch glückliche Zufälle. Die Leiche einer jungen Frau in einer Mülltonne könnte für die beiden das Ticket in ein besseres Leben sein. Sie glauben nämlich, in dem Täter J. J. Wolfe, einen Superreichen aus Missouri, erkannt zu haben. Und diese Vermutung setzt bei Cutter einen Prozess in Gang, der sich verselbstständigt, denn er projiziert allen Hass, den er in sich trägt, stellvertretend auf diese eine Person. Er soll für den Mord bezahlen, natürlich auch in klingender Münze.
Die beiden Männer verlassen für die Suche nach dem Mörder sogar ihr gewohntes Umfeld und machen sich auf die Jagd. Selbst als das Aufspüren des Täters für Bone längst an Wichtigkeit verloren hat, kann Cutter nicht davon ablassen, wobei es ihm in errster Linie gar nicht darum geht, den Schuldigen zu strafen. Eigentlich möchte er sich nur stellvertretend an ihm rächen – für all das, was ihm sein Heimatland angetan hat.
„Cutter und Bone“ ist nur in zweiter Linie ein Thriller, in erster Linie ist es ein höchst politisches Werk, angesiedelt in einer Zwischenzeit. Die Flower-Power Bewegung ist fast schon abgehakt und Reagans Amtszeit hat noch nicht begonnen. Amerika kämpft mit seinem Vietnam-Trauma, und die heimgekehrten Soldaten werden mit ihren Kriegserlebnissen allleingelassen. So auch Alex Cutter, der Veteran mit den schlimmen Verletzungen, der voller Ärger und Hass auf Kapitalisten und Politiker ist, die sein Land in den Krieg getrieben haben. Dafür stellvertretend jagt er Wolfe und möchte ihn zur Strecke bringen.
Thornburg hält der Gesellschaft den Spiegel vor und beschönigt nichts. Er gibt der Wut seines Protagonisten ein Ventil, bringt diese in messerscharfen Dialogen mit einer gehörigen Portion Zynismus genau auf den Punkt. Ein Meisterwerk des Genres, das man gelesen haben sollte.
Eine kleine Notiz am Rande: Die Ozarks in Missouri wirken offenbar sehr inspirierend auf Noir-Autoren. Nicht nur Daniel Woodrell lebt und findet dort seine Themen, auch Newton Thornburg erwarb nach dem Verkauf der Filmrechte von „Cutter und Bone“ eine Ranch in den Bergen von Missouri.
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