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Robert Provine boldly goes where other scientists seldom tread--in search of hiccups, coughs, yawns, sneezes, and other lowly, undignified human behaviors. Upon investigation, these instinctive acts bear the imprint of our evolutionary origins and can be uniquely valuable tools for understanding how the human brain works and what makes us different from other species. Many activities showcased in Curious Behavior are contagious, but none surpasses yawning in this regard--just reading the word can make one succumb. Though we often take it as a sign of sleepiness or boredom, yawning holds clues…mehr

Produktbeschreibung
Robert Provine boldly goes where other scientists seldom tread--in search of hiccups, coughs, yawns, sneezes, and other lowly, undignified human behaviors. Upon investigation, these instinctive acts bear the imprint of our evolutionary origins and can be uniquely valuable tools for understanding how the human brain works and what makes us different from other species. Many activities showcased in Curious Behavior are contagious, but none surpasses yawning in this regard--just reading the word can make one succumb. Though we often take it as a sign of sleepiness or boredom, yawning holds clues to the development of our sociality and ability to empathize with others. Its inescapable transmission reminds us that we are sometimes unaware, neurologically programmed beasts of the herd. Other neglected behaviors yield similar revelations. Tickling, we learn, may be the key to programming personhood into robots. Coughing comes in musical, medical, and social varieties. Farting and belching have import for the evolution of human speech. And prenatal behavior is offered as the strangest exhibit of all, defying postnatal logic in every way. Our earthiest acts define Homo sapiens as much as language, bipedalism, tool use, and other more studied characteristics. As Provine guides us through peculiarities right under our noses, he beckons us to follow with self-experiments: tickling our own feet, keeping a log of when we laugh, and attempting to suppress yawns and sneezes. Such humble investigations provide fodder for grade school science projects as well as doctoral dissertations. Small Science can yield big rewards.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.12.2012

Was kratzt uns das
Der Amerikaner Robert Previne erforscht das Kitzeln, Gähnen, Husten, Niesen, Lachen, Rülpsen, Schluckauf und vieles mehr.
Jetzt hat er sein Wissen über „seltsames Verhalten“ in einem sehr schönen Buch zusammengefasst
VON JOHAN SCHLOEMANN
Mal ehrlich: Ist es ein bisschen her, dass Sie das letzte Mal gekitzelt wurden? Oder jemanden gekitzelt haben? Dann sind Sie, der statistischen Wahrscheinlichkeit nach, eher mittleren bis gesetzten Alters. Denn die Neigung zum Kitzeln nimmt im Alter ab. Allenfalls im Spiel mit Enkelkindern wird sie noch einmal aktiviert. Ganz anders ist es bei Jugendlichen und Kleinkindern: Teenager kitzeln sich viel. Das dient als spielerischer Ersatz oder als Vorspiel des sexuellen Kontakts. Und Säuglinge amüsieren sich sehr über die Attacken ihrer Eltern, bevor sie ein Wort sprechen können. Das Kitzeln ist, so beschreibt es der amerikanische Neurologe Robert R. Provine, „die liebevollste Form menschlichen Konflikts“. Ein simuliertes, angedrohtes Kitzeln, im Sinne von „Ich krieg’ dich!“, kann als der älteste Witz der Welt gelten – der einzige, der bei Schimpansen und Menschenbabys gleich gut funktioniert.
  Die Kitzelforschung ist kein abseitiger Spleen. Das Kitzeln ist nicht weniger als der Anfang eines Verständnisses vom Selbst, welches vom umgebenden Raum und von anderen Menschen abgesetzt wird. Beim Gekitzeltwerden lernt man, wo der eigene Körper aufhört, denn die Grenze der Person wird erst einmal durch die Haut gebildet. Unsere inneren Organe hingegen sind – gnädigerweise – im gesunden Zustand nicht kitzelig. Ohne diese Abgrenzung nach außen kann gar kein „inneres“ Ich-Bewusstsein entstehen. Man kann sich nicht selber kitzeln. Das Kitzeln ist ein frappanter Beweis dafür, dass eine saubere Trennung von Leib und Seele nur als rationalistisches Ideal funktioniert, nicht aber in Wirklichkeit.
  Robert Provine, Professor an der Universität von Maryland in den USA, ist Kitzelforscher. Seine Ehefrau schaut ihn inzwischen immer ganz misstrauisch an, wenn zu Hause wieder mal ein Angriff zu befürchten ist, den ihr Mann wissenschaftliche Recherche nennt. Robert Provine hat noch andere Obsessionen: Er ist auch Schluckauf-, Gähn-, Lach-, Schrei-, Hust-, Nies-, Kotz-, Juck-, Furz- und Rülpsforscher. Der Mann kann wirklich packend und lustig von diesen Dingen erzählen, aber er ist alles andere als verrückt. Robert Provine ist eine anerkannte Autorität in der Erforschung derjenigen menschlichen Verhaltensweisen, die als Unterbrechungen unseres „normalen“ Verhaltens wahrgenommen werden. Jetzt hat er alles, was er über solch „seltsames Verhalten“ weiß, in einem sehr schönen Buch mit dem Titel „Curious Behavior“ zusammengefasst.
  Dass man Gähnen, Niesen und so weiter als Brüche im Normalverhalten empfindet, gilt natürlich nur im Rahmen einer sozialen Konvention: Im zivilen menschlichen Verkehr soll man möglichst nicht zu auffällig seinem körperlichen Dasein Tribut zollen. In Wahrheit aber sind die „seltsamen“ Verhaltensweisen – auch jene, die sich auch beim besten Willen nicht unterdrücken lassen – nicht einfach „animalische“ Instinkte, sondern sie gehören zum Humanum dazu, ja, oft sind sie spezifische Ausprägungen der Evolution des Menschen als eines sozialen Wesens.
  Zum Beispiel ist das Weinen, genauer: „die Sekretion von Flüssigkeit aus den Tränendrüsen als visuelles Zeichen von Emotion“, ein exklusiv menschliches Verhalten. Das Weinen setzt Formen menschlicher Gemeinschaft voraus, es ist evolutionär jünger als anderes Verhalten. Man sieht es daran, dass Säuglinge erst Wochen oder Monate nach der Geburt Tränen kullern lassen, während sie ihr Unwohlsein vom ersten Atemzug an durch Schreien ausdrücken können. Schimpansen weinen nicht, Krokodile, der Folklore zum Trotz, auch nicht.
  Aber Krokodile können dafür gähnen, sogar Fische tun das. Doch nur beim Menschen und bei einigen anderen Primaten wirkt das Gähnen ansteckend. Das wiederum ist keine Folklore, sondern nachweislich so. Sogar das Lesen übers Gähnen kann, so erfahren wir ausdrücklich im Gähn-Kapitel, zum Gähnen anregen. Und Robert Provine berichtet, er habe sich derart intensiv als Gähnforscher betätigt, dass inzwischen sein bloßes Erscheinen bei seinen Studenten und Probanden einen Impuls zum Gähnen auslöse. Hingegen kann man nicht auf Kommando gähnen. Die Funktion des Gähnens – wenn es noch eine hat und nicht ein funktionslos gewordenes Erbe aus der Vorzeit ist – ist weiterhin ungeklärt. Doch die Übertragung des Gähnens auf andere gehört in jedem Fall zum sozialen Dasein menschlicher Gruppen, so wie auch andere Verhaltensweisen nachweislich ansteckend sein können, mitunter sogar bis hin zu regelrechten Massenhysterien: Erbrechen und Übelkeit; Jucken und Kratzen; das Schreien von Kleinkindern; und nicht zuletzt das Lachen.
  Das ansteckende Lachen nutzen TV-Sitcoms schamlos aus – erstmals am 9. September 1950 wurde im amerikanischen Fernsehen eine Show mit einer Tonspur von Publikumsgelächter aus der Konserve gesendet. Einsame Menschen lachen praktisch nicht ohne mediale Stimulation. Sozial wirksam ist auch der Husten: In den interessantesten Uni-Kursen, die von Studenten gut bewertet wurden – das haben Erhebungen ergeben –, wird auch am wenigsten gehustet. Dafür um so mehr in klassischen Konzerten zwischen den Sätzen – ein unschöner Ersatz für das unterdrückte Klatschen.
  Robert R. Provine schafft es in seinem Buch – das von Kapazitäten wie Steven Pinker und Frans de Waal mit Recht gelobt wird –, erhellende wissenschaftliche Fakten und Kuriositätenkabinett so zu mischen, dass es eine Freude ist. Mal liest man ein höchst aufregendes Kapitel über pränatales Verhalten, dann begegnet man einem Farmer aus Iowa namens Charles Osborne, der von 1922 bis 1990 chronischen Schluckauf hatte. (Die besten Tipps zum Beenden einen Schluckaufs: Niesen, Erbrechen, Einschlafen, Orgasmus oder Rektalmassage.) Nicht verschwiegen wird der große Ruhm des Franzosen Joseph Pujol, genannt „Le Pétomane“, der durch sein Rektum Tiergeräusche nachmachen und die Marseillaise spielen konnte, eine Hauptattraktion im „Moulin Rouge“ im Paris der Jahrhundertwende. Im Flatulenz-und Rülps-Kapitel berichtet Robert Provine von seinem Zögern, ob er als seriöser Akademiker wirklich auch in den Bereich der Furz-Forschung vorstoßen solle. „Doch als ich meine Festanstellung an der Uni sicher hatte, schritt ich unbeirrt voran.“
Robert R. Provine: Curious Behavior. Yawning, Laughing, Hiccupping, and Beyond. The Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge/London 2012. 271 Seiten, ca. 22 Euro.
Das Kitzeln ist ein frappanter
Beweis für die Abstraktion der
Trennung von Leib und Seele
Man blicke nur lange genug auf dieses Bild: Menschliches Gähnen ist nachweislich ansteckend. Manchmal reicht es auch schon, übers Gähnen zu lesen oder einem Gähn-Forscher zu begegnen, um dem Impuls zu folgen.
FOTO: PHOTOALTO/F1ONLINE
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