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Kurztext:
Cubanismo in der Musik und im Film, Kuba als nahgerücktes Fernziel des Tourismus ... Auch Inge Viett ist nach Kuba gereist. Sie berichtet von ihren unmittelbaren Erfahrungen: von den kleineren Sorgen des alltäglichen Überlebens und den größeren Problemen der Perspektiven. Inge Viett verheimlicht nicht ihre Sympathie. Sie hat eine - wenn auch manchmal bitter getrübte - Liebeserklärung an Kuba geschrieben.
Langtext:
Drei Monate war Inge Viett auf Kuba. Sie hat verschiedene Menschen getroffen, Gespräche geführt, in einem Kuhstall gearbeitet, die Insel durchreist. Sie suchte
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Produktbeschreibung
Kurztext:
Cubanismo in der Musik und im Film, Kuba als nahgerücktes Fernziel des Tourismus ... Auch Inge Viett ist nach Kuba gereist. Sie berichtet von ihren unmittelbaren Erfahrungen: von den kleineren Sorgen des alltäglichen Überlebens und den größeren Problemen der Perspektiven. Inge Viett verheimlicht nicht ihre Sympathie. Sie hat eine - wenn auch manchmal bitter getrübte - Liebeserklärung an Kuba geschrieben.

Langtext:
Drei Monate war Inge Viett auf Kuba. Sie hat verschiedene Menschen getroffen, Gespräche geführt, in einem Kuhstall gearbeitet, die Insel durchreist. Sie suchte nach den Wurzeln und den Überresten der Revolution, nach den Spuren der "neuen Menschen", die sich 1959 daran gemacht haben, ein freieres Leben ohne US-amerikanische Herren zu bauen. Sie lernte die kubanischen Städte kennen und die Arbeit auf dem Land, erlebte eine dieser fast endlosen öffentlichen Reden Fidel Castros, den Karneval von Santiago de Cuba, die Auswirkungen der neuen Tourismusstrukturen und der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen. Sie erzählt von den Widersprüchen, die sich zwischen der Selbstbehauptung gegen die westliche Ordnung und dem Arrangieren mit derselben auftun. Kuba als Paradies in der Karibik? Für Inge Viett ist Kuba eine bittersüße und trotzdem liebenswerte Erfahrung.

Presse:
- "Verzicht ist ein Vorsatz, von dem sich Inge Viett verabschieden muß, um sich in Kuba wohlfühlen zu können. Vielleicht kann der Reisebericht Inge Vietts ein weiterer Ansporn werden, in Zukunft mehr über die Ästhetik der Selbstdarstellung und des Blicks auf die Welt ehemaliger Guerillos und Guerillas nachzudenken." Susanne Messmer, taz
- "Von einer Begegnung mit Genosse Fidel erzählt sie ebenso wie vom Karneval in Santiago de Cuba. Dabei wird der Mythos von Kuba als karibisches Paradies und Buena-Vista-Idylle im Widerspruch zur Realität aufgedeckt." SZENE Hamburg
- "Cuba libre bittersüß ist nicht ganz das Buch zum momentanen Kuba-Boom. Auf der Suche nach den Wurzeln und Überresten der Revolution lernte die Ex-Terroristin ein Land voller Gegensätze kennen - zwischen Selbstbehauptung gegenüber dem kapitalistischen Rest der Welt und dem Arrangieren mit deren Prinzipien." taz Hamburg

Leseprobe:
Das Landleben bringt mich wieder zusammen mit dem Milieu meiner Kindheit, den Gerüchen, Geräuschen, Arbeitsmitteln und Gewohnheiten, den Tieren und Insekten, die aus der Welt der Städter längst verbannt sind. Aber das flößt mir zunächst durchaus keine heimatlichen, vertrauten Gefühle ein, denn zwischen Kindheit und jetzt liegt ein langes Stadtleben, und der Frosch in meinem Schrank, im Klo, im Waschbecken, mein Moskitonetz erklimmend, ist nicht mehr der Frosch, mit dem ich als Sechsjährige spielte, und die riesigen schwarzen Spinnen gleichen nicht mehr denen in den Mauerritzen der alten Bauernkate, und die Fliegen in der Milch sind mir jetzt viel befremdlicher als die zuckenden Fliegen am klebrigen gelben Fliegenfänger in der guten Stube damals. Dennoch hilft mir diese Wiedererkennung des alten Milieus, ganz schnell die Scheu vor meiner natürlichen Umgebung wieder zu verlieren. (...) Die CompaÒeros in der "Vaqueria" sind in der Mehrheit ausgebildete Spezialisten. Nur Manuel und Paco sind einfache Landarbeiter. Sie machen alle die gleiche Arbeit, aus ihren Beziehungen zueinander erkenne ich keine sozialen Unterschiede. Erst in Diskussionen stelle ich fest, daß der eine Veterinär ist, ein anderer Ingenieur, Agronom usw. Fast alle verstehen sich als Internationalisten, sie waren in Angola, China, Neuseeland und einige in der DDR an Projekten beteiligt. Sie sind voller Hingabe an Kuba, an Fidel. Sie sehen sehr wohl die Konflikte, die Widersprüche, die der Transformationsprozeß hervorbringt, das Abdriften eines Teils der Menschen in die Wertvorstellungen des Geldes, sie machen nicht die Augen davor zu. Aber für sie ist Kuba noch das Land des Che, Fidel Castros revolutionäre Integrität ist nicht in Frage gestellt, das ist für sie maßgebend, gibt ihnen Sicherheit, Ausdauer und Perspektive. Die Transformation zu kapitalistischen Strukturen nehmen sie hin als historischen Zwang, dem sie auf Dauer nicht widerstehen können, aus dem sie aber das Beste machen wollen. Soll er doch kommen, der Kapitalismus, sie werden Kubaner bleiben und nicht aufgeben, was die Revolution ihnen an Menschenwürde, Freiheit und Solidarität gegeben hat ... Ich fühle mich sehr wohl unter den CompaÒeros, ihre Zuversicht ist ohne Pathos und wie Balsam auf meinem von der Niederlage angegriffenen historischen Optimismus.

Zum Autor/Herausgeber: Inge Viett, geb. 1944, in Schleswig-Holstein aufgewachsen, zog 1969 nach Westberlin, wurde Mitglied der "Bewegung 2. Juni"; 1972 und 1975 verhaftet, brach beide Male aus dem Gefängnis aus. Kurze Mitgliedschaft in der RAF, 1982 Übersiedlung in die DDR. 1990 in Magdeburg verhaftet und 1992 zu 13 Jahren Haft verurteilt, 1997 entlassen. Veröffentlichte bei Nautilus: Einsprüche! Briefe aus dem Gefängnis (1996); Nie war ich furchtloser, Autobiographie (1997).

Von derselben Autorin sind erschienen:
- Nie war ich furchtloser; Autobiographie; 20,80 EUR, ISBN 3-89401-270-6
- Einsprüche! Briefe aus dem Gefängnis; 13,80 EUR, ISBN 3-89401-266-8
Autorenporträt
Inge Viett, geboren 1944, aufgewachsen in Schleswig-Holstein, seit 1969 in Westberlin und Mitglied der "Bewegung 2. Juni". 1972 und 1975 verhaftet, beide Male Ausbruch aus dem Gefängnis. Kurze Mitgliedschaft in der RAF, 1982 Übersiedlung in die DDR. 1990 in Magdeburg verhaftet und 1992 zu 13 Jahren Haft verurteilt, 1997 entlassen. Seit 1996 Veröffentlichungen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.11.1999

Ferne

"Cuba libre bittersüß" von Inge Viett. Edition Nautilus Verlag Lutz Schulenburg, Hamburg 1999. 126 Seiten. Broschiert, 19,80 Mark. ISBN 3-89401-340-0.

Das ist ein Buch für die letzten Aufrechten und Unbeugsamen, geschrieben von einer unverdrossenen Kämpferin für den Kommunismus, die - enttäuscht von der Welt und der Geschichte - nach Kuba reist, um dort die alten Ideale der Revolution und des Sozialismus zu beschwören. Inge Viett, ehemaliges RAF-Mitglied und verurteilte Terroristin, zeichnet ein sentimenal verklärendes, nostalgisch verbrämtes Bild der Insel, schwärmt von Fidel Castro und "el Che", bewundert den ungebrochenen Kampfeswillen ihrer Genossen im Geiste und begreift nichts von der kubanischen Wirklichkeit. Sie beschreibt zwar die Schwierigkeiten seit dem Zusammenbruch des Ostblocks, weigert sich aber mit bemerkenswerter Hartnäckigkeit, daraus die einzig möglichen Lehren zu ziehen: Viett will nicht wahrhaben, dass der Niedergang des Landes, die wirtschaftliche Zerrüttung, die sozialen Verwerfungen durch die Jagd nach Dollars systemimmanent sind und dass ihr idealisiertes Kuba nur ein von den Bruderstaaten alimentierter Traum war, der jetzt mit dem Ausverkauf an den Tourismus aufrechterhalten werden soll. Mit diesem Panzer aus Verblendung und Blauäugigkeit will sie ihren revolutionären Glauben vor der Ahnung schützen, dass die Insel bald "zu einer ,Demokratie' nach westlichen Werten entstellt" werden könnte. Die schemenhafte Wahrnehmung durch die ideologische Milchglasscheibe führt auch dazu, dass sie viele spanische Begriffe falsch schreibt und kaum einen Akzent richtig setzt. Der Parteiführung wird dieses Buch trotzdem viel Freude machen - sonst niemandem. (str.)

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