Some things are easier to forget than others...
Detective Inspector Ray Lennox has fled to Miami to escape the aftermath of a mental breakdown induced by occupational stress and cocaine abuse, and a harrowing child-sex murder case back in Edinburgh. But his fiancée Trudi is only interested in planning their wedding, leaving Lennox cast adrift, alone in Florida.
A coke-fuelled binge brings him into contact with another victim of sexual predation, ten-year-old Tianna, and Lennox flees across the state with his terrified charge, determined to protect her at any cost.
Can Lennox trust his own instincts?
And can he handle Tianna, while still trying to get to grips with the Edinburgh murder?
'A triumph' Observer
'Welsh is one of our most interesting writers' Sunday Telegraph
'A disturbing but vital read' Harper's Bazaar
_DISCOVER THE SECOND NOVEL IN IRVINE WELSH'S CRIME SERIES, THE LONG KNIVES, NOW_
Detective Inspector Ray Lennox has fled to Miami to escape the aftermath of a mental breakdown induced by occupational stress and cocaine abuse, and a harrowing child-sex murder case back in Edinburgh. But his fiancée Trudi is only interested in planning their wedding, leaving Lennox cast adrift, alone in Florida.
A coke-fuelled binge brings him into contact with another victim of sexual predation, ten-year-old Tianna, and Lennox flees across the state with his terrified charge, determined to protect her at any cost.
Can Lennox trust his own instincts?
And can he handle Tianna, while still trying to get to grips with the Edinburgh murder?
'A triumph' Observer
'Welsh is one of our most interesting writers' Sunday Telegraph
'A disturbing but vital read' Harper's Bazaar
_DISCOVER THE SECOND NOVEL IN IRVINE WELSH'S CRIME SERIES, THE LONG KNIVES, NOW_
Süddeutsche ZeitungDisneyland ist abgebrannt
Irvine Welsh setzt in „Crime“ einen schottischen Ermittler auf die Spur einer Kinderschänderbande in Miami
Ray Lennox hat sich diesen Urlaub wirklich verdient. Er hat sich von seiner Verlobten Trudi breitschlagen lassen, mit ihr nach Florida zu fahren, um diese Sache mit dem confectioner, der kleine Mädchen missbraucht und getötet hat, endlich aus seinem System rauszukriegen. Selbst für einen rauen schottischen Cop wie ihn waren diese Bilder der toten siebenjährigen Britney zu viel. Jetzt soll er in südlicher Sonne eine Hochzeit planen – Trudi schleppt Tag und Nacht das Hochglanzmagazin The Perfect Bride mit sich herum. Da kriegt er Beklemmungsgefühle noch anderer Art und haut einfach ab in die blaue heiße Nacht von Miami.
Man braucht nicht besonders viel Phantasie, um zu ahnen, dass Lennox just in denselben Schlamassel, aus dem er fliehen wollte, wieder hineinstolpert. Ehe er sich versieht, ist er einer Kinderschänderbande auf der Spur und versucht verzweifelt, die zehnjährige Tianna zu retten, die von ihrer eigenen Mutter dem Netzwerk der süßen Onkels in die Hände gespielt worden ist. Ein bockiges Kind, natürlich, aber Ray scheint der erste Mann zu sein, der es schafft, ihr Vertrauen zu erwerben. Dabei und dazwischen gibt es jede Menge Koks, Schlägereien, Verfolgungsjagden und schnittige Boote in den Mangroven. Ein Alligator frisst auf einen Happs das vorwitzige Hündchen der aufgetakelten Dolores, zur geheimen Genugtuung ihres Gatten Ginger. Kann man dem scheinbar so biederen Freizeitkapitän Chet wirklich über den Weg trauen? Und die im Stich gelassene Trudi sucht Trost in den starken Armen eines aalglatten Immobilienmaklers. Dennoch ist es kaum nötig zu sagen, dass alles doch noch sein gutes Ende findet und Tianna eine Einladung als Brautjungfer ins ferne Schottland erhält.
Es ist ein routiniert gemachter Unterhaltungsroman von der action-intensiven Sorte, den Irvine Welsh geschrieben hat, einem breiteren Publikum bekannt als Autor von „Train Spotting“. Immer wieder streift er das Literarische im eigentlichen Sinn, besonders in einigen knappen Szenen, die mit dem Rest des Buchs nur locker verbunden sind – etwa wenn Ray einen Porsche-Fahrer fertigmacht, rein verbal zur Abwechslung, der den Truck eines Latino-Hilfsarbeiters gerammt hat und dem nun die Schuld in die Schuhe schieben will. Und die sich entwickelnde Beziehung zwischen Ray und Tianna, die eine so ungewöhnliche Figur erst mal in ihr Weltbild einsortieren muss, hat ihre klaren dialogischen Höhepunkte. Mehr davon!, möchte man rufen; aber so werden keine fünfhundert Seiten voll. Als Füllmasse müssen eben doch die Klischees dienen, die das Zweideutige und Zaudernde nicht brauchen können. Die Cops unterscheiden sich von ihrer kriminellen Klientel höchstens so wie rechtsdrehende von linksdrehender Milchsäure, die Pädophilen sind so fies, wie man es sich nur wünschen kann, und gerade wenn man entzückt war, was für eine dumme Gans diese Trudi doch ist, stellt sich leider heraus, dass sie ein Herz aus Gold hat.
Das müsste gegen ein Genre-Buch keinen Einwand bedeuten. Aber dieses hat dazu eine spezielle konstruktive Schwäche: Es verlässt sich darauf, dass Pädophilie, steigerbar bis zum Sexualmord, als solche bereits genug Energie des Bösen besitzt, dass ein Thriller sich an diesen starken Motor bloß noch anzuhängen braucht. „Crime“ nennt Welsh seinen Roman, als wäre alles andere bis hin zum Totschlag nur eine Ordnungswidrigkeit in Unterschichtskreisen. Doch so sensibel die öffentliche Stimmung bei allem, was mit Kindesmissbrauch zusammenhängt, inzwischen reagiert – das erspart dem Autor keinesfalls die Arbeit, die Qualität des Dämonischen selbst zu erzeugen. Doch Welshs Versuch, Rays monomanisches Verhalten aus einem in seiner eigenen Kindheit erlittenen Übergriff herzuleiten, wirkt, bei allen Flashbacks, zahm und therapeutisch. So empfindet man „Crime“ als am besten gelungen an seinem Anfang, in der überaus langen Exposition, wo von der Pädophilenbande noch nicht die Rede ist – während der Kernplot trotz seines Tempos ziemlich durchhängt. „In einer Zeile von Welsh steckt mehr Leben als in einem ganzen Kilo seiner Zeitgenossen“, dieses landsmännische Lob, das der Glasgow Herald dem Autor spendet und das der Verlag zu Reklamezwecken wiederholt, geht ins Leere. Ach ja, das Leben! Es lässt sich höchst ungern in Kilos und Zeilen wiegen; es folgt nicht, wo es herbeizitiert werden soll, mag der nach Miami verschlagene Mann aus Schottland auch noch so inständig „Aye!“ schmettern, bevor er Nasenbeine knackt. Auch in diesem Buch findet es widerruflich meist dort statt, wo man es gerade nicht vermutet.
BURKHARD MÜLLER
IRVINE WELSH: Crime. Roman. Aus dem Englischen von Clara Drechsler und Harald Hellmann. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2011. 479 S., 19,99 Euro.
Der apodiktische Titel
suggeriert, jedes andere Delikt sei
nur eine Ordnungswidrigkeit
Die süßen Onkels lauern überall, auch unter der Sonne von Florida. Seinen Urlaub kann der Fahnder da bald vergessen. Foto: Julia Peschel/Ostkreuz
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Irvine Welsh setzt in „Crime“ einen schottischen Ermittler auf die Spur einer Kinderschänderbande in Miami
Ray Lennox hat sich diesen Urlaub wirklich verdient. Er hat sich von seiner Verlobten Trudi breitschlagen lassen, mit ihr nach Florida zu fahren, um diese Sache mit dem confectioner, der kleine Mädchen missbraucht und getötet hat, endlich aus seinem System rauszukriegen. Selbst für einen rauen schottischen Cop wie ihn waren diese Bilder der toten siebenjährigen Britney zu viel. Jetzt soll er in südlicher Sonne eine Hochzeit planen – Trudi schleppt Tag und Nacht das Hochglanzmagazin The Perfect Bride mit sich herum. Da kriegt er Beklemmungsgefühle noch anderer Art und haut einfach ab in die blaue heiße Nacht von Miami.
Man braucht nicht besonders viel Phantasie, um zu ahnen, dass Lennox just in denselben Schlamassel, aus dem er fliehen wollte, wieder hineinstolpert. Ehe er sich versieht, ist er einer Kinderschänderbande auf der Spur und versucht verzweifelt, die zehnjährige Tianna zu retten, die von ihrer eigenen Mutter dem Netzwerk der süßen Onkels in die Hände gespielt worden ist. Ein bockiges Kind, natürlich, aber Ray scheint der erste Mann zu sein, der es schafft, ihr Vertrauen zu erwerben. Dabei und dazwischen gibt es jede Menge Koks, Schlägereien, Verfolgungsjagden und schnittige Boote in den Mangroven. Ein Alligator frisst auf einen Happs das vorwitzige Hündchen der aufgetakelten Dolores, zur geheimen Genugtuung ihres Gatten Ginger. Kann man dem scheinbar so biederen Freizeitkapitän Chet wirklich über den Weg trauen? Und die im Stich gelassene Trudi sucht Trost in den starken Armen eines aalglatten Immobilienmaklers. Dennoch ist es kaum nötig zu sagen, dass alles doch noch sein gutes Ende findet und Tianna eine Einladung als Brautjungfer ins ferne Schottland erhält.
Es ist ein routiniert gemachter Unterhaltungsroman von der action-intensiven Sorte, den Irvine Welsh geschrieben hat, einem breiteren Publikum bekannt als Autor von „Train Spotting“. Immer wieder streift er das Literarische im eigentlichen Sinn, besonders in einigen knappen Szenen, die mit dem Rest des Buchs nur locker verbunden sind – etwa wenn Ray einen Porsche-Fahrer fertigmacht, rein verbal zur Abwechslung, der den Truck eines Latino-Hilfsarbeiters gerammt hat und dem nun die Schuld in die Schuhe schieben will. Und die sich entwickelnde Beziehung zwischen Ray und Tianna, die eine so ungewöhnliche Figur erst mal in ihr Weltbild einsortieren muss, hat ihre klaren dialogischen Höhepunkte. Mehr davon!, möchte man rufen; aber so werden keine fünfhundert Seiten voll. Als Füllmasse müssen eben doch die Klischees dienen, die das Zweideutige und Zaudernde nicht brauchen können. Die Cops unterscheiden sich von ihrer kriminellen Klientel höchstens so wie rechtsdrehende von linksdrehender Milchsäure, die Pädophilen sind so fies, wie man es sich nur wünschen kann, und gerade wenn man entzückt war, was für eine dumme Gans diese Trudi doch ist, stellt sich leider heraus, dass sie ein Herz aus Gold hat.
Das müsste gegen ein Genre-Buch keinen Einwand bedeuten. Aber dieses hat dazu eine spezielle konstruktive Schwäche: Es verlässt sich darauf, dass Pädophilie, steigerbar bis zum Sexualmord, als solche bereits genug Energie des Bösen besitzt, dass ein Thriller sich an diesen starken Motor bloß noch anzuhängen braucht. „Crime“ nennt Welsh seinen Roman, als wäre alles andere bis hin zum Totschlag nur eine Ordnungswidrigkeit in Unterschichtskreisen. Doch so sensibel die öffentliche Stimmung bei allem, was mit Kindesmissbrauch zusammenhängt, inzwischen reagiert – das erspart dem Autor keinesfalls die Arbeit, die Qualität des Dämonischen selbst zu erzeugen. Doch Welshs Versuch, Rays monomanisches Verhalten aus einem in seiner eigenen Kindheit erlittenen Übergriff herzuleiten, wirkt, bei allen Flashbacks, zahm und therapeutisch. So empfindet man „Crime“ als am besten gelungen an seinem Anfang, in der überaus langen Exposition, wo von der Pädophilenbande noch nicht die Rede ist – während der Kernplot trotz seines Tempos ziemlich durchhängt. „In einer Zeile von Welsh steckt mehr Leben als in einem ganzen Kilo seiner Zeitgenossen“, dieses landsmännische Lob, das der Glasgow Herald dem Autor spendet und das der Verlag zu Reklamezwecken wiederholt, geht ins Leere. Ach ja, das Leben! Es lässt sich höchst ungern in Kilos und Zeilen wiegen; es folgt nicht, wo es herbeizitiert werden soll, mag der nach Miami verschlagene Mann aus Schottland auch noch so inständig „Aye!“ schmettern, bevor er Nasenbeine knackt. Auch in diesem Buch findet es widerruflich meist dort statt, wo man es gerade nicht vermutet.
BURKHARD MÜLLER
IRVINE WELSH: Crime. Roman. Aus dem Englischen von Clara Drechsler und Harald Hellmann. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2011. 479 S., 19,99 Euro.
Der apodiktische Titel
suggeriert, jedes andere Delikt sei
nur eine Ordnungswidrigkeit
Die süßen Onkels lauern überall, auch unter der Sonne von Florida. Seinen Urlaub kann der Fahnder da bald vergessen. Foto: Julia Peschel/Ostkreuz
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A triumph... A great, redemptive book... It leaves you wanting more, much more Observer